Y & T + Evidence One (09.09.08 - Colos-Saal, Aschaffenburg)

Konnte man die amerikanischen Hardrocker Y & T in den vergangenen Jahren auf deutschen Festivalbühnen häufiger zu Gesicht bekommen (u.a. BANG YOUR HEAD 2003 + 2006, ROCK HARD FESTIVAL 2008), so sieht die Sache in deutschen Clubs schon ganz anders aus. Die Headlinershows der tourfreudigen Amis der letzten Jahre auf deutschem Boden kann man an einer Hand abzählen.
Deutschland und Y & T, das war noch nie eine Erfolgsgeschichte, warum auch immer?
Diese seltene Gelegenheit war Grund genug, mich dienstagnachmittags auf den Weg vom beschaulichen Saarland ins bayerische Aschaffenburg zu machen, und als ich kurz vor Showbeginn endlich am Colos-Saal eintreffe, war dieser bereits erwartungsgemäß ordentlich gefüllt. Kein Wunder, dass sich so einige dieses Gastspiel nicht entgehen lassen wollten.


Als Support hatte man die einheimischen Heavy-Rocker EVIDENCE ONE mit im Gepäck, die im letzten Jahr mit ihrem 3. Album „The Sky Is The Limit“ begeistern konnten. Um Punkt 20 Uhr eröffneten die Jungs mit dem Titeltrack der nach wie vor aktuellen Scheibe den Abend und wer die Band im vergangenen Jahr on stage erlebt hat, der dürfte sich erst mal verwundert die Augen gerieben haben, denn das Besetzungskarussell hat sich mal wieder ordentlich gedreht. Das Duo an den sechs Saiten wurde gleich komplett ausgetauscht, mit Barish Kepic (Ex-JADED HEART) und Connie Andreszka (Ex-CIRCLE OF PAIN) konnte man allerdings für gleichwertigen Ersatz sorgen.
Und anstelle von Achim Keller oder Bernd Herrmann nimmt nun Rami Ali, der bereits auf „Tattoed Heart“ und „The Sky Is The Limit“ zu hören war, auch live hinter den Kesseln Platz. Gut so!
Nach diesem heftigen Einstand schob man mit „Tattoed Heart“ den Titelsong von Album Nummer zwei gleich hinterher. Doch zu diesem Zeitpunkt war bereits abzusehen, dass der Auftritt der 5 Jungs nicht zu einem Triumphzug werden würde.
Ähnlich wie im vergangenen Jahr, als ich die Band bereits als Support von GOTTHARD sehen durfte, litt die ganze Chose daran, dass die bereits zahlreich Anwesenden mit dem, verglichen mit dem Headliner, zu hart rockenden Material wenig anfangen konnten.
Ein viel zu schlechter Sound tat sein Übriges, dass einfach keine richtige Stimmung aufkommen wollte, obwohl Songs wie „Critize The Truth“ oder „When Thunder Hits The Ground“ eigentlich für erhobene Hände und Fäuste prädestiniert sind.
Einen wirklichen Vorwurf kann ich den Mannen aber nicht machen, die Songs wurden souverän gezockt, die Ansagen von Fronter Carsten Schulz kamen symphatisch wie immer rüber und der wenige Platz auf Bühne wurde so gut wie’s geht ausgenutzt.
Erst nach gut einer halben Stunde tauten die Anwesenden bei „In The Beginning There Was Fire“ auf, doch nach diesem Song war der Abend für EVIDENCE ONE schon wieder gelaufen. Viele neue Fans dürfte sich die Band nicht erspielt haben, schlecht verkauft hat sie sich aber keineswegs! 

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Setlist Evidence One:
The Sky Is The Limit
Tattoed Heart
Critize The Truth
Frozen In Time
When Thunder Hits The Ground
Virus In My Head
In The Beginning There Was Fire 


Nach der üblichen Umbaupause von etwa 20 Minuten war es dann endlich so weit, die Band, auf die der Großteil der Zuschauer gewartet hatte, betrat unter den Klängen des bekannten Intros „From The Moon“ die Bühne. Und das Bild, das sich bei Y & T bot, war von Beginn an ein ganz anders als noch bei EVIDENCE ONE. Von der ersten Sekunde an herrschte eine gute Stimmung sowohl vor als auch auf der Bühne und der Sound war endlich so wie er sein sollte. Klar, differenziert und laut! Mit „Hurricane“ als Opener und dem „In Rock We Trust“ Classic „Don’t Stop Runnin’“ gelang ein Einstand nach Maß. Mastermind Dave Meniketti war gut bei Stimme und zauberte ein mitreißendes Solo nach dem nächsten aus dem Ärmel und auch die Mannen dahinter (Mike Vanderhule an den Drums) und daneben (John Nymann und Phil Kennemore an den 6 bzw. 4 Saiten) waren in Topform. Von der One-Man-Show des Dave Meniketti wie zu Beginn der Reunion vor ein paar Jahren ist heute nicht mehr viel übrig, Y & T sind 2008 eine Einheit, stärker denn je.
„Lucy“ vom 90er „Ten“-Album (1 Jahr vor PEARL JAM!) sorgte für die erste Überraschung des Abends, und deutete bereits an, dass Y & T keinesfalls auf Nummer Sicher in Sachen Setlist gehen würden, denn alle Phasen des Schaffens sollten berücksichtigt werden, angefangen vom Debütalbum aus dem Jahre 1976 bis hin zu den ungeliebten 90er Scheiben. So wechselten sich im Laufe des Abends Klassiker wie „Black Tiger“ oder „Dirty Girl“ mit unbekannteren Songs wie „Fly Away“ oder „Pretty Prison“ ab (beide vom „Incorrect Species“ Doppelalbum). Und die riesige Zahl an Hits, die Y & T im Laufe ihrer Karriere geschrieben haben, wird besonders daran deutlich, dass man es sich leisten konnte, Kaliber wie „Black Tiger“ oder „Mean Streak“ bereits sehr früh zu bringen, ohne befürchten zu müssen, dass die Stimmung anschließend abebben würde. Oder daran, dass trotz einer über 20 Songs umfassenden Setlist, Highlights wie „Open Fire“, „Eyes Of A Stranger“ oder „Rock & Roll’s Gonna Save The World“ dieses Mal nicht zum Zuge kamen. Aber darüber meckerte an diesem Abend niemand.
Bei „Mean Streak“ und „Midnight In Tokyo“ erreichte das Stimmungspegel zum ersten Mal den obersten Bereich, und auch auf der Bühne wurde die Stimmung von Song zu Song ausgelassener. Das Kultgetränk Jägermeister dürfte da sicher nicht unschuldig dran gewesen sein (die Lebensweisheit „don’t drink and play“ hat man im Laufe des Abends über Bord geworfen), was passt da besser als der „Barroom Boogie“. Es war wirklich schön zu sehen, dass es den Herren auch nach unzähligen Shows immer noch wahnsinnigen Spaß macht, ihre Songs zu performen, von routiniertem Runterspielen war man weit entfernt.
Wie es sich für Y & T gehört, wurde nicht nur kräftig drauflosgerockt, auch bluesige Nummern wie „Don’t Be Afraid Of The Dark“ oder Ballladen („Rescue Me“, „Ten Lovers“) kamen zum Zuge. Und das obligatorische Instrumental „I’ll Cry For You“ durfte natürlich auch nicht fehlen.
Das fetzige „Squeeze“, bei dem sich Basser Phil Kennemore mehr schlecht als Recht an den Vocals versuchte (die dann gleich mal leiser gedreht wurden), leitete nach über 2 Stunden den Endspurt ein; bei diesem Song stand der Unterhaltungsfaktor ganz klar im Vordergrund.
Und wie zu erwarten, schloss die Bandhymne „Forever“ den regulären Teil ab, doch Y & T ließen es sich natürlich nicht nehmen, noch mal auf die Bühne zu kommen, um mit einer 8-minütigen Gänsehautversion von „I Believe In You“ ein Konzert zu beenden, das keiner so schnell vergessen wird.
 
Dass die „alten Herren“ auch körperlich noch topfit sind, zeigte die Spielzeit von 2 Stunden und gut 30 Minuten (!), mit der an diesem Abend nur die wenigstens gerechnet haben. Da können sich die ganzen Jungspunde, die heutzutage noch nicht mal 80 Minuten packen, eine gehörige Scheibe von abschneiden.
Und dass damit noch lange nicht Schluss sein soll, beweist bereits die Ankündigung der nächsten Tour 2009 zum 35-jährigen Bandjubiläum, dann bitte mit mehr Deutschlandterminen. (Maik)

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Setlist Y & T:
Intro: From The Moon
Hurricane
Don’t Stop Running
Lucy
Dirty Girl
Lonely Side Of Town
Don’t Wanna Lose
Black Tiger
Don’t Be Afraid Of The Dark
Mean Straek
Fly Away
Hang ‘Em High
Midnight In Tokyo
Ten Lovers
Barroom Boogie
Pretty Prison
Rescue Me
I’ll Cry For You
Looks Like Touble
Squeeze
Forever
I Believe In You

Weitere Bilder findet ihr wie immer in unserer Galerie. Alle Bilder von Maik.

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