Faroese Music Awards 2023

fma 2023Bereits im letzten Jahr konnten die Faroese Music Awards (FMA) wieder ganz normal stattfinden; in diesem Jahr ist es also schon wieder business as usual. Doch das stimmt nicht ganz, denn es gibt gegenüber letztem Jahr einige Veränderungen. Zum 20-jährigen Jubiläum hat der Färöische Musikerverband, Tónleikasamband Føroya, die Ausrichtung der FMA übernommen. Damit einher geht auch ein Wechsel der Moderatoren. Eyðfinn Jensen ist nun der weitestgehend unsichtbare Sprecher im Hintergrund, während Finnur Koba auf der Bühne moderiert. Im „Außendienst“ ist Rannvør Fríða Eyðunsdóttir tätig.

Auch optisch hat sich etwas getan. Statt der üblichen kinoähnlichen Bestuhlung hat man nun den Raum weit geöffnet und es gibt sowohl Sitzplätze an Tischen, an denen v.a. die Nominierten sitzen, aber auch Stehplätze weiter hinten im Raum und die Zuschauer können wählen, ob sie lieber sitzen oder stehen möchten. Auch was die Kategorien angeht, hat man die FMA deutlich verschlankt und dadurch auch zeitlich verkürzt. Gab es im letzten Jahr noch Preise in 17 Kategorien, so hat man dies 2023 auf 10 reduziert. Dauerte die Preisverleihung früher immer mindestens 2 Stunden, ist man jetzt nach anderthalb Stunden locker durch.

Allerdings verzichtet man auch auf die früher so wichtigen Preise „Sängerin und Sänger des Jahres“, was nicht ganz nachvollziehbar ist. Daneben sind auch die Kategorien „Künstler des Jahres“, „Video des Jahres“, „Newcomer des Jahres“, „Gruppe oder Chor des Jahres“, „Produzent des Jahres“ und „Cover des Jahres“ entfallen. Dafür gibt es mit dem Preisen für „visuelle Identität“ (ersetzt im Grunde „Video des Jahres“) und mit „Aufsteiger des Jahres“ (ersetzt im Prinzip „Newcomer des Jahres“) zwei neu geschaffene Kategorien. Zum Teil kann ich das nachvollziehen, weil gerade „Künstler des Jahres“ ja im Prinzip auch mit anderen Kategorien erschlagen ist. Aber warum man so wichtige Kategorien wie „Produzent des Jahres“ (Was wären Musiker ohne die Produzenten?) abschafft, erschließt sich mir nicht ganz.

Auch der Einstieg ist viel plötzlicher – ohne große Ankündigung geht es mit Musik, der Hauptsache der Sendung, los. Erst danach folgt die Anmoderation, in der man auch über die vielen Neuerungen aufgeklärt wird. Eine weitere positive Veränderung wird alsbald sichtbar: Endlich werden die Namen und Funktionen der Moderatoren, Laudatoren und Musiker eingeblendet und nicht nur gesagt.

Da es sich um eine Jubiläumssendung handelt, wirft man zwischendrin mal den Blick zurück auf vergangene Sendungen, wobei der Fokus auf den unterhaltsamen Momenten liegt. Da ist z.B. Benjamin Petersen, dem entfallen ist, in welcher Kategorie er überhaupt einen Preis bekommen hat oder Terji Rasmussen, der just in dem Moment, in dem ihm der Preis verliehen werden sollte, vor der Tür zum Rauchen war. Aber auch der kenianische Vater von Jasmin Mote, der sich ausgelassen über den Preis für seine Tochter freut, wird wieder gezeigt.

Aufgelockert wird die Veranstaltung immer wieder durch Interviews mit im Raum anwesenden Musikern, wie z.B. Jón Rúni Høgnesen von der Vereinigung Ung í Dansi (dt. „Jugendliche im Tanz“), der gefragt wird, ob es denn für Leute in seinem Alter überhaupt cool ist, Kettentanz zu tanzen und alte Balladen zu singen. Seine Antwort: „Ich habe noch nie gehört, dass es nicht cool ist“. Spontan wird eine Ballade angestimmt, bei der alle im Publikum mitsingen.

Bei einigen der Preise ist es relativ klar, wer diese bekommen wird, bei anderen ist es überraschend, vor allem für die Musiker selbst. So erhält in diesem Jahr EIVØR den Preis in der Kategorie „Musikexport des Jahres“ und ist davon leicht überrumpelt. „Jetzt habe ich gedacht, dass ich einmal nur Publikum bin!“ und irgendwie hat man aber auch das Gefühl, dass EIVØR einen Preis bekommen muss und man deshalb immer irgendeine Kategorie dafür finden muss.

Emotional wird es bei der Verleihung des Preises für das musikalische Lebenswerk. Der diesjährige Preisträger Jóan Jakku Guttesen steht bereits mit seiner Truppe VÁGAVERK auf der Bühne zum spielen und wird während der Rückblende auf seinen musikalischen Werdegang im kleinen Bild eingeblendet. Auch er ist sichtlich überrascht. „Ich sollte doch einfach nur ein Lied spielen!“ REILEY, der im letzten Jahr fünfmal nominiert war, am Ende jedoch leer ausgegangen ist, gewinnt dieses Jahr endlich einen Preis, und zwar in der Kategorie „Visuelle Identität“. Da REILEY jedoch bereits im Zuge des Eurovision Song Contests unterwegs ist, nimmt sein Vater den Preis entgegen, den er für sehr passend hält, da Rani, so der echte Name seines Sohnes, so viel Zeit und Mühe auf die visuellen Aspekte in seinen Videos verwendet. Ob der zugehörige, in einen Albtraum aus rosa Plüsch gekleidete Laudator Niels Uni Dam sich REILEY optisch anpassen wollte oder schlicht eine Wette verloren hat, das bleibt der Autorin dieser Zeilen verborgen und das ist vielleicht auch besser so.

Die musikalische Gestaltung darf natürlich nicht zu kurz kommen und zwischen den Preisverleihungen gibt es immer Auftritte von Künstlern, die im vergangenen Jahr Musik veröffentlicht haben. Ungewöhnlich ist dabei der Auftritt des Chores SILVITNI, der nicht auf der Bühne, sondern an dem Tisch, an dem die Sängerinnen sitzen, performt wird. Übrigens ist hier mit Birgit Remmel auch eine Deutsche beteiligt. Leider habe ich es in diesem Jahr wieder nicht zu den Faroese Music Awards geschafft, obwohl ich bis eine Woche davor noch auf den Färöern war und im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich nicht noch eine Woche länger geblieben bin. Es gibt also einen guten Vorsatz für nächstes Jahr.

Nominiert waren die folgenden Musiker/Bands:

In der Kategorie Pop/Rock:

Album des Jahres:
VÁGAVERK – „Ivaveður“
GUÐRIÐ HANSDÓTTIR – „Gult Myrkur“
BRIMHEIM – Can’t Help Myself Into Different Shapes“
FRUM – „For The Blue Sky“
LEA KAMPMANN – „If I Ever Made You Cry I’m Sorry“

Song des Jahres:
MARIUS ZISKA – „Síggja Av Nýggjum“
TAMARA – „I Should Have Known Better“
ÆÐRARSOPPAR – „Ballast Millum Maðkar“
ESTER – „Spotlight“
RSP – „Send Mær Meira Pengar“

Visuelle Identität:
JOE & THE SHITBOYS
REILEY
EINANGRAN

Aufsteiger des Jahres:
RSP
ÆÐRASOPPAR
ARI HAMMER JOENSEN
EYÐI HØJSTED HORSDAL
IKAI

In der Kategorie Offene Gruppe:

Veröffentlichung/Konzert des Jahres:
ELI TAUSEN Á LAVA – „In A Field“
PAULI Í SANDAGERÐI – „Ælaveður“
FØROYAR SYMFONIORKESTUR – Herbstkonzert „Mattias Kapnas spielt Klavierkonzert von Kristian Blak
ANNA & ANGELIKA – „Akkordion og Violin“

Komposition des Jahres:
KÁRI JACOBSEN – „Vælsignaðir Barnaskógvar“
MADSEN EGILSTRØÐ – „Beinta: Departure“
YGGDRASIL – „ICHSKI“
KLINGRA – „Eitt Minni“
ODDUR JOENSEN – „Jazzmanian Devil“

Text des Jahres:
URD JOHANNESEN – „Útgava Rangvørg“
LÍV MARIA RÓADÓTTIR JAEGER – „Gult Myrkur“
ELINBORG PÁLSDÓTTIR – „Vera“

Die Gewinner sind:

In der Kategorie Pop/Rock:

Album des Jahres:
GUÐRIÐ HANSDÓTTIR – „Gult Myrkur“

Song des Jahres:
MARIUS ZISKA – „Síggja Av Nýggjum“

Visuelle Identität:
REILEY

Aufsteiger des Jahres:
RSP

In der Kategorie Offene Gruppe:

Veröffentlichung/Konzert des Jahres:
ANNA & ANGELIKA – Akkordeon og Violin

Komposition des Jahres:
KÁRI JACOBSEN – „Vælsignaðir Barnaskógvar“

Text des Jahres:
LÍV MARIA RÓADÓTTIR JAEGER – „Gult Myrkur“

Musikexporteur/Promoter des Jahres:
Eivør Pálsdóttir für EIVØR

Radiohit des Jahres:
RSP – „Send Mær Meira Pengar“

Preis für das Lebenswerk:
Jóan Jakku Guttesen

Allen Gewinnern sei herzlich gratuliert!

Live aufgetreten sind:

BRIMHEIM – „Can’t Hate Myself Into A Different Shape“
STEINTÓR RASMUSSEN – „Hvar Fert Tú Nú“
SILVITNI –„ Barn“ und „Glitra“
GUÐRIÐ HANSDÓTTIR – „T-Shirt“
VÁGAVERK – „Cajun Baby“
KONSØRN – „Window“
RSP – „Send Mær Meira Pengar“

(Anne)

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