Interview mit Urosh Kovacevic (Claymorean)

interviews 20211014 claymorean1Einer der besten traditionellen Metalalben des Jahres 2021 kommt aus Serbien. Wie, glaubt ihr nicht? Dann hört mal in „Eulogy For The Gods“ der Epic-Balkan-Metalband CLAYMOREAN an. Kein Firlefanz, sondern echter, ehrlicher Heavy Metal, welcher auf den Punkt kommt, mit mächtig Feuer im Arsch und große Melodien, fantastischen Riffs und eine Sängerin bietet, die besser als Doro und Lee Aaron zusammen screamt. Gitarrist Urosh führte das Interview mit Ralf in deutsch!

Ralf: Hi Urosh, erzähle mir bitte was über die Gründung von CLAYMOREAN. Wer kam auf die Idee eine Sängerin für den Gesang zu nehmen?

Urosh: Die Band wurde in den 1990er Jahren unter dem Namen CLAYMORE gegründet. Man änderte ihren Namen in CLAYMOREAN 2015, als ich der Band beitrat. Da Vladimir der Hauptkopf der Band ist, denke ich, dass seine Idee darin bestand, weiblichen Gesang zu haben, obwohl er selbst sehr gut singt! Wenn ich mich nicht täusche, gab es vor Dejana eine andere Sängerin, aber Dejana ist die Richtige und die Einzige! Ich persönlich denke, dass weibliche Vocals in der Metalmusik Räume für mehr musikalische Kreativität öffnen ... In unserem Fall zumindest

Ralf: Was waren/sind Eure Einflüsse ?

Urosh: Einflüsse variieren stark von Mitglied zu Mitglied. Persönlich kann ich sagen, dass ich Heavy Metal, Progressive Metal, Power Metal liebe. Alles, wo die Gitarre das dominierende Instrument ist. Also HELLOWEEN, JUDAS PRIEST, KING DIAMOND, RACER X, SYMPHONY X, CACOPHONY. Von den neuen Epic Metalbands mag ich VISIGOTH. Gute alte Schule!

Ralf: Was kannst Du mir über die Metalszene in Serbien berichten? Gibt es viele Auftrittsmöglichkeiten?

Urosh: Serbien hat viele Qualitätsbands. Früher gab es viel mehr Lokale für Live-Gigs. Leider sind viele davon schon länger geschlossen. Da wir Epic Heavy Metal spielen, gehören wir nicht zur kommerziellsten Bandklasse und heutzutage ist alles in Schubladen gepackt und CLAYMOREAN ist schwer als Band einzuordnen, die nur ein Genre spielt. Auch die ganze Situation mit der Pandemie ist nicht zu unseren Gunsten. Es fällt auf und man kann leicht bemerken, dass viele Gigs abgesagt werden und das zählt für viele verschiedene Länder der Welt. Trotzdem geben wir unsere musikalischen Träume nie auf.

Ralf: Lass uns über das aktuelle Album sprechen "Eulogy Of The Gods" sprechen, ein echter Kracher. Was gibt es über den Aufnahmeprozess zu sagen. Wie lange dauerte es, bis das Ding im Kasten war?

Urosh: Wow...das ist eine echt gute Frage. Das war ein komplizierter Prozess und ein langer, LANGER Weg. Das Hauptproblem war die Pandemie und so viele Ansteckungsfälle überall der in Welt, der Ausnahmezustand und alles kam irgendwie gleichzeitig auf uns zu. Auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, dass jeder Mitglieder der Band als Musiker/in noch reifer und unabhängiger in der Zwischenzeit geworden ist. Dies ist das erste Album, an dem wir alle mitgewirkt haben. Jeder von uns hat was Gutes und Musikalisches abgeliefert. Ich bin echt stolz darauf, dass ich ein (kleiner) Teil dieser Band bin.

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Ralf: Wie kamen die neuen Songs bisher live bei den Fans an?

Urosh: Es scheint mir so, dass wir mit unserer neuen Scheibe viel Staub aufgewirbelt haben. Fans in Kragujevac (Heimatort) sangen fast alle Songs mit. Ein tolles Gefühl für jeden von uns. Da finden wir eigentlich unsere Kräfte um weiterzumachen und was Neues aus dem Boden zu stampfen. Ein riesiges Festival können wir kaum erwarten.

Ralf: CLAYMOREAN sind wie geschaffen für Festivals wie Keep It True, Up The Hammers oder Swordbrothers oder?

Urosh: Ich fände es eine große Ehre, auf allen oben erwähnten Festivals auftreten zu dürfen. Es braucht viel Übung, Arbeit und Opfer, um das Spielniveau zu erreichen, das diese Festivals verdienen. Schließlich wäre es die Verwirklichung unserer Jugendträume. Auftritte auf Festivals, auf denen all unsere musikalischen Helden aufgetreten sind. Einfach großartig oder???

Ralf: Wie würdest Du jedes Bandmitglied beschreiben?

Urosh: Boah...ab und zu stellst du ja schwierige Fragen. Wir sind alle sehr unterschiedlich als Menschen. Meiner Auffassung nach sind wir sehr musikalisch und wir lieben was wir tun. Vlad kann echt gut singen das ist kein Thema und weiß, wie man ein Song macht und ist sehr talentiert im Komponieren. Dejana bestimmt hat eine hammermäßige Stimme und eine ganz eigene Stimmfarbe! Gox ist auch, genauso wie sein Bruder echt talentiert im Komponieren. „In The Tombs Of Atuan“ ist einer von meinen Lieblingssongs. Tolle Sache! Marko ist einer von den besten Schlagzeuger, mit dem ich je gespielt habe. Unglaublich talentiert und präzise. Vladimir ist ein sehr talentierter junger Musiker mit einem sehr guten Ton und einem sehr entwickelten Spielstil, den ich mag! Keiner von uns ist weder eifersüchtig noch ein Egomane. Wir geben nicht vor, Rockstars zu sein. Wir sind einfach sowohl normale als auch bodenständige Menschen.

Ralf: Wie wurdest Du damals zum Metalhead und wie kam es dazu, dass Du Gitarrist wurdest?

interviews 20211014 claymorean2Urosh: Als ich klein war, guckte ich SANTANA's Konzerte und vom ersten Augenblick hat er mich damals gefangen genommen. Schon später hab ich „Shredding“ entdeckt, im Alter von 16/17. Ich hab keine Ahnung ob man mich als Metalhead bezeichenn kann. Ich mag nur gute Sache und bin nicht Schuld daran, dass Metal so gut ist (haha). Ich müsste den Shred-Gitarristen dafür danken (Jason Becker, Malmsteen, Vinnie Moore, Richie Kotzen, Paul Gilbert), dass ich heute Metalhead bin. Was für Vorbilder!

Ralf: Ihr habt jetzt 3 Gitarristen in der Band. Warum das?

Urosh: Diese Frage ist wahrscheinlich so gut für Vlad geeignet, weil er der Hauptkopf der Band ist. 3 Gitarristen können gleichzeitig Vor- und Nachteil sein. Es ist schwer, drei Gitarren live zu bringen, denn das erfordert viel Übung von jedem von uns. Auf andere Seite Vladimir (der neueste Gitarrist) ist so gut und mega talentiert dass wir gar kein technisches Problem haben und mit drei Gitarren klingt aber alles voller. Letztendlich haben wir ein unsichtbares Mitglied, unseren Produzent Boris Schurlan. Der Typ ist einfach genial. Die besten Ohren aller Zeiten. Wir müssen es zur Kenntnis nehmen, dass die Produktion eine große Rolle spielt, in unserem Fall und es wäre ja ungerecht Boris NICHT zu erwähnen.

Ralf: Beschreibe das Gefühl, dass Du hattest beim allerersten Auftritt nach dem Lockdown?

Urosh: Ich muss ehrlich sein und sagen, dass CLAYMOREAN in den letzten sieben Jahren nicht so oft aufgetreten sind. Das wollen wir auf jeden Fall ändern. Jede positive Veränderung nach dem ersten Lockdown und nach der Massenschlägerei der Leute, die Toilettenpapier kaufen wollten sowohl in Deutschland als auch in meiner Heimat, ist mehr als willkommen. Das Gefühl beim ersten Auftritt nach dem Lockdown war großartig! Es war ein Gig in Kragujevac mit unserer brüderlichen und sehr talentierten Band OATHBRINGER! Ein Ereignis/Gig/Veranstaltung/Auftritt zum Erinnern! Auch der erste Gig mit unserem Schlagzeuger Marko. Alles in allem war's sehr aufregend!

Ralf: Was denkst du über Deutschland - the promised land for metal?

Urosh: Deutschland ist ohne Zweifel eines der musikalischsten Länder Europas. Nicht nur, wenn es um Metal geht. Wir erinnern uns für einen Moment an die großen Komponisten des Barock und des Klassizismus. Wenn es um Metal geht, denke ich, dass Deutschland neben den skandinavischen Ländern eine der führenden Quellen für gute Metal-Musik in Europa. Von den Achtzigern des letzten Jahrhunderts bis heute haben viele Metalbands in fast allen Subgenres des Metals große Spuren hinterlassen. Ich denke, dass der große Uli Roth in den 70er Jahren einen besonders großen Einfluss auf uns Gitarristen hatte, ebenso wie sein Bruder Zeno, der nie so viel Verdienst erhielt, wie er hätte haben sollen. Deutschland ist sicherlich ein großer Musikmarkt und das muss respektiert werden.

Ralf: Wie sehen Eure weiteren Pläne mit der Band aus?

Urosh: Ich fürchte dass wir zur Zeit wegen Corona keine konkreten Pläne haben können. Keiner von uns Musikern. Alles ist auf der ganzen Welt sehr unberechenbar. Im Moment hoffen wir nur auf eine gute Gesundheit und etwas Studienarbeit, aber lass es erstmal ein kleines Geheimnis bleiben.

Ralf: Möchtest Du unseren Lesern noch etwas mitteilen?

Urosh: Respektiert einander, liebt einander und bleibt gesund. Genießt gute Musik und unterstützt alles, was fair/gerecht und menschlich ist, und ich hoffe, euch bald bei einem von CLAYMOREAN's Auftritten zu sehen!

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