Interview mit Cravenhall (Teil 1)

cravenhall 200Bereits im letzten Jahr hatte ich die EP der deutschen Power Metal Band CRAVENHALL vorgestellt. Im Dezember haben sie das Cover „Hearts On Fire“ von HAMMERFALL veröffentlicht. Nun ergab sich die Möglichkeit ein Interview mit der Band zu führen, in dem wir die Bandgeschichte aufgerollt haben. Dafür haben wir uns ein wenig Zeit gelassen, weshalb das Interview zweigeteilt erscheinen wird. In diesem Part stellt euch die Band den Weg ihrer Gründung vor und die Herausforderungen, die sie gemeinsam zu lösen haben, um ein bestehen zu garantieren. Ebenfalls haben wir über den Entstehungsprozess ihrer EP gesprochen und ihre individuellen Erfahrungen, die sie davon mitgenommen haben. Wer die Band noch nicht kennt und sich einen Einblick in ihre Musik verschaffen möchte, der findet hier einiges an Hintergrundwissen.

Sarah-Jane: Wie und wann habt ihr euch kennen gelernt?

Marcel: Der Stephan hat mich damals über eine Thomann Anzeige kennengelernt. Erst war ich in seiner Band, dann hatten wir zusammen eine Band. Ein paar Jahre später kam ich mit Ideen für Cravenhall an. Das hat sich Jahre gezogen bis wir Demos hatten. Daraufhin bin ich auf die Suche nach Musikern meiner Wahl gegangen. Ich habe in Würzburg geschaut welche Musiker aus welchen Bands mir gefallen und habe die alle angeschrieben. Ich habe alle bekommen, die ich wollte. Danach hat es einfach sofort geklappt. Die Vorbereitung hat also nur ein paar Jahre gedauert.

Bernie: Um das vielleicht mal aus der Sicht eines angeschrieben zu beschreiben: Ich weiß, dass Marcel mich irgendwann auf Facebook geaddet hat, und ich wusste nicht wer er ist. Irgendwann schreibt er mich an und ich dachte mir “Marcel Winkler, wer ist denn das?”. Er fragte: “Bock auf Band?” und ich: „Ja, schon, aber erst in einem halben Jahr”. Und dann ist das halbe Jahr vergangen.

Marcel: Ich bin hartnäckig, ich bin drangeblieben: “Das halbe Jahr ist jetzt rum, was ist, bist du jetzt drinnen oder nicht?”. Und es hat geklappt.

Sarah-Jane: Wie war das bei dir Stephan?

Stephan: Ja ich war eigentlich immer mit dem Marcel unterwegs. Sobald irgendwas mit Musik war, war Marcel da und wir haben was zusammen gemacht. Also ich kann es mir gar nicht mehr vorstellen ohne Marcel Musik zu machen, denn das funktioniert halt immer und es ist immer so gewesen. Wir haben uns damals ganz früh kennen gelernt, wie alt waren wir denn da? Das war, keine Ahnung, achtzehn, neunzehn, zwanzig so?

Marcel: Also wir haben heute den 10. Jahrestag auf Facebook zumindest. Also da waren wir so zwanzig rum, da haben wir uns kennen gelernt.

 

Sarah-Jane: Wie ist eure Aufgabenverteilung? Gibt es jemanden der sich zum Beispiel um Social Media kümmert?

Bernie: Im Prinzip ist die Rollenverteilung sehr dynamisch bei uns geregelt. Wir haben keine festen Posten, wir haben eher Verantwortlichkeiten. Ich kümmere mich um Video und Social Media Kram. Stephan macht Social Media und Merchandise. Marcel ist so der “Ideenbündler”, das heißt, wenn Stephan oder ich eine Song Idee haben, oder Marcel, dann hält er das bei sich. Content Geschichten kommen Ideenmäßig von uns allen und ich poste meistens, was geplant ist auf Instagram, Marcel auf Facebook und Stephan macht einige Storys.

Marcel: Dadurch, dass der Bernie viel Videoschnitt macht, was Stephan mittlerweile auch macht und ich komplett Audio mit den Cravenhall Studios, können wir langsam selbst ein paar Sachen produzieren, die so “Semi-gut” sind. Audio- und Videotechnisch können wir schon selbst viel machen.

Bernie: Sagen wir “Semi-Professionell”. Es ist nicht auf einer Professionellen Basis, aber es ist schon fortgeschritten. Ich glaube, wir können alle noch etwas dazulernen, aber für Eigenproduktionen ist es meiner Meinung nach gut.

 

Sarah-Jane: Wie könnt ihr eurer Leben und die Band zeitlich vereinen? Klappt das oder gibt es da Schwierigkeiten oder Überschneidungen?

Stephan: Nein, grundsätzlich machen wir es so, wenn wir Bandproben haben, beziehungsweise falls wir sie haben zurzeit, planen wir das im Voraus. Wir sagen, wir sind zu der Zeit da und dann sind auch alle da. Wir haben alle Jobs die, ich sag mal nine-to-five Jobs sind, bei denen man den Nachmittag frei hat und sagen kann, dass man am Abend vorbei kommt und sich gewisse Sachen anschaut. Oder wir machen mal ein Meeting online wie jetzt gerade. Also grundsätzlich bekommen wir das alles relativ gut hin. Bei Gigs müssen wir gucken wie das in Zukunft ist, aber ich glaube das bekommen wir auch gut hin.

Bernie: Das größte Ding ist, dass man alles frühzeitig ausmacht, damit es klappt. Aus meiner Sicht: Ich habe eigentlich für gar nichts Zeit, ich studiere in Vollzeit Master, arbeite noch Teilzeit in einem Unternehmen hier in Würzburg. Das wichtigste ist Planung. Solange man Bock auf das Thema Band hat, funktioniert das. Wir sind gerade auf dem Motivationslevel, dass wir sagen, wir haben Bock drauf und wenn etwas nicht klappt, kommuniziert man das und dann finden wir eine Lösung. Bei Proben haben wir einen regelmäßigen Termin angesetzt und dann kann sich jeder drauf einstellen.

 

Sarah-Jane: Das ist vermutlich auch das Einzige, was man machen kann, wenn man Berufstätig ist. Könnt ihr aktuell noch proben beziehungsweise ist das überhaupt möglich?

Marcel: Also ich habe gegoogelt, Bandproben sind noch möglich. Aber je nach dem auch wer da persönlich mitmachen will. Wir machen derzeit ganz viel Video Content und produzieren Sachen und Songs. Ich glaube, da muss man nicht proben, sondern kann das mehr oder weniger von Daheim aus.
Bernie: Dadurch, dass die Songs schon relativ gut ausstrukturiert sind, muss eigentlich jeder sich nur sein Zeug anschauen, sein Instrument. Das schaut sich jeder an und dann klappen die Proben. Natürlich muss man die Lieder ein paar Mal durchspielen, damit es im Kontext funktioniert und damit jeder die Lieder verinnerlicht sind. Aber generell kommt jeder vorbereitet, mal besser mal schlechter und deswegen funktionieren die Proben meiner Meinung nach recht gut.

 

Sarah-Jane: Das klingt nach einem guten Klima und Zusammenarbeit. Kommen wir mal auf euer Musikgenre zu sprechen. Wie kamt ihr zum Power Metal? Hattet ihr vorher bereits Kontakt dazu gehabt oder habt ihr euch erst damit beschäftigt, als Marcel euch kontaktiert hatt?e Man muss ja das gewisse Können dafür haben.

Marcel: Ich war schon immer sehr vom Power Metal begeistert, mit Hammerfall und Blind Guardian. Ich wollte schon immer in die Richtung Fantasy. Mit Stephan war es die erste Zeit etwas weniger Power Metal-Riff lastig. Ein bisschen härter, also nicht ganz so die Gute-Laune-Melodie, sondern eher ein bisschen böser. Dann hat man sich so eingependelt und so hat sich auch die EP im Prinzip entwickelt. Seitdem Bernie dabei ist und bei Melodien mitentscheiden kann, wird es schon „kitschiger“ und geht sehr in die Power Metal Richtung. Ich glaube, wir entwickeln uns sehr gut in eine Power Metal Band. Aber zuvor waren wir eigentlich eine Rockband mit ein paar Power Metal angehauchten orchestralen Refrains. Die meisten Mitglieder kommen nicht aus dem Power Metal. Der Bernie ein bisschen, Stephan gar nicht, unser Schlagzeuger nicht, unser Bassist nicht, aber die arrangieren sich immer mehr. Letztens war der Bassist da, da wir haben Hammerfall aufgenommen und er hat gesagt er steht immer mehr auf Power Metal.

 

Sarah-Jane: Muss es nicht auch schwierig sein, sich musikalisch in das Genre hinein zu versetzen? Ihr müsst das Tempo, die Rhythmen und den Stil umsetzen.

Stephan: Ich muss tatsächlich sagen, ich bin überhaupt kein Power Metal-Mensch. Als wir damals angefangen haben, fand ich das so kitschig und schleimig. Mittlerweile verstehe ich, warum Leute Power Metal mögen - ich mag es immer noch nicht. Aber das, was wir machen, hat auch eine gewisse persönliche Note, die mir gefällt. Ich komm aus der Richtung Metallica, System Of A Down oder Slipknot. So ein bisschen “rougher”, weniger "fröhlich”. Ich bin ja für die schlechte Laune im Song zuständig, was Riffs angeht. Oder dunkle Seite. Deswegen bin ich über die Entwicklung von Cravenhall ganz froh. Wir haben so ein bisschen Ying und Yang. Wir haben mal fröhlichere Songs und wir haben auch welche, die sind überhaupt nicht fröhlich, sondern richtig düster. Dadurch, dass sich die Balance hält, finde ich es richtig gut, was wir gerade machen. Und weil ich früher viel Metallica gehört habe, ist die Geschwindigkeit oder die Präzision gar nicht mal so fernab. Ich glaube, das Gleiche gilt auch für den Olli, denn er spielt schnell und ich glaube ihm sind unsere Songs fast zu langsam. Für den Max kann ich da nicht sprechen.

Marcel: Ich kann mal für Max sprechen. Er hat mir gesagt, dadurch, dass wir so Ohrwürmer und solche Catcher haben und wir ja auch nicht so eine typische kitschige Power Metal-Band sind, gefällt es ihm. Es ist in die Richtung, aber erwachsener kann man nicht sagen, einfach weniger kitschig glaube ich. Das Ding ist, wenn die Band sich untereinander versteht, dann ist das ein Vorteil. Rein musikalisch: wenn es gute Musik ist, ist es gute Musik, Genre unabhängig. Und das sehen die anderen auch so.

 

Sarah-Jane: Ich finde es als Außenstehender sehr interessant, wenn es Bandmitglieder gibt, die das Genre nicht mögen. Aber ich kann es nachvollziehen, wenn Stephan diese Kombination in der Musik mag und jeder individuell einen Reiz an der Band findet.

Bernie: Ich glaube, man kann Cravenhall nicht so rein dem Power Metal zuordnen. Wir haben so viele unterschiedliche Charaktere, die es dann ausmacht. Oder was es dann am Ende interessant macht, rein musikalisch, für jeden einzelnen von uns. Weil wir vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen wären einen Song so und so zu schreiben. Wenn Stephan einen Song abliefert, hören wir drüber. Dann sage ich wir könnten das und das drüber machen, dann meint Marcel wir machen das und das. Dann ist es eigentlich ein anderer Song geworden, der aber trotzdem echt cool ist und man merkt, dass ein gemeinschaftliches Projekt entstanden ist. Und das macht es dann am Ende aus.

 

Sarah-Jane: Gehen wir mal auf eure EP ein. Was ist das besondere an der EP?

Marcel: Ich finde, das besondere an der EP ist einfach: ich habe das zusammen mit Stephan und einem Geschichtenschreiber erzählt, also eine komplette Story. Ein eigenes Dorf mit eigener Story, Herr-der-Ringe like. Und damit haben wir eine Konzept-EP, auch wenn es nur ein paar Songs sind. Das ist eigentlich das Besondere. Das war auch unsere erste Studioerfahrung. Als wir im Studio waren mussten wir uns erstmal finden und wissen jetzt auch, was wir wollen. Ich glaube, deshalb war‘s auch gut kein Album zu machen, sondern erstmal eine EP und sich so zu finden. Also steckt darin viel Geschichte, die vielleicht fortgeführt wird.

 

Sarah-Jane: Gibt es eine besonders schöne Erfahrung, die du aus der Studioerfahrung mitgenommen hast, außer der Sache, dass ihr euch erstmal finden musstet? Oder hast aus der Erfahrung etwas anderes gelernt?

Marcel: Also ich habe eigentlich am meisten draus gelernt, was ich will. Es ist sehr wichtig zu wissen, was man will und das auch umzusetzen. Sonst schwankt man einfach immer. Mit dem Produzenten, das war auch ein Test für mich und den Stephan. Das war nicht wirklich unser Genre, unser Ding. Und das war das wichtigste, was ich mit rausgenommen habe. Die Qualität ist okay, es hört sich mehr nach Rockproduktion an, als nach Metalproduktion. Aber ich fand, die wichtigste Erfahrung war zu wissen, was man will.

Stephan: Das war auch ein Prozess in Sachen Songwriting. Da haben wir viel gelernt was man macht, was man nicht macht und wie man dann tatsächlich auch aufnimmt. Aber ich denke, dadurch, dass wir lange im Studio waren, haben wir relativ viel How-to-Erfahrung mitgenommen. So Sachen wie: “Wie verhalte ich mich mit der Gitarre, auf was muss ich dabei achten?”, oder “Wie funktionieren Vocal-Aufnahmen?”, “Was funktioniert mit einer Backing-Vocal, wie viele Backing-Vocals brauche ich?”. Manche Sachen lernt man halt immer noch dazu. Sachen die im Hintergrund passieren, die man vielleicht gar nicht auf den ersten Moment hört. Also was da passiert, was man vielleicht einbauen kann.

 

Sarah-Jane: Dann habt ihr viel gelernt und könnt das für die Zukunft verbessern. Habt ihr einen Track von der EP, der euch besonders gefällt?

Marcel: Nein, eigentlich sind alle ziemlich gut. Ich finde “Hordes of Dreanor” sehr gut. Ich bin halt auch mega Warcraft-Fan, habe World of Warcraft gezockt und das ist an den Film angelehnt. Das ist schon einer der Stärksten meiner Meinung nach.
Stephan: Aber ich muss sagen, dadurch die Songs quasi eine Linie haben und die sich durchziehen, will ich auch gar keinen rauspicken. Die gehören zusammen, ganz ehrlich.

Bernie: Ich habe einen Song den ich gernhabe. Ich glaube, ich finde “Last Stand” am besten. Weil ich da ein Solo zu spielen habe, das mir gefällt. Mir gefallen die anderen auch, so ist es nicht, aber das gefällt mir mehr.

 

Sarah-Jane: Eine Frage hätte ich noch zu der EP. Ich fand es ganz besonders, dass ihr diesen Synchronsprecher oder das Orchester dazu geholt habt. Damit hat man gar nicht gerechnet. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Marcel: Also bei “Holy Firestorm” der Synchronsprecher. Der Song war einfach zu kurz. Dann haben wir den Clean-Part länger gemacht, aber da hat nicht wirklich ein Solo drüber gepasst. Es gibt den Hobbit, der Film. Im englischen gibt es eine Szene, in der der Zwerg über den Zwergenkönig spricht und praktisch ist das schon ziemlich genau der Text, den ich mit dem Stephan mal einsprechen wollte. Wir haben es probiert, aber die Stimmung hat sich nicht wirklich geändert. Und das ist es was die Synchronsprecher können. Wenn die sprechen, ändert sich die Stimmung. Ich habe dann in ein Forum geschrieben. Darauf haben sich ein paar gemeldet, er dann auch und hat mir über Facebook eine Nachricht gesprochen. Und seine Stimme ist ja so geil. Dann haben wir gesagt “Ja, lass mal ausprobieren”. Mit dem arbeiten wir in Zukunft vielleicht auch noch. Ich habe in eine Orchestergruppe geschrieben, ob mir jemand mal auf das Intro von “Holy Firestorm” orchestral etwas dazu arrangieren kann. Er hatte das falsch verstanden und hat so in die Richtung irgendwas komponiert. Wir fanden das alle so geil, dass wir gesagt haben: “Okay, das kommt auch mit drauf.”.

Sarah-Jane: Ja cool, dass das so gar nicht geplant war, sondern aus der Idee heraus spontan entstanden ist. Man kennt solche Synchronstimmen ja nur aus dem Film, aber das hat der EP dann das Epische verliehen.

 

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