Rammstein - Zeit

Rammstein Zeitnb mehrfachwertung

Mit “Zeit” veröffentlichen RAMMSTEIN einen hervorragenden Nachfolger zum selbstbetitelten Album aus 2019. Wie zu erwarten gibt die Band in ihrem typischen Stil einiges an Statements ab. Ein Stil, der ihren Fans nur allzu bekannt ist.

Bereits der Opener “Armee Der Tristen” bezieht textlich Stellung zu einem der größten Probleme der Pandemie, natürlich ist dies aber reine Interpretationssache. Ein ungewohnter, ruhiger und nicht sehr harter Opener, dennoch ist er sehr gut gewählt und stimmt großartig auf das Album ein. Der Übergang zur Single “Zeit” wirkt fast schon nahtlos, und das Album nimmt ähnlich wie die vorab veröffentlichte Single an Fahrt auf. Bedrohliche Klänge, perfekt gepaart mit der einzigartigen Stimme von Till Lindemann. Auch hier textlich ein sehr krasser Song, der einen an den größten Feind erinnert, die “Zeit” selbst.

“Schwarz” ist eine ebenfalls eher ruhige, sehr düstere Verneigung vor der Farbe Schwarz (Anm. d. Red.: Mir ist bewusst, dass schwarz keine Farbe ist, sondern die Abwesenheit von Licht). Eine fast schon romantische Verneigung vor der Dunkelheit und der Liebe zum Schwarzen. Mit “Giftig” wird es etwas flotter, und rein vom Stil erinnert mich der Song stark an “Haifisch”, zumindest baut er eine ähnliche Heiterkeit auf. Eine super Nummer, die auf den mittleren, deutlich flotteren Teil des Albums hinarbeitet. Erneut verstehen es RAMMSTEIN hier zudem richtig gut einen Ohrwurm zu erschaffen, der Refrain setzt sich jedenfalls sofort fest.

Über “Zick Zack” konnte ich mich bereits ausführlich im Single-Review auslassen, RAMMSTEIN pur. “OK” ist eine Abkürzung und erinnert stark an “Bück Dich” oder auch “B********”. Neben einem sehr coolen Rhythmus, der ordentlich nach vorne geht, bietet der Song einen großartigen Refrain, den man definitiv jederzeit und überall laut mitsingen kann. Am besten in Anwesenheit von Frauen, die frühzeitig ihre Männer unterwerfen wollen (Anm. d. Red.: nur meine Sicht, nicht die der ganzen Redaktion).

Spätestens mit “Meine Tränen” sind die Parallelen zum “Mutter”-Album unüberhörbar. Ein weiterer Song, der mit der männlichen Mutterliebe auf morbide Art und Weise umgeht. Ein hervorragend düsteres Stück, das eine wahnsinnige Atmosphäre aufbaut. Ähnlich dystopisch wird es mit “Angst”, bei dessen Video ich zum Ende hin tatsächlich eine Gänsehaut feststellen musste. Eine wunderbare Abrechnung mit der momentanen Situation auf der Welt, noch dazu unglaublich gut musikalisch umgesetzt.

RAMMSTEIN haben ihre Musik schon immer als Gesamtkunstwerk gesehen, was bei “Angst” nur einmal mehr deutlich wird. Großartiges, wenn auch sehr düsteres Kino mit einer Aussagekraft, die man sich in der heutigen Zeit von mehr Künstlern und Musikern wünschen kann. Gegen Ende des Songs lässt Till seine Stimme noch einmal richtig bersten, wie einst bei “Puppe”. Ein Stilmittel, das noch nicht so häufig bei RAMMSTEIN eingesetzt wurde und damit sehr eindringlich ist.

Nach einem so dystopischen Song wird es Zeit für Volksmusik, Vorhang auf für “Dicke Titten”. Selten habe ich mich derart über bayrische Volksmusik erfreut wie hier. Textlich rechnen RAMMSTEIN hier ziemlich deutlich mit der hoch beliebten und scheinheiligen Volksmusik ab.
Der romantischste Song aller Zeiten über “Lügen” folgt im Anschluss. Eine großartige Hommage an alle Lügner dieser Welt. Noch dazu sehr viel tiefgründiger, als man auf den ersten Blick vermuten würde, RAMMSTEIN sind eindringlicher denn je.

Nach zehn hochkarätigen Songs beendet die Band das Album und sagt “Adieu”. Langsam und sehr industrial-lastig beginnend, feuert die Band noch einmal ihre Riff-Salven ab. RAMMSTEIN geben erneut alles und beenden ihr Album “Zeit” auf perfekte Art und Weise. Es sei allerdings noch erwähnt, dass RAMMSTEIN auch auf “Zeit” sehr mit offensichtlich beabsichtigten Selbst-Zitaten hantieren, dies war bereits auf dem Vorgänger deutlich zu spüren, ich selbst finde das aber wenig problematisch.

“Zeit” bietet alles, was ich mir von dem Album erwartet habe, insgesamt fällt es nicht so hart aus wie “Herzeleid” oder “Mutter”, bietet dafür aber sehr viel Abwechslung und zeigt eine Band, die wahnsinnig gut in Form ist. Zudem sprechen mich die Texte der Band mehr denn je an, auch wenn dies eher trauriger Natur sein mag, da die Welt insgesamt momentan keine gute “Zeit” durchschreitet. Gut gebrüllt Herr Lindemann, wollen wir alle hoffen, dass “Adieu” nur die Verabschiedung für das Album und nicht für die Band ist. (Pascal)

Bewertung:

Pascal9,0 9 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 68:16 min
Label: Rammstein / Universal Music
Veröffentlichungstermin: 29.04.2022


Anne6,5 6,5 / 10

Jochen7 7 / 10

Maik7,5 7,5 / 10

Matthias7,0 7 / 10


Rammstein Zeit big

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden