Toto - With A Little Help From My Friends

TotoDer Plan war recht klar und simpel, aber wie immer kommt das große Übel überall dazwischen. Die AOR-Giganten spielten im letzten Herbst ein Streaming-Konzert, gaben dort Europatourdaten bekannt und kündigte zwei Sololaben der beiden Hauptprotagonisten an. Tatsächlich veröffentlichten Steve Lukather und Joseph Williams auch ihre Alleingänge, die auf ordentliches Echo stießen. Nur mit der Tour haperte es, die wurde vor ein paar Wochen auf das nächste Jahr verschoben, aber dafür übernehme ich keine Gewähr mehr. Denn Stand der jetzigen Dinge hätte die in zwei Wochen beginnende Rundreise nicht abgesagt werden müssen. So kommt der Online-Gig von TOTO noch einmal zu Ehren und wurde nun für die Nachwelt aufbereitet. Leider gibt es "With A Little Help From My Friends" nur als CD/Blu-Ray-Kombination physisch zu erwerben.

Am 21. November letzten Jahres versammelte sich die neuformierte Band in den SIR-Studios in Los Angeles und hatte einfach eine gute Zeit, wobei man natürlich noch ein paar Freunde eingeladen hatte. Den Proberaumcharakter bekommt man über die gesamte Spielzeit nicht aus dem Gefühl, in der Tat hat man die Truppe schon konzentrierter zu Werke gehen sehen. Natürlich wird sie nie mehr in der Traumbesetzung wie in den Jahren 2013 und 2014 auftreten, als Cracks wie Nathan East und Simon Phillips den Rhythmus für das klassische Tastendoppel vorgaben. Aber auch die neuen Leute sind nicht von Pappe und werden sich hoffentlich irgendwann auf der Bühne beweisen können.

Ein wenig ihres Talents können sie sich schon hier schon zeigen, auch mit Xavier Taplin und Steve Maggiora kommen die Keyboardharmonien gut rüber, auch wenn sie den typischen Yamaha-Sound nicht ganz aus ihren Nord-Teilen heraus kitzeln können. Bei den Chören wackeln die beiden ein wenig, aber das gilt für das gesamte Ensemble, dafür verfügt Maggiora über eine schöne hohe Backgroundstimme, die auch mal etwas in den Vordergrund darf. Am besten macht sich aber immer noch Allzweckwaffe Warren Ham, der schon lange mit TOTO um die Erde reißt. Nicht nur an den Congas macht er eine gute Figur, sondern sorgt mit seinen Bläsertönen für schöne echte Momente.

John Pierce und Robert "Sput" Searight liefern das mächtig groovende Rhythmusfundament, agieren dabei sehr locker und dynamisch. Locker sind auch die beiden Mainman drauf, wobei sie es ein bisschen zu lässig angehen lassen. Gerade in das sonst so beeindruckende Solo von "Hold The Line" schleichen sich ein paar Fehler ein. Dafür kann er es bei "Kingdom Of Desire" rausreißen, das wunderbar atmosphärisch die Szenerie erfüllt. Der guten Stimmung zwischen den Musikern ist das nicht abträglich, die habe ihren Spaß an der Sache. Da es eben nur ein paar geladene Freunde in das Studio geschafft haben, die sich nur wenig bemerkbar machen, gibt es mehr Raum für die Kommunikation zwischen Lukather und Williams.

Die beiden freuen sich diebisch, hier merkt man die pure Spielfreude, auch wenn die Konzentration etwas fehlt. Die Band brennt nach der langen Pause, will vielleicht fast zu viel. Phasenweise stellt sich da ein Feuerwerk ein, bei dem alle Beteiligten voll dabei sind. Williams kommt es entgegen, dass es viele Stücke aus der Zeit mit ihm am Mikro gibt, für mich die stärkste Phase der Formation, hier kann er seine unbeschwerte Melodiösität zur Entfaltung kommen lassen. Dafür liegt ihm das Soulige des ebenfalls selten gespielten "You Are The Flower" eher weniger, dafür sind da seine Hintermänner mit feiner Rhythmik da. Am Ende gesellt sich noch der tourmüde Mitbegründer David Paich auf die Bretter und haut bei "Rosanna" und dem titelstiftenden Cover in die Tasten.

Allerdings bringt die Umsetzung auf Konserve nichts nennenswert Neues zum Vorschein. Soundtechnisch ist das nicht immer so auf der Höhe wie das brillante "Live In Poland", dafür tönt es rau und direkt aus den Boxen, mir ist bei TOTO allerdings doch ein klares Klangbild lieber. Bei den Bildern herrscht ein Mangel an Nahaufnahmen, die einem den Zauber des Handwerks der Musiker näher bringen, was einer der wenigen Punkte ist, von dem gestreamte Studiokonzerte leben. Es wird allerdings Zeit, dass genau dieses Kapitel geschlossen wird, aber auf die Truppe muss man noch über ein Jahr warten. Mit solch halbgaren Veröffentlichungen überbrückt man die nicht adäquat. (Pfälzer)

 

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 69:12 min
Label: Mascot Label Group
Veröffentlichungstermin: 25.06.2021

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