Kingdom Come - Ain´t Crying For The Moon

Kingdom Come - Ain´t Crying For The Moon Irgendwie wollen die böse dreinblickenden Herren auf dem Pressefoto nicht recht zum Albumcover passen, das eine leichtbekleidete Dame zeigt… Ein wenig nach New-Metal sehen sie aus – der mittelmäßig rasierte Herr mit der Stoffmütze vielleicht sogar eher nach Techno. Dabei spielen KINGDOM COME doch „nur“ Hard Rock – zudem besteht die Band eigentlich nur noch aus Lenny Wolf, der „all instruments and vocals“ beisteuert – die übrigen Herren kommen nur bei einigen wenigen Songs zusätzlich zum Zuge.

Ende der Achtziger war das anders – da waren KINGDOM COME eine „richtige“ Band, die praktisch über Nacht auf der Bildfläche erschien, mächtig beeindruckte und mit Größen wie den SCORPIONS oder WHITESNAKE tourte.
Nach langer Pause in den Neunzigern gab es dann 2002 und 2004 neues und eher gemäßigtes KINGDOM COME Material - und jetzt kommt Lenny eben mit „Ain´t Crying For The Moon“ aus dem Studio und verspricht, wieder ordentlich knackige Riffs auszuteilen. Lenny – wie könnte es anders sein – schwärmt davon, dass das neue Scheibchen eines seiner härtesten Alben sei und er erfolgreich die KINGDOM COME-Wurzeln ins Jahr 2006 hat herüber retten können…

Leicht spacig lassen sich die ersten Takte des Openers mit dem ebenfalls spacigen Titel „Two Legged Sheep“ an, die sich aber alsbald in die versprochene „Wall Of Guitars“ wandelt – und im Midtempobereich mächtig Dampf ablässt. In ähnlicher Manier rockt und sägt sich Lenny fortan durch das Album – durchgängig bleibt der Gitarrensound leicht spacig verzerrt und die Soundwand fegt durchaus einiges weg – lediglich die bisweilen arg synthetisch klingenden Drums lassen einen Drummer aus Fleisch und Blut vermissen. Deutlich wird dies zum Beispiel beim ansonsten zackigen „Not Here To Be Your Friend“. Ein wenig Anleihen nehmen KINGDOM COME aus der Sleaze-Ecke, mal klingt man eher nach W.A.S.P. – aber über allem steht stets die (zugegeben) etwas gewöhnungsbedürftige Stimme von Lenny.

Der Titeltrack lässt großes vermuten – nicht nur ist er mit acht Minuten Spielzeit der mit Abstand längste Titel auf dem Album, sondern hier haben die Gastmusiker ihren ersten großen Auftritt. Zunächst lässt Lenny es deutlich balladesk angehen und präsentiert sich in dieser Lage stimmlich hervorragend, ab der Mitte nimmt der Härte- und Lautstärkepegel deutlich zu und die Nummer verliert sich leider ein wenig.

Das übrige Material wandert kontinuierlich zwischen den bisherigen Varianten hin und her – sei es die balladesken „Perfect Citizen“ und „Removed The String“, das eindringliche, wenngleich leicht monotone „This Is My Life“ oder auch das sphärische „Darkroom“.
Dazwischen platziert sich ein unscheinbares „Friends In Spirit“ oder ein erfreulich knackiges „Look At You“.
Kurz vor dem Schluss gibt Lenny mit „Across The Universe“ noch eine Schnulznummer vor dem Herrn zum Besten, um schließlich mit „Get It On (2006)“ noch mal richtig abzurocken.
Die beste Nummer aber versteckt sich zur Mitte – „Bon Scott“ betitelt lässt bereits erahnen, wo´s lang geht – starke Anleihen beim Riff von „A Long Way To The Top“ wird hier klassisches AC/DC zelebriert.

Nun – KINGDOM COME – oder vielmehr: Lenny Wolf – hat hier ein durchaus ansprechendes Rock-Album abgeliefert. Leider ist der Gesamteindruck aber doch ein wenig durchwachsen, als da wären neben den herausragenden Anspieltipps doch einige zu seichte Durchhänger. Zudem klingt Lenny einfach zu selten frisch und kräftig und viel zu oft zu angestrengt und weinerlich.
Nichtsdestotrotz darf man hier gerne ein Ohr riskieren, schließlich befindet sich die Combo nach den experimentellen Vorgängeralben wieder auf dem richtigen Weg.

Note: 6,5 / 10

Anspieltipps: „Ain´t Crying For The Moon”, „Bon Scott”, „Look At You”

VÖ: 20.10.2006

Spielzeit: 62:40 min
Titel: 13
Label: Frontiers Records

(Naglagor)
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