September Murder - He Who Invokes Decadence

SeptemberMurder_HWID160pxWenn man an den Harz in Deutschland denkt, so drängt sich einem unweigerlich die höchste Erhebung dieser Gegend auf: der Brocken. Ein Brocken ganz anderen Kalibers sind SEPTEMBER MURDER aus Thale im Harz. Die Jungs zelebrieren progressiven Death Metal höchster Kajüte, so wie ich ihn schon lange nicht mehr gehört habe.

Denkt man, man hätte schön alles gehört, kommt eine Nachwuchskapelle um die Ecke und belehrt einen eines bessern. Wenn man so wie die Jungs von SEPTEMBER MURDER an einem solch geschichtsträchtigen Ort wie Thale, ganz in der Nähe zum Hexentanzplatz und anderer mystischer Orte der vorchristlichen Sachsen aufwächst, wird einem das Spirituelle schon einmal in die Wiege gelegt. Wenn man sich als junger Musiker dann auch noch für die brutalste und dunkelste aller Musikrichtungen entscheidet, hat man leichtes Spiel seinen eigenen Stil zu finden.
Warum singt man dann nicht über Bienchen und Blümchen oder macht angesagten Hip-Hop, wenn man in dieser Gegend aufwächst? Ich behaupte einfach mal, dass man alleine schon von der majestätischen Natur, die einen umgibt, überwältigt ist und mit diesem Gefühl anfängt zu komponieren. Da kann gar kein cooler Hip-Hop bei rauskommen. Die 2005 als zwei Mann Projekt gestarteten SEPTEMBER MURDER zelebrieren brutalen, dunkeln Death Metal, mit einer Vorliebe für melodische, zusammenhängende Strukturen. Es wird von Beginn des Albums an deutlich, dass man es hier mit einem äußerst durchdachten Konzept zu tun hat. Laut Band sind hier 1,5 Jahre an kompositorischer Arbeit reingesteckt worden. Ich habe schon lange kein Album, gerade im Death Metal gehört, welches so verschnörkelt und gleichzeitig brutal daherkommt. Man kann es nur teilweise mit OPETH vergleichen und ich würde auch PESTILLENCE als Vergleich heranziehen. Die Vergleiche anderer Szene-Magazine mit Genre-Größen wie NECROPHAGIST sind deshalb nicht so weit hergeholt. Mit den Vergleichen meine ich aber nur die Vielfalt, die Vielschichtigkeit, die es zu entdecken gibt. „Endlich mal ein richtiges Album", möchte man sogleich ausrufen!
Nach der verstörenden metallisch klingenden Gitarre Eingangs zu „Under Severed Skies" ,wird man abrupt auf eine Blastbeat-Reise, nur unterbrochen von groovigen Parts ,mitgenommen.
„Among Vultures" startet mit einem prägnanten Riff und überrascht das ein oder andere Mal mit hervorragender Gitarrenarbeit. Besonders am Ende, klingt der Song hypnotisch und fast schon jazzig aus.
Was dann folgt, ist mit Worten schlecht zu umschreiben: Dark-Ambiente Klänge läuten langsam eingeblendet „From Adoration..." als Intro zu „...To Deterrence" ein, das dann durch hyperschnelle Doublebass-Passagen und von sehr technischem, mechanischem Riffing begleitet wird. Das Anfangs sehr harte und schnelle „May Conviction Force Reckoning" endet wiederrum mit einer hypnotisch wirkenden Passage, um dann in ein weiteres Gehacke zum Münden. „In Celebration Of Mankind's Wretchedness" ist ein ebensolcher Hassbrocken wie „May Conviction Force Reckoning" mit vertrackten Strukturen. Wieder einmal reicht Sänger Oliver's gesangliche Bandbreite von gesprochenem Growling, tiefem Growling, und hohem Grindcore-Gequicke. Das elfminütige Epos „He Who Invokes Decadence" erinnert als Titeltrack nun doch stellenweise an OPETH.

SEPTEMBER MURDER haben seit ihren letzten Album „Agony in Flesh" eine ordentliche Schippe draufgelegt. Ob das dem Neuzugang am Bass Marcus Kühne (auch bekannt von den deutschen Death-Grindern METZGORE) zu verdanken ist, wage ich nicht zu beurteilen. (Bassist Guntar Elsaßer stieg im Jahr 2011 während der Aufnahmen zum aktuellen Album aus.)

Was angenehm auffällt ist, dass die Band ihr Konzept, den Titelsong an das Ende des Albums zu stellen, fortgesetzt hat – als den krönenden Abschluss eines gelungenen Albums. Inhaltlich geht es im neuen Album laut Sänger Oliver um folgendes:
"'He Who Invokes Decadence' ist viel mehr als nur ein klassischer Death Metal-Schlachtruf. So verbirgt sich hinter dem Konzept des Albums der Schrei nach der aggressivsten Form der Zuneigung - der Nächstenliebe. Die Texte des Albums umschreiben den moralischen Verfall des Menschen, den klaren Grenzbruch zwischen dem gesellschaftlichen Glaubensbekenntnis und dem Selbstverständnis der gewaltsamen Teilhabe daran."

Soundtechnisch erwartet den geneigten Hörer eine Produktion der Spitzenklasse. Eingetütet wurde das Album wieder im Schmiedeberg 7 Studio unter der Regie von Jens Martinek. Im Frühjahr 2013 übernahm Peter Neuber in seinen Mega Wimp Sound Studios das finale Mastering. Neuber ist vor allem durch seine bisherigen Arbeiten mit Bands wie NASUM, VOMITORY, PRIMORDIAL and WAR FROM A HARLOTS MOUTH bekannt. Für das großartige Artwork (kann ich davon bitte ein Poster haben?) zeichnet sich wieder Christian Herzer von GUULarts verantwortlich.

Wegen schlechter Erfahrungen mit der Musikindustrie, vertreiben die Jungs von SEPTEMBER MURDER das neue Album in Eigenregie. So kann das neue Album sowie der Backkatalog der Band gegen entsprechende Gebühr bei Bandcamp heruntergeladen werden. Als Gegenleistung erhält man fantastische Musik, die man auch noch in verschiedenen Komprimierungen herunterladen kann. Auch mich hat es in den Fingern gejuckt und ich habe mir die ersten beiden Platten geladen! Das geht bequem und schnell z.B. per PayPal oder Kreditkarte.
Solch einer Hingabe zur Musik und der Qualität der Vermarktung sollte man unbedingt den Vorzug geben. Die Kohle, die man entrichtet, landet direkt beim Künstler, was auch Sinn der Sache ist. Wahrscheinlich werden nur noch ganz wenige sich eine richtige CD kaufen wollen, meistens nach einem Gig.

Ich meine, auch bei SEPTEMER MURDER greift wieder meine von mir letztes Jahr eingeführte Rubrik: New Wave Of German Death Metal. Ich heiße somit eine weitere Band im erlauchten Kreise der Auserwählten willkommen. (Andreas)

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Bewertung: 9/ 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 50:07 min
Label: Eigenvertrieb
Veröffentlichungstermin: 17.06.2013

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