Vicious Rumors - Electric Punishment

Viciousrumors_ElectricpunishmentSie sind endlich wieder in der Spur angekommen, die sie so lange verloren zu haben schienen. Nach dem tragischen Tod von Sänger Carl Albert 1995 gerieten VICIOUS RUMORS ins Schlingern. Allzu offenkundige Trendanbiederei, schwache Alben und halbgare Versuche von Mastermind Geoff Thorpeden Frontmann zu ersetzen ruinierten den grandiosen Ruf der Combo. Erst 2006 schuf man mit "Warball", bei dem James Rivera den Gesang übernahm wieder ein Werk, welches dem Namen der Band würdig war. Doch auch diese Besetzung hielt aufgrund interner Querelen nicht lange, so dass man 2009 mit Brian Allen am Mikro erneut anfangen musste. Das sehr starke "Razorback Killers", welches die Truppe in Topform zeigte, bestätigt den Aufwärtstrend, nun geht mit "Electric Punishment" der Nachfolger ins Rennen.

Zeigte schon der Vorgänger genau das, was die Fans von der Truppe hören wollen, so schließt man hier nahtlos an. Bereits der Einstieg mit "I Am The Gun" liefert nach dem wuchtigen Intro Gitarrensperrfeuer vom Feinsten, hier gibt es voll auf die Zwölf und keine Gefangenen. Geoff Thorpe und sein neuer, alter Partner Thean Rasmussen lassen ihre Äxte nach aller Regel der Kunst kreisen, ballern obendrein noch einen ganzen Satz Doppelleads hinaus.
Und der Opener zeichnet auch die Marschrichtung eines Großteils der Scheibe vor, immer schön geradeaus, immer Abteilung volle Attacke. In "Black X List" zieht das Tempo mit voll durchgetretener Doublebass sogar noch an und einzelne kurze lockerere Momente sind nichts mehr als die Ruhe vor dem Sturm. Larry Howe, der Mann an den Kesslen, das zweite Urgestein im Line-Up sorgt immer für den nötigen Punch, serviert im gnadenlos thrashigen "D-Block" noch ein paar starke Drum-Breaks.

Fast ist man ein wenig ob des unaufhaltsam gestreckten Galopps etwas geplättet, doch ein paar andere Zitate findet man schon noch auf "Electric Punishment". Den Titeltrack zum Beispiel, der kaum weniger vehement, dafür mit gedrosselter Geschwindigkeit aufwartet. Schwerfällig walzt das Teil ebenso machtvoll voran wie der Rest des Materials. Brian Allen, mit dem man hoffentlich endlich den etatmäßigen Ersatz für Albert gefunden hat, schreit sich die Seele aus dem Leib, ein Metalshouter wie er sein sollte.
Ähnlich zäh dringt das düstere "Eternally" aus den Boxen, bei welchem Allen stimmlich sehr tief geht. Sicherlich die ungewöhnlichste Nummer auf dem Album, dessen Gitarrenriffs - und melodien fast von ALICE IN CHAINS stammen könnten. Doch keine Angst, der Sound, den die beiden Sechsaiter fahren ist immer messerscharf und traditionsbewusst, eine erneute Anbiederung an die Neunziger steht nicht zu befürchten. Wie auch auf den beiden letzten Werken schmiedet man den Stahl klar aus einer Achtziger-Schmelze, das lässt auch klangliche Ausflüge immer homogen erscheinen.

 

Denn neben dem erwähnten, leicht experimentellen Track entdeckt man ein paar Hardrockzitate, vor allem bei der abschließenden KISS-Coverversion "Strange Ways". Eher ein Lied aus der dritten Reihe im Fundus der Glam-Überväter, aber den Rest hat man ohnehin schon zu oft gehört. Dass VICIOUS RUMORS auch selbst derartige Sachen komponieren könne, beweisen sie bei "Together We Unite". An TWISTED SISTERS "The Price" angelehnte Leadfills und eine lässig groovende GUNS´N´ROSES-Schlagseite lassen das Ding rocken. Doch durch das Spiel des Fünfers und die eindeutige Produktion fällt es ebenso wenig aus dem Rahmen wie das an METALLICA-Balladen erinnernde "Escape (From Hell)".

Egal was die Jungs derzeit anpacken, am Ende kommt kompromissloser Metal dabei heraus. Die Gitarren sind schneidend, im Gegensatz zu ein paar Ärgernissen der Konkurrenz kann auch die Schlagzeugarbeit überzeugen. Gerade im Beckenbereich kann Howe Akzente setzen und so noch mehr Druck entfachen. Allerdings muss man anmerken, dass die hymnischen Melodien dieses Mal ein wenig zu kurz kommen, manche Songs könnten ein wenig ausgereifter sein. Klar kommt es hier vor allem auf die Power an, die VICIOUS RUMORS sehr gut rüber bringen, doch im Vergleich zu "Razorback Killers" zünden die Songs nicht ganz so gut. Den klassischen Kuttenträger wird das nicht weiter stören, da er optimal bedient wird. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 48:02 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 26.04.2013

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