Paradox - Tales Of The Weird

PARADOX_TALES_160pxWo kommen diese idiotischen METALLICA-Vergleiche bloß immer her? PARADOX sind denen musikalisch und technisch haushoch überlegen. Das Verblüffende ist auch, wie viel musikalisches Talent es in Deutschland, allem voran Franken, so gibt. Seit gut 26 Jahren, trotz unglaublicher Höhen und Tiefen in der Karriere bis hin zu Auflösung der Band Anfang der Neunziger und deren Fortführung 10 Jahre später, schafft es Bandkopf Charly immer wieder, äußerst fähige Musiker um sich zu scharen, um seinen Traum vom Metal zu verwirklichen. Die Kreativität dieses Mannes wird nur durch seine zahlreichen gesundheitlichen Probleme gebremst. Er hat diese jedoch immer überwunden und ein noch stärkeres Album als das vorherige abgeliefert.

Seit dem letzten großartigen Album "Riot Squad" sind verfluchte drei Jahre vergangen. Lange genug, um das Album gründlich studiert zu haben und nach Nachschub zu lechzen. Dieser wird uns nun in Form des neuen Albums "Tales Of The Weird" kredenzt, das noch einen Scheit Holz oben drauflegt. Hier merkt man nichts von einsetzender Müdigkeit oder einer Pflichtveranstaltung, um die Plattenfirma mit einem Album zu beruhigen. Nein, hier wird nach Herzenslust Thrash-Metal mit Power-Metal zu einem ganz hervorragenden Ohrenschmaus gemischt, der einen nicht still sitzen lässt. Was gleich auffällt, ist die drahtige Produktion des Albums, die den Stil von PARADOX präzise abbildet. Wie gut würde das wohl auf Vinyl klingen?
Ein Gewitter läutet die Platte ein (was auch sonst?), und eine gespenstische Soundkulisse wird von einer cleanen Gitarre durchbrochen, die einen Spannungsbogen zum anschließend recht episch klingenden Riffgewitter zieht. Das Album startet dann sogleich mit dem Titelsong "Tales Of The Weird" in eine mitreißende neunminütige Nummer, die man so nur von PARADOX zu hören bekommt. Hier fällt auch gleich auf, dass Vergleiche mit Genre-Kollegen wie z.B. KREATOR nicht funktionieren, da eben jene ganz andere Schwerpunkte im Thrash setzen. Hier gibt es keinen aggressiven Hau drauf bzw. Bringt-Euch-Alle-Gegenseitig-Um-Stil, sondern ernsthaften, ungekünstelten Gesang, bei dem man glaubt, eine Zornesfalte im Gesicht des Sängers erkennen zu können.
So trägt auch Neu-Gitarrist Christian Münzner gewaltig zum Gesamtbild bei. Es flirren die Solos und es hagelt saftige Riffs, die bei allen Songs für kurzweilige Unterhaltung sorgen. Oft werde ich in einigen Passagen an meine stille Leidenschaft für die Band RISK erinnert, die meiner Meinung nach recht ähnlich melodiös und gleichzeitig kraftvoll zu Werke gingen. Oft hat man aber auch das Gefühl, alten BLIND GUARDIAN Songs zu lauschen. Als weiteren Übersong wäre "Brutalized" zu nennen, der zum Schluss wohl mit einer verzerrten bzw. verfremdeten Harfe ausklingt. Hört sich gespenstisch schön an. Charlys Gesang löst bei mir, trotz aller Ernsthaftigkeit, ein gewisses Wohlgefühl aus. Er erinnert in Momenten auch an FATES WARNING, auch wenn deren Stil cleaner und progressiver ist und vor allem weit weg vom Thrash. Die Melodiebögen im Gesang klingen für mich jedenfalls nach dem Gesang von Ray Alder. "Eskalation" möchte ich auch herausheben. Ein fantastischer Song, bei dem aber auch alles stimmt.
Auch wenn alle Metal-Welt meint, die neue KREATOR als das Album des Jahres 2012 zu küren, bin ich nicht dieser Meinung. Ich dachte schon, HEXEN wäre meine neue Entdeckung, und nichts könnte da auch nur in die Nähe kommen. PARADOX ist für mich DIE Thrash-Band bzw. Metal-Band des Jahres 2012, sowohl musikalisch als auch konzeptionell.

Ich habe für dieses hervorragende Stück Musik nur eine Schublade - ach nein, Schublade zu und weg sortieren geht hier nicht: Metal-Altar! (Andreas)


Bewertung: 9,0 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 55:05 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 14.12.2012

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