BLAZE - Blaze

BLAZE_blazeWann bekamen die SCORPIONS ihre erste goldene Schallplatte? Richtig, bereits 1975 in Japan mit ihrem dritten Album. Dieses "In Trance" stellt auch den musikalischen Höhepunkt der Uli Roth-Ära dar und ebnete den Weg für ihren weltweiten Erfolg. Zwei Scheiben später fuhr man die ersten Erfolge in Amerika ein, der Rest ist Geschichte. Das Land der aufgehenden Sonne blieb aber stets eine Hochburg der deutschen Vorzeigeband, auch manifestiert auf ihrer ersten Live-Scheibe "Tokyo Tapes" 1978.
Warum dieser kleine Exkurs in die Musikhistorie? Weil sie bis heute ihre Spuren hinterlassen haben, auch in der Heimat von BLAZE, die nichts mit einem ehemaligen IRON MAIDEN-Sänger zu tun haben. Nachdem die reichlich strange J-Rock/Visual Kei-Welle wieder abgeflaut ist besinnen sich die japanischen Bands auf das was sie am besten können, nämlich melodischen Hardrock und Heavy Metal. Bereits in den Achtzigern kamen Bands wie BOW VOW und vor allem LOUDNESS zu internationaler Bedeutung. Nun stehen die Jungs hier mit ihrem selbstbetitelten Debüt in den Startlöchern um es ihnen gleich zu tun.

Schon der flotte Opener zeigt mit seinen verspielten Leads zu Beginn ganz klar in Richtung der deutschen Legende. „On The Run entwickelt sich zu einem gradlinigen Rocker, der „Catch Your Train" – und „Pictured Life" – Kategorie. Beim anschließenden „Fool´s Mate" geht man im gleichen Tempo etwas melodischer zur Sache und bietet in den Refrains ein paar mehrstimmige Gesänge.

„Heart Of Gold" rockt ebenfalls gut nach vorne und belegt die Vorliebe der Söhne Nippons für die NWOBHM. Mit der Mixtur aus Siebziger-Rock, der gerne mal zu UFO und THIN LIZZY tendiert sowie dem klassischen Metal der frühen Achtziger stoßen sie derzeit auf offene Ohren. Bands wie die BLAZE nicht unähnlichen Niederländer VANDERBUYST fahren die gleiche Schiene.

Bei „Wiseacre In The Land Of Nod" kommen ruhigere Töne zum Zuge, auch wenn die Nummer später anzieht und recht beschwingt daher kommt. Und hier sind wir schon bei einem der Hauptprobleme der Scheibe, der mangelnden Abwechslung. Sicherlich ist das nicht das Wichtigste bei einer lupenreinen Metalscheibe, aber ein wenig öfter hätte das Gaspedal schon angetippt werden können als beim darauf folgenden „Answer".
Auch in Sachen Eigenständigkeit liegt manches im Argen. Klar kann man dieses Rad nicht mehr neu erfinden, aber muss man so dreist klauen wie in „Walking On The Cloud", bei dem die Eröffnung vom SCORPIONS-Klassiker „Make It Real" stumpf kopiert  wurde. Auch die Instrumentale Nummer „Picture..." weist bisweilen zu viele Schenker-Parallelen auf.

Wobei sich Gitarrist Hisashi Suzuki nicht zu verstecken braucht, vor allem im Solobereich haut er ein paar feine Dinger raus. Und auch seine Rhythmusarbeit ist nicht zu verachten, geht aber im Soundgewand etwas unter. Bei all der Räudigkeit, mit der BLAZE zur Sache gehen kommen die sechs Saiten zu geschliffen rüber. Das passt nicht zusammen, hier hätte man sich einen wesentlich kantigeren Klang gewünscht.
Für das kantige und raue ist eher Sänger Wataru Shiota zuständig, zu sehr für meinen Geschmack. Dafür bleiben ein paar Melodiebogen hinter ihren Möglichkeiten zurück. Wie bei den schon erwähnten VANDERBUYST sind die Vocals nicht sonderlich sauber und lassen auch den richtigen Druck vermissen.

Ich mag ja keine Floskeln wie „für ein Debüt ganz ordentlich" oder „steckt noch in den Kinderschuhen", aber hier komme ich nicht dran vorbei. Da müssen sich noch ein paar Sachen finden und gefeilt werden, dann könnte da in Zukunft was gehen. Eine klare Linie ob rau oder melodiebetont wäre ein Anfang. So bleibt ein Album, welches trotz der Mängel Spaß macht. Genrefreunde, die von dem wieder erstarkten Sound nicht genug bekommen können dürfen gerne reinhören, aber es gibt derzeit auch viel bessere. (Pfälzer)

Bewertung: 5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 47:50 min
Label: High Roller Records
Veröffentlichungstermin: 09.03.2012

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