Fairytale - Anywhere From Here

fairytale_anywherefromhereHaben wir es bei dem vorliegenden Album mit einem weiteren Fall von Name-Dropping zu tun? Schwer zu sagen, denn auf der einen Seite bringt die Tatsache, dass Bassist Ladislas der Vater von Deutschlands x-beinigen One-Hit-Fräulein-Wunder Lena-Meyer-Landrut ist schon einiges an Publicity. Andererseits will man gar nicht erst damit werben, daher legte sich der gute Mann den Mädchennamen seiner Mutter, von Karatsony zu. Dabei sind FAIRYTALE keineswegs eine neue Formation, sondern wurden gegründet als Klein-Lena noch mit dem Fisher-Price-Keyboard Musik machte. Da hatte sich ihr Vater aber schon von der Mutter getrennt, weswegen sich die Verbindung doch eher vage darstellt. Drei Longplayer hat man bisher veröffentlicht, der letzte, „2 Night" liegt aber schon ein gutes Stück zurück, nun ist mit „Anywhere From Here" der vierte Streich erschienen.

 Dafür hat man sich aber hier besonders ins Zeug gelegt und die Scheibe als Konzept angelegt. Für den musikalischen Anspruch auch nicht ungewöhnlich pendelt man doch zwischen klassischem und progressivem Rock. Dabei zitiert man durchaus einige Größen der Rockmusik, lässt aber eine eigene Note erkennen. Die Songs sind oft in mehrere Teile gegliedert, die aber auch für sich alleine stehen könnten.

Nach dem sphärischen Beginn des Openers „The Wallflower" aus dem ersten Part von „The Mirror" steigern sich die Synthesizer zu schön rockenden Momenten. Zum melodischen Refrain hin haut Drummer Nicky Lüssem ein paar nette Breaks heraus, während es gegen Ende wieder ruhiger wird. Beim folgenden „Falling" wird das Tempo noch ein wenig ruhiger, das Stück erinnert von der Melodieführung her stark an eine Ballade von DORO.

Überhaupt klingt die Stimme von Frontfrau Ramona Jakobs eher nach typischer Rockstimme wie etwa die der deutschen Metalqueen oder anderen vergleichbaren Truppen wie VIXEN. Das ist ungewöhnlich im Prog-Sektorm unterstreicht aber die Rock-Ambitionen und hebt FAIRYTALE nebenbei noch vom Female-Fronted-Einheitsbrei ab.

Im weiteren Verlauf klingen oft DEEP PURPLE durch oder auch andere Acts der Siebziger. Dies kommt vor allem beim Herzstück, dem dreiteiligen, fast vierzehnminütigen „Atque In Perpetuum" zum Vorschein das mit vielen Duellen zwischen Gitarre und Orgel aufwartet. Im Schlussabschnitt überrascht man dann mit ruhigen Vocal-Arrangements, die so von den RED HOT CHILLI PEPPERS stammen könnten.
„Pilgrim" tönt im Anschluss ein wenig poppig aus den Ohren, hat entfernt etwas von „Paradox" der genialen THRESHOLD. Der zweite Teil von „The Mirror" bietet leicht psychedelische Sphärik und warme ArtRock-verwandte Soli. Ob man von der sich bombastisch steigernden Rausschmeißer-Ballade „Child In The Mirror" noch eine Akustikversion braucht sei mal dahin gestellt.

Routiniert klingt „Anywhere From Here", klar hier haben die Protagonisten auch genügend Erfahrung. Auch die graphische Ausgestaltung weiß bis auf das im Schwarz-Weis-Bild deplazierte Logo zu gefallen. Die Fünf haben hier schon ein gutes Konzept am Start, wissen die einzelnen Motive ineinander fließen zu lassen, auch werden verschiedene Sequenzen wiederholt, um den Wiedererkennungswert zu steigern.
Nur bleibt dennoch am Ende wenig hängen, weil man es nicht schafft die notwendigen Spannungsbogen aufzubauen. Das liegt an mehreren Dingen, doch vor allem die Produktion fällt sehr negativ ins Gewicht. Diese ist dünner als amerikanisches Leichtbier und würde eine Band im Demo-Stadium nicht weiterbringen. Da ist nichts was Druck oder Volumen erzeugt, selbst der nicht ganz kraftvolle Gesang sticht oft die Instrumente aus, die Gitarren klingen total verwässert. Das ist schon ansatzweise schockierend, denn eigentlich zeigt die Formation meist schon ein gewisses Maß an Professionalität.

So zwingt sich dann auch nichts wirklich bei „Anywhere From Here" auf, dazu müsste man auch inspirierter zu Werke gehen. Es sind sicherlich gute Ansätze vorhanden und viele davon auch ordentlich umgesetzt, aber so richtig zünden will das doch eher durchschnittliche Material nicht. Dazu macht eben das Soundgewand ohnehin alle Bemühungen zunichte.

Man muss kein Prophet sein um zu behaupten, dass FAIRYTALE nicht in die Erfolgsregionen des Bassisten-Töchterleins vorstoßen werden. Für die Mutmaßung, dass sich die Zuschauerzahlen der beiden Interpreten in den nächsten Jahren angleichen werden benötigt man ebenfalls keinen Palantir, doch das ist weniger Verdienst der Band. Man könnte höchstens mit dem dicken, ständig dämlich grinsenden, gescheiterten Metzger auf Promo-Feldzug gehen, hat schon anderen genützt. (Pfälzer)


Bewertung: 4 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 57:05 min
Label: Fastball Music
Veröffentlichungstermin: 2010 

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