Blív - Blív

bliv blivBLÍV ist an sich keine neue Band, sondern eher ein Projekt. Initiator ist Høgni Kragesteen, der die Songs auf dem Album im Laufe von rund 20 Jahren geschrieben und sich nun zur Veröffentlichung bereit gefühlt hat. Beim Einspielen des Albums wurde er von zahlreichen färöischen Musikern unterstützt, die man allesamt auch von anderen Bands und Projekten kennt. Mitgewirkt haben Mikael Blak (z.B. EIVøR, 200, CLICKHAZE.), Mattias Kapnas (KONSøRN, EIVøR), Heðin Ziska Davidsen (KLINGRA, MARIUS ZISKA), Per Ingvaldur Højgaard Petersen (EIVøR, YGGDRASIL, KONNI KASS), Lea Kampmann (EINANGRAN) und Ólavur Olsen.

Inhaltlich beschäftigen sich die Songs mit der Philosophie Nietzsches und wie man derjenige wird, der man ist. Das spiegelt sich schon im Namen des Projekts nieder. BLÍV kann sowohl „sein“ bedeuten, aber auch „werden“ und sogar „weitermachen“, „nicht aufgeben“. Man hätte also keinen passenderen Namen finden können. Der Kopf hinter allen Songs, Høgni Kragesteen, bezeichnet seine Musik selbst als „existential pop“ und Pop ist wohl wirklich die passende Bezeichnung. Gleichzeitig hört man natürlich diesen typischen färöischen, leicht melancholischen Synthiesound, den man auf so vielen färöischen Veröffentlichungen, insbesondere den poppigeren, vernehmen kann. Und dann kann es auch mal ganz wild und fast schon kakophonisch werden wie in „Vera“.

Dabei beginnt das Album mit dem Akustikstück „Sunnumorgun“ (Sonntagmorgen) recht fröhlich und leitet textlich in die Thematik des Albums ein, wird aber gegen Ende fast schon rockig hart. Dagegen nimmt sich das getragene „Blóma“ nochmal eine ganze Spur zurück. Von daher kommt das fröhliche „Hey“ mit dem eher melancholischen Gesang gerade recht, um den Hörer wieder aufzuwecken.

„Sólarmyrking“ (Sonnenfinsternis) kommt ja irgendwie mehr als sechs Jahre zu spät, aber da die Songs ja über einen Zeitraum von vielen Jahren entstanden sind, kann es gut sein, dass dieser seinen Ursprung bei der namensgebenden Sonnenfinsternis 2015 hat. Mit „Gandarskipið“ kann ich dagegen nicht wirklich etwas anfangen. Das Stück mag künstlerisch wertvoll sein, den atonalen Gesang zu Beginn sowie das Duett mit Lea Kampmann finde ich ja noch schön – aber alles in allem ist das Stück im Ganzen gesehen doch etwas langweilig.

Das macht „Vera“ jedoch wieder wett. Von einem eher getragenen Song wandelt sich das Stück schnell zu einer richtig schönen Synthpopnummer, in der man bei jedem Hören etwas Neues entdecken kann. Definitiv einer meiner Favoriten auf dem Album. „Tú Skalt“ ist ein wunderschöner, sparsam instrumentierter und getragener Song, bei dem der Gesang im Vordergrund steht, mit einem absoluten Ohrwurmrefrain, bei dem es wieder Unterstützung von Lea Kampmann gibt. Hier kann ich mir gut vorstellen, dass dieser Song künftig auf färöischen Festivals vom Publikum begeistert mitgesungen werden wird.

Das passende Ende für das Album liefert das Instrumental „Angistblóman“, das schön und traurig zugleich ist und sogar ein wenig Grusel schwingt hier mit. Fast fühlt man sich an Filmmusik erinnert. Davon hätte es auch gerne mehr sein dürfen.

Insgesamt ist das Album schwer zu beurteilen. Auch wenn Pop wohl die passendste Bezeichnung ist, so zeigt das Album doch sehr, sehr viele unterschiedliche Facetten und Stimmungen, die Songs sind zum Teil sehr unterschiedlich, so dass es vielleicht noch mehr Hörern so gehen wird wie mir, dass man manche Songs sehr mag, während einen andere eher langweilen. Eine vielseitiges Album, das hart an der Grenze ist, vielleicht schon zu viel zu vermischen. (Anne)
 

Bewertung:

Anne7,0 7 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 31:16
Label: Tutl Records
Veröffentlichtungstermin: 17.09.2021

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