„Universe“ ist ein stimmgewaltiges symphonisches Instrumentalalbum des JOURNEY-Mitbegründers und Gitarristen NEAL SCHON. Wem sich die Frage stellt, wie ein Instrumentalalbum stimmgewaltig sein kann, dem kann gesagt sein, dass er die Antwort nach mehrmaligem Anhören des Werkes sofort versteht. Die herausragende, vielsagende Stimme des Protagonisten ist seine Gitarre, mit der er schreit, flüstert oder schwermütig weint oder als Paradebeispiel unbändiger Musikalität.

NEAL SCHON aus der Riege der weltbesten Gitarristen der „Generation Axe“, der in einem Atemzug mit STEVE VAI oder JOE SATRIANI genannt werden muss, legt in seinem neunten Solowerk wieder all seine Kreativität, Talent und Enthusiasmus zu Grunde; Tugenden, die ihn in seiner Band JOURNEY doch in den vorgegebenen Songstrukturen konstitutiv einschränken.

NEAL SCHON geht mit „Universe“ erneut seinen eigenen innovativen Weg und ist sich wohl dessen bewusst, hier nicht primär dem Mainstream-Publikum eine Plattform zu bieten sondern dem versierten Fan und seiner Selbstverwirklichung als Musiker. Der Ausnahmegitarrist kann sich jedoch bei 100 Millionen verkauften Tonträgern mit JOURNEY leisten, was immer er will, um seine musikalische Affinität auszuleben und Grenzen zu überschreiten.
Immerhin stand das Mitglied der „Rock`N Roll Hall Of Fame“, bereits 1971 im Alter von 15 Jahren bei SANTANA unter Vertrag und gründete 1973 gemeinsam mit Gregg Rolie die Band JOURNEY, mit der er schließlich den Rock-Olymp eroberte. Er ist uneingeschränkt als Virtuose an der Gitarre anerkannt und von allen namhaften Musikzeitschriften ausgezeichnet.

SCHON setzt bei den 15 Instrumentalstücken seines Solo-Projektes auf ein Rockfundament und lässt seine Gitarre explosiv sprechen. Er kreiert mit seinem filigranen Gitarrenspiel eine warme, atemberaubende Stimmung mit verschiedensten Elementen aus Klassik, Rock, Blues und lässt Soul- und Jazzelemente einfließen.

Der Song „Caruso“ zum Beispiel zeigt Anleihen an die frühen Jahre mit deutlichen SANTANA-Reminiszenzen während die beiden HENDRIX Stücke „Voodoo Child“ und „Third Stone From The Sun“ deutlich härter einhergehen, ohne jedoch nur ansatzweise den „Übervater“ aller Gitarristen zu imitieren. Die Interpretationen sind innovative, eigenständige Kreationen mit SCHON`s ganz eigener emotionaler Note.

Auch „Universe“ ist ein Release, welches unter den Einflüssen der Corona-Pandemie entstanden ist; es zeichnet sich durch wunderschöne heilende Musik in einer schwierigen Zeit aus. NEAL SCHON beschrieb das Album via Twitter in der vorgenannten Art :“ It`s Some Beautiful Original Healing Music For Healing Times“. Auch beschrieb er die Art des Musikstils zutreffend als „symphonischen klassischen Blues, gemischt mit R&B, Soul und Hard-Rock“.
Es ist ein Album zum Zuhören, welches durch die vielseitigen Variationsansätze niemals langweilig oder langatmig erscheint. Neben hervorragenden Eigenkompositionen und den bereits erwähnten HENDRIX-Cover enthält die Scheibe äußert gelungene Interpretationen von PRINCE`s „Purple Rain“, STEVIE WONDER`s „I Believe“ und endet grandios mit dem „heilenden“ „Hey Jude“ der BEATLES. Für mich ist jedoch die exorbitante Instrumentalversion des JOURNEY-Hits „Lights“ die Nummer eins der 15 Songs.

Zusammenfassend ist das Album, welches vom aktuellen JOURNEY Schlagzeuger Narada Michael Walden mit hervorragendem Sound produziert wurde, für alle Anhänger virtuoser Gitarrenarbeit sehr geeignet. Es ist eine symphonische Reise in harmonischem Einklang zwischen Technik und Feeling; ein Album für die Sinne und Emotionen und dennoch klassische Rockmusik. (Ebi)

Bewertung:

 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 70:45 min
Label: Neal Schon Music
Veröffentlichungstermin: 11.12.2020