Conception - State Of Deception

conception stateofdeceptionMit dem Erfolg der großen Drei des Prog Metal feierte das Genre zu Beginn der Neunziger seine erste Blütezeit. Einer der ersten Legaten waren die Norweger, die es aber nie über einen Insidertipp hinaus schafften und sich 1997 auflösten. Während Gitarrist Tore Ostby sich vor allem mit Jorn Lande verdingt, schaltete Thomas Youngblood von den damaligen Labelkollegen KAMELOT am schnellsten und verpflichtete Roy S. Khan. Mit dem Ausnahmesänger mauserten sich die bis dahin kommerziell ebenso unauffälligen US-Amerikaner zu einer wichtigen Größe der Szene. Nachdem Khan wegen gesundheitlicher Probleme 2011 seinen Hut nehmen musste, wurde es still um ihn. So überraschten die ersten Lebenszeichen von CONCEPTION 2018 die Fans, deren Interesse mit der EP "My Dark Kingdom" angetestet wurde. Das schien der fall zu sein, den nun schieben die Vier vom klassischen Line-Up mit "State Of Deception" ihren nunmehr fünften Longplayer hinterher.

Natürlich sind seit "Flow" viele Jahre vergangen, ein direktes Anschließen darf also niemand erwarten, und so klingt die Scheibe auch deutlich zeitgemäßer. Was heißt, dass in dem Genre ja der Kunstaspekt in den letzten zwanzig Jahren deutlich erhöht wurde, man sehe nur riesige Produktionen und teilweise aufwändige Orchesteraufnahmen. Ob die Orchesterparts auf der Scheibe nun aus dem von Lars Kvistum eingespielten Keyboard kommen oder von einem echten aufgenommen wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf alle Fälle sind sie sehr prominent vertreten, was eine gewisse Nähe zu KAMELOT nicht leugnen lässt, noch mehr als es die Stimme ohnehin tut.

Das beginnt schon mit dem instrumentalen Intro "In Deception", das ungewöhnlich düster ausfällt. Damit wären wir bei der zweiten Veränderung gegenüber der ersten Bandphase, wo die Stimmung etwas erhellender war, wenn auch das keinesfalls fröhliche Mucke war. Doch das erste richtige Stück überrascht mit seiner Schwere, das Grundriff wird permanent von einer dunklen Orgel unterlegt. Dazu fordert "Of Raven And Pigs" ungemein, wobei Khan kaum seine tolle Stimme benutzt, sondern eher in Sprechgesang verfällt, der am Ende fast appellierend und aggressiv klingt.
Was auffällt sind die offeneren Riffs im Gegensatz zu früheren Lieder dieser Gangart wie "Roll The Fire" oder "Missionary Man", die typisch metallische Prägnanz ist abhanden gekommen. De Unterschied im Spiel des Saitenhexers hört man auch bei den Soli, in denen er wilder, ungezügelter agiert und nicht mehr so schemenhaft wie in jungen Jahren. Wenn ein Song noch an die Vergangenheit erinnert, dann sicherlich "She Dragoon", bei dem die Rhythmusarbeit die typische Vertracktheit im progressiven Metal besitzt. Die Synthieschleier, welche vor allem im Refrain darunter gelegt wurden sind ebenso ein Verweis daran.

Die findet sich auch in "Waywardly Broken", einem der melodischsten Tracks mit toller clean gepickter Gitarre und einer Dynamik, die uns im Chorus ein schweres Riff als Kontrast liefert. Noch dynamischer geht es in der Folge bei "No Rewind" zu, das unglaublich hektisch beginnt, dann auch wieder das Tempo heraus nimmt, bevor sich Orchester und Groove duellieren. Allerdings passiert hier in gut drei Minuten vielleicht etwas zu viel, der Hörer fühlt sich ein wenig überfordert, wobei "State Of Deception" an ein paar Stellen besser hätte auskomponiert sein können. Dass sie es können beweisen sie in "By The Blues", dessen rockige Attitüde schön losbrettert, während die Stimme des guten Roy darauf lauert im eruptiven Chorus sich voll entfalten zu können.

Am besten kann sie das aber bei den ruhigen Stücken, und wo das zuletzt genannte Tune den Blues im Namen trägt, so scheint sich der Mann an der Axt tatsächlich damit beschäftigt zu haben. Seine Soli in der von Streichern und Elize Ryd als Gastsängerin begleiteten Pianoballade "The Mansion" und dem abschließenden "Feather Moves" belegen das jedenfalls. Vor allem letztgenanntes Lied kann mit seiner schwebenden Atmosphäre genauso punkten wie das weite, sehr getragene "Anybody Out There". Hier hat der Bombast seinen Höhepunkt, das Orchester spielt zum ganz großen Drama auf. Solche klar strukturierten Nummern hätte man sich durchgehend gewünscht, dann wäre noch mehr drin gewesen, die neuen Facetten stehen CONCEPTION nämlich gut zu Gesicht. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 39:23 min
Label: Conception Sound Factory/SoundPollution/The Orchard
Veröffentlichungstermin: 03.04.2020

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