Sepultura - Quadra

sepultura quadraLängst ist den Fans klar, dass es nicht mehr so werden wird wie früher, der Split von Frontmann Max Cavalera verhinderte den Aufstieg in die absolute Metalelite. Doch seitdem fahren beide Lager auch so ganz gut, sowohl die Restruppe als auch SOULFLY können weiter Erfolge verbuchen. Der frühere Frontmann ist sicherlich produktiver, obwohl sein Line-Up unsteter ist und er sich auch mit weiteren Projekten beschäftigt. Doch auch SEPULTURA bringen regelmäßig neue Alben heraus und suchen immer noch das musikalische Abenteuer, zuletzt mit aufsteigender kreativer Form. Kann die auch auf "Quadra", dem nunmehr fünfzehnten Album gehalten werden?

Zuletzt überraschte "Machine Messiah" zum Auftakt mit dem atmosphärischen Titeltrack, hier wird die Sache komplett anders angegangen, wenn auch ebenso überraschend. Ein paar Geräuschkullisen und kurze Orchesternoten als Intro, dann bricht "Isolation" mit aller Wucht los und lässt den Hörer gepflegt die Rübe abschrauben. So vehement wurde seit "Arise" nicht mehr auf einer Scheibe der Brasilianer gethrasht, die zünden hier eine echte Granate mit herrlichen Shouts im Refrain. Das wünschten sich viele Anhänger seit Ewigkeiten, auch wenn es mit dem abgedrehten Solo und noch mehr Orchesterzitaten auch vor Neuerungen nicht Halt gemacht wird.

So geht es nicht die ganze Zeit weiter, obwohl es mit "Last Time" und "Ali" noch weitere Stücke gibt, die tief in der Vergangenheit waten. In letztgenannter Hommage an das Boxidol wird das Thrash-Riffing immer wieder von schweren, noisigen Gitarren attackiert. Die erste kommt vom Schlagzeug und den atmosphärischen Fills eher "Chaos A.D." nahe, und serviert immer wieder die groovig-würzige Zwiebel zum Gehackten. Die Tonfolgen vom Tapping zu Beginn werden später im Song von Orchester übernommen, bevor nochmal ausgiebig soliert werden darf, dieses Mal geradliniger, was erneut an die Frühphase denken lässt.

Überhaupt scheint man sich auf "Quadra" stark von den erfolgreichsten Platten inspirieren zu lassen, die Tribal-Drums sind wieder da, ebenso wie das noisige Fiepen der sechs Saiten. "Means To An End" oder "Capital Enslavement" hätten gemütlich auf "Roots" ihren Platz gefunden, manche Songs pendeln auch munter zwischen Elementen der jeweiligen Alben hin und her. Die Orchester - und Chor-Einsätze kennt man eher vom direkten Vorläufer, wo man erstmals damit experimentiert hat, hier werden sie zu den unterschiedlichsten Klangfarben hinzu addiert, denn SEPULTURA schwingen auf ihrem neuen Longplayer keineswegs nur die grobe Keule.

Im härteren Bereich bietet vor allem das Instrumental "The Pentagramm" ungewohnte Töne, denn bisher waren die Instrumentals der Band eher Tribal-Geschichten, hier ist es eine rasante Metal-Abfahrt, die mit viel Lead-Gitarren sogar entfernt an IRON MAIDEN erinnert. Ganz andere Saiten schlägt bereits "Guardians Of Earth" an, hier kommen die Chöre zu den akustischen Momenten zu Beginn, dann nimmt die Sache Fahrt auf, das Riff wird richtig abgedreht und auch die Streicher scheiben sich gegen Ende immer deutlicher herein und sorgen so für eine unbekannte Dynamik.

Noch einen deutlicheren Steigerungsgrad hat "Agony Or Defeat", fast scheint es so, als ob man sich diese Art Songs bei der Produktion für den Schluss aufgehoben hat. Alternativ rockende Passagen kennt man ja schon von diversen Covern auf "Chaos A.D.", hier baut man sie in die eigenen Lieder ein, teilweise hört man auf "Quadra" sehr griffige Refrains. Der angesprochene Titel zieht mit einem stoischen Riff an, die Wucht nimmt immer mehr zu, irgendwann mahlt auch noch die DoubleBass alles durcheinander.
Beim anschließenden Rausschmeißer "Fear; Pain; Chaos; Suffering" wechseln sich schwere Rocksalven mit akustischen Motiven ab, bevor ein maschineller Chorus von einer Frauenstimme gekontert wird, so etwas gab es bei dem Vierer noch nie. Wieder einmal muss man ihn für den Mut loben, das wird nicht jedem Fan gefallen, aber er geht unbeirrt seinen Weg immer nach vorne weiter. Trotz der Klasse und dem weiterhin guten Händchen für das Songwriting wünscht man sich, der kleine Hoffnungsschimmer am Anfang würde länger leuchten. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs:  12
Spielzeit: 51:22 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 07.02.2020

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