Voyager - Colours In The Sun

voyager coloursinthesunAls ich vor fünf Jahren zum ersten Mal auf VOYAGER gestoßen bin, war ich gleich angetan. Und in diesen letzten fünf Jahren hat sich das nicht geändert. Mittlerweile habe ich die Band dreimal live gesehen und jedes Mal gefiel sie mir besser. Auch das letzte Album „Ghost Mile“ konnte überzeugen. Nun sind die Australier mit dem neuen Album „Colours In The Sun“ zurück. Stilistisch sind sie nach wie vor schwer einzuordnen, mal laufen sie unter Pop, mal Rock, mal werden sie dem Power Metal zugeordnet, am häufigsten laufen sie jedoch unter Prog Metal. Da steckt man ja gerne alles rein, was in sonst keine Schublade passt.

In diesem Fall passt es dann aber doch ganz gut, zumal die Band in der Progszene richtig viele Fans hat. Dabei haben VOYAGER, die sich stets weiter entwickeln, so langsam ihren ganz eigenen Sound gefunden und können sich darin nun gekonnt fortbewegen. „Colours In The Sun“ ist das neueste Ergebnis hiervon. Auch hier muss ich wie beim ALCEST-Review schreiben: Eigentlich versuche ich es vor Albumrelease zu vermeiden, die vorab veröffentlichten Songs nicht zu häufig anzuhören, da sie sonst aus der Gesamtheit des Albums zu sehr herausstechen. Wie bei ALCEST so ist mir dies auch hier nicht gelungen. Schon das bereits vor einigen Monaten veröffentlichte „Brightstar“ machte Lust auf mehr. Genau so gefallen mir VOYAGER. Schön heavy, eine ordentliche Portion 80er Synths darüber und dazu die herrliche Stimme von Sänger Danny Estrin, der insbesondere in den unbegleiteten Passagen brilliert – fertig ist der perfekte VOYAGER-Song.

Denkt man. Bereits „Brightstar“ habe ich mir viel zu oft vorab angehört. Und dann wurde vor einigen Wochen der Quasititelsong „Colours“ samt Video veröffentlicht. Schon das Video mit seinem 80er-Vibe (Keytar, Toyata MR2 und an ROXETTES „Joyride“ erinnernden Szenen) und großartiger Story ist ein Genuss. Aber der Song an sich erst! Wenn ich nicht ohnehin schon in die Band verschossen wäre, wäre es spätestens jetzt um mich geschehen gewesen. „Colours“ ist die perfekte Symbiose aus 80er-Synths und Metal, der auch gerne etwas härter ausfallen darf. Gott, ich liebe diesen Song! Und habe ihn mir vorab viel zu oft angehört.

Apropos vorab angehört: Wer das diesjährige Prog Power Europe Festival besucht hat, der hatte die Möglichkeit in Anwesenheit der Band einmal in das Album reinzuhören. Und ich sag mal so: Wenn man nach jedem einzelnen Song von Platte, unter schlechten Soundbedingungen in der Bar, Applaus bekommt, dann heißt das was. Denn auch die zuvor nicht veröffentlichten Stücke können überzeugen.

Sei es nun das auf den ersten Blick etwas sperrige „Severomance“, das es eingekeilt zwischen den beiden eher poppigen Nummern „Colours“ und „Brightstar“ anfangs etwas schwer hat, auf den zweiten Blick aber doch ein sehr cooler Song mit einer ordentlichen Portion Härte ist, oder das melodisch-spacige „Sign Of The Times“, das schon gleich mit dem Ohrwurmrefrain einsteigt und meiner Meinung nach auch gut als Single getaugt hätte. Auch „Water Over The Bridge“ ist so ein Single-Kandidat. Auch wenn der Song zunächst hart mit vielen schrägen Sounds beginnt, so verzaubert er doch mit seinem melodischen Refrain. „Water Over The Bridge“ zeigt vielleicht wie kein zweiter Song auf dem Album sowohl die extrem melodische, als auch die hart rockende Seite von VOYAGER.

Aber auf dem Album versteckt sich noch ein weiteres Highlight. „Entropy“ wäre an sich schon ein guter Song, der mit einem herrlichen Klavierintro beginnt. Doch hier singt nicht nur Danny Estrin, sondern auch Einar Solberg von LEPROUS hat dem Song seine Stimme geliehen und die beiden liefern sich ein schönes Duett. Das fand ich beim ersten Hören noch etwas sperrig, weil die beiden Stimmen doch sehr unterschiedlich sind, aber nicht so sehr, dass es ein echter Kontrast wäre. Doch mittlerweile finde ich auch diesen Song großartig. Und warum gerade Einar Solberg? Beide Bands waren 2016 gemeinsam auf Europatour und offensichtlich hat man sich gut verstanden.

Wie vielseitig die Truppe sein kann, das zeigt sie mit Songs wie dem ruhigen und verträumten „Saccharine Dream“ mit leichten Tranceanleihen oder aber ganz gegensätzlich wie in „Reconnected“, einem Song, der zeigt, dass VOYAGER eben nicht nur gefällige melodische Midtemponummern schreiben, sondern durchaus richtig hart rocken können – und das mit ordentlich Tempo. Beim kurzen Zwischeneinspieler „Now Or Never“ bricht wieder die deutsche Herkunft von Danny Estrin durch und es gibt eine kurze deutschsprachige Einlage.

Gefielen mir schon die beiden Vorgänger von „Colours In The Sun“ ausgesprochen gut, so muss ich sagen, dass das aktuelle Album das noch einmal steigern konnte. Hier reiht sich ein großartiger Song an den anderen, man weiß überhaupt nicht, welchen man sich als Favoriten herauspicken soll. VOYAGER verbinden gekonnt 80er-Jahre-Synths mit modernem Metal und obwohl diese beiden Stile auf den ersten Blick gegensätzlicher kaum sein könnten, schaffen es die Australier wie keine anderen, alles wie aus einem Guss wirken zu lassen. Dass das nicht so einfach ist, beweisen andere Bands, die das auch versuchen, bei denen es aber wie gewollt und nicht gekonnt klingt. Jeder, der Metal mag, aber auch auf den Sound der 80er Popmusik steht, sollte unbedingt in dieses Album reinhören. VOYAGER haben hier Großes geschaffen und mir bleibt nur noch, auf eine baldige europäische Tour zu hoffen. (Anne)


Bewertung:

Anne9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 46:44 min
Label: Season Of Mist
Veröffentlichungstermin: 01.11.2019

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