Freedom Call - M.E.T.A.L.

freedomcall metalEtwas länger als üblich benötigte die fränkische Power Metal-Formation für ihre aktuelle Studioscheibe. Das lag zum einen daran, dass Frontmann Chris Bay im letzten Frühjahr sein erstes Soloalbum "Radio Starlight" veröffentlichte. Zum anderen aber auch an Umbesetzungen im zuletzt stabilen Line-Up, die beiden Hauptsongwriter mussten sich eine neu Rhythmusfraktion suchen. Für Ilker Ersin übernahm Francesco Ferraro das Langholz und Tim Breideband übernahm nach seinem Engagement bei BONFIRE den Drumhocker von Ramy Ali, auf dem Album trommelte allerdings Kevin Kott von MASTERPLAN. Mit ihnen nahmen Bay und der zweite Gitarrist Lars Rettkowitz das zehnte Album in Angriff, welches durch dem Titel "M.E.T.A.L." mit einer klaren Ansage daher kommt. Spötter bemängelten ja ohnehin den etwas geringen Metallgehalt der Truppe, was steckt hinter den fünf Buchstaben?

Zuerst einmal eine ziemlich direkte Herangehensweise, denn unnötiger Ballast wurde über Bord geworfen und alle Songs kommen klar unter fünf Minuten ins Ziel, im Schnitt sogar unter vier. Dazu wurde wie so oft auf eine Ballade verzichtet, seit jeher ein klares Bekenntnis zur härteren Attitüde. Damit lässt man es aber auch bewenden, denn selbst für die eigenen Verhältnisse steuert man durch arg poppige Gefilde. Vor allem der Titeltrack fällt sehr ungewöhnlich aus, flirtet er doch eindeutig mit elektronischen Referenzen. Diese geben den Stampftakt des Stücks vor und sind vor allem in der Strophe präsent. Der Chorus bietet hymnischen Stoff, wobei das Buchstabieren des Wortes unser aller Lieblingsmusik nicht der kreativste Schrei ist.

Tastenklänge gab es in der Vergangenheit schon öfter, doch hier wurde streckenweise zu dick aufgetragen. Das gilt vor allem für "Ace Of The Unicorn", in welchem die Keyboards arg an Casio-Gequietsche erinnern, der Refrain setzt dann noch Mainstream-Affinität oben drauf. Ähnliche Anklänge findet man ebenfalls im schunkeligen "Fly With Us", das allerdings mit coolen Drumarrangements und einem schweren Mittelpart die Kohlen aus dem Feuer holt.
Womit ich mir hier noch schwer tue ist der geringen Durchschlagskraft der Gitarren im Rhythmusbereich, wo sie eindeutig hinter Tasten und Schlagzeug zurück stehen. Die Leads und Soli sind immer noch da und populärer heraus gemischt, wobei Letztere ein wenig der knappen Songlaufzeit geopfert wurden. Positiv im Gegensatz zum Vorgänger "Master Of Light" steht das Zurückfahren der Chöre zu Buche, im Gesangsbereich klingt alles ausgewogener.

Die besten Momente hat "M.E.T.A.L." immer dann wenn man beide Welten unter einen Hut bringt und die Fröhlichkeit nicht so dominiert. Da sticht natürlich mit "Days Of Glory" die schnellste Nummer heraus, in welcher die Leads fast ein wenig an Malmsteen denken lassen. Ebenso Dampf hat "Spirit Of Daedalus" in den Kesseln, welches sich zu einer schönen Fanfare mit weitem Refrain aufbaut. Hier nehmen die Drums Tempo auf, ohne allzu sehr im monotonen DoubleBass-Modus zu mahlen. "Sail Away" bringt die Erhabenheit von "Legends Of The Shadowking" zurück, wo die Refrains öfter zum Fäuste recken animierten. Aus einem atmosphärischen Intro erwächst ein feiner Galopp, die Snare nimmt erst das Tempo heraus, um nach der vom Bass getragenen Strophe wieder zu forcieren.

Wenn es FREEDOM CALL etwas rockiger angehen lassen, gestalten sie diese Momente auch interessant. "One Step Into Wonderland" hat zwar ein simples Riff, aber die knalligen Arrangements und die Leadfills würden jeder Hair Metal-Produktion gut zu Gesicht stehen. Und im Schlussakkord "Sole Survivor" paaren sich die rockigen Klänge mit kräftigeren Chören, ein paar Synthiefideln und einer Portion Folk, was ein paar neue Facetten anbietet.
Das Quartett versucht sich als Kontrast zu den arg poppigen Tönen an der klaren Kante ihres Frühwerks, was beispielsweise im fordernden "Ronin" gelingt. Ganz bekommt es das nicht hin, dazu ist eben der Sound der sechs Saiten zu flach, schade da ich zuletzt immer die Produktion gelobt hatte. Dennoch muss man ihm zugestehen, dass sie innerhalb ihrer engen Grenzen viel versuchen und einfach ein Händchen für schmissige Songs haben, "Beyond" bleibt dennoch die Referenz in dem Jahrzehnt. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs:  11
Spielzeit: 43:51 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 23.08.2019

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