Pain + Engel (19.10.2011, Aschaffenburg)

pain_20111019Irgendwie läuft diese Tour so gar nicht wie sie soll. Zunächst bin ich einmal (noch immer) untröstlich, daß TAROT die Tour absagen mußten (da ein Familienmitglied eines der Bandmitglieder ernsthaft erkrankt ist). Ich schaue mir das Package dann aber doch in Ludwigsburg an, wo zu meiner Freude die Vorband TURMION KÄTILÖT den Pipimann ihres Fronters aller Welt präsentiert und mit heißem Kerzenwachs garniert. Die bekloppten Finnen sind in Aschaffenburg aber leider nicht mehr dabei, da sie nur den ersten Teil der Tour mitgefahren sind. Was mich schon wieder traurig macht, denn ich hätte gerne nochmal ’nen finnischen Pillermann gesehen…Aber was soll’s, man kann nicht alles haben und so freue ich mich trotz aller Widrigkeiten auf das Konzert im Aschaffenburger Colos-Saal.

 

ENGEL
Durch das Fehlen der Finnen TURMION KÄTILÖT betreten ENGEL, die als Ersatz für TAROT eingesprungen sind, heute als erste Band die Bühne. Wer sich jetzt wundert, warum sich eine Metalband einen solch christlichen Namen zulegt, dem sei gesagt, daß sich selbiger von Bandgründer Niclas Engelin ableitet, der neuerdings ja auch fest bei IN FLAMES eingestiegen ist (Engel heißt im schwedischen übrigens Ängel). Wie auch immer – die Band geht mit „Six Feet Deep“ vom immer noch aktuellen Album „Threnody“ gleich in die Vollen. Und zeigt, daß sie live doch ein gutes Stück härter ist als auf Platte, wo sie irgendwie zu brav klingt. Das Colos-Saal füllt sich jetzt zusehends, aber ENGEL haben es sichtlich schwer, Stimmung zu machen. Daß der Sound ziemlich dröhnt und Sänger Magnus Klavborn oft kaum zu hören ist, macht es nicht gerade besser. Er sagt dann auch an, daß sie lieber mehr Songs spielen wollen und er nicht so viel reden wird. Was vielleicht auch ganz gut ist, denn der Gute nuschelt sich doch einiges in den reichlich vorhandenen Bart. Mit „Trial And Error“ und „For Those Who Will Resist“ geht es relativ unspektakulär weiter, dafür kann mich „Scythe“ aber gleich überzeugen. Cooler Song. Humor beweist Magnus Klavborn, als er bei den üblichen Mitsingspielchen die Fans auffordert, lauter zu schreien und ein Fan einen langanhaltenden Schrei losläßt, der den Sänger kaum zu Wort kommen läßt: „I said louder, not longer!“ Und auch wie schon in Ludwigsburg verkündet er, daß ENGEL nach der Show alles unterschreiben werden, was man ihnen unter die Nase hält. Was das Publikum mit Begeisterung quittiert und in der Tat stehen dann nachher doch nicht wenige Fans am Merchstand und die Bandmitglieder haben alle ein zufriedenes Grinsen im Gesicht. Mission erfüllt, würde ich sagen.


Setlist ENGEL
Six Feet Deep
Casket Closing
Trial & Error
For Those Who Will Resist
Heartsick
Scythe
Burn
Sense The Fire
In Splendour


PAIN
Nach einer längeren Umbaupause betreten endlich PAIN die Bühne. Dabei werden „Backdrop“ und Drumkit erst enthüllt, als die Band die Bühne betritt. Warum, das sieht man dann auch sogleich: Das „Backdrop“ besteht aus rohen, zusammengenagelten Latten, an denen 4 Bildschirme hängen, auf denen zu jedem Song Filmsequenzen, Ausschnitte aus Nachrichten und offiziellen Videos, Backstageaufnahmen der Band und ähnliches gezeigt werden. Da weiß man oft nicht, was man machen soll: Filmchen gucken oder bangen? Denn PAIN haben mittlerweile ja eine ganze Palette sehr guter Songs in der Hinterhand. Und zwar so viele, daß diese gar nicht alle auf ein Konzert passen. Dabei steigt man mit „Let Me Out“ und „Dancing With The Dead“ noch relativ gediegen ein und spielt sich langsam warm. Mit „Dirty Woman“ performt man den besten Song des aktuellen Albums „You Only Live Twice“ schon gleich an vierter Stelle, was aber dazu führt, daß das Publikum schon sehr früh mitgeht. Sofern man beim steifen Aschaffenburger Publikum überhaupt von mitgehen sprechen kann. Da wird zwar wohlwollend mit den Köpfen genickt und begeistert geklatscht, aber wirklich abgehen tut da kaum einer. Und das selbst in der ersten Reihe. Mit „Suicide Machine“ gibt es den ersten alten Song, der zusammen mit „It’s Only Them“ zu den einzigen beiden Songs im Hauptteil des Auftritts gehört, die älter als 6 Jahre sind. Macht aber eigentlich nichts, denn Songs wie „Nailed To The Ground“ oder auch „The Great Pretender“ vom neuen Album können da locker mithalten. „I’m Going In“ wird von Herrn Tägtgren mit einer eindeutig nicht jugendfreien Geste angekündigt, dafür kann man dann aber auch noch mal so richtig die Sau rauslassen. Die Band verschwindet dann recht früh von der Bühne, läßt sich aber auch genauso schnell wieder auf selbige zurücklocken. Und dort gibt es dann etwas, was man so bisher noch nicht gesehen hat: PAIN akustisch. Mit „Have A Drink On Me“, das live noch besser als auf Platte rüberkommt, beginnt man den Zugabenblock. Sehr cool und sehr swingend. Den musikalischen Gegenpol gibt es dann mit „Supersonic Bitch“, bevor man den Auftritt mit zwei der stärksten Songs der Bandgeschichte beendet. Der „Same Old Song“ wird begeistert mitgesungen und zur Ankündigung des unvermeidbaren „Shut Your Mouth“ hält Peter Tägtgren einfach wortlos eines der auf dem Konzert auch käuflich zu erwerbenden T-Shirts mit dem entsprechenden Aufdruck in die Höhe und wirft es zu Beginn des Songs in die Menge. Dem Weg des T-Shirts folgen nach dem Song noch diverse Flaggen, Plektren und Drumsticks. Aber jetzt wird erstmal gebangt, was der Nacken hergibt. So ein genialer Song! Und das Aschaffenburger Publikum bekommt immer noch nicht mehr hin als ein wohlwollendes Kopfnicken (abgesehen von einigen Ausnahmen). So muß man sich denn auch damit abfinden, daß nach der Zugabe endgültig Schluß ist und es nicht, wie in Ludwigsburg, noch eine zweite gibt. Zu den Klängen von FRANK SINATRAs "My Way" verlassen wir zufrieden und ausgepowert das Colos-Saal.

Setlist PAIN
Let Me Out
Dancing With The Dead
Psalms Of Extinction
Dirty Woman
Zombie Slam
End Of The Line
Suicide Machine
Nailed To The Ground
It’s Only Them
The Great Pretender
I’m Going In
Monkey Business
--------------------------
Have A Drink On Me
Supersonic Bitch
Feed The Demon
Same Old Song
Shut Your Mouth

Im Großen und Ganzen war das Konzert ja doch sehr genial, aber der Sound ließ oft zu wünschen übrig. So war der Gesang z.B. oft kaum zu hören. Aber was soll’s, PAIN live sind einfach immer ein Erlebnis. Und ENGEL waren jetzt auch nicht so verkehrt (Anne).



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