Summer Breeze 2022 (17.-20.08.2022, Dinkelsbühl)

Beitragsseiten

SB2022 Onlineflyer 08 VO 2022 07 DE

Nachdem die große Geburtstagsfeier zwei Mal verschoben wurde, ist endlich der Moment gekommen: 25-Jahre SUMMER BREEZE OPEN AIR. Durch die romantischsten Straßen Deutschlands pilgern knapp 45.000 Metalheads, um die Felder von Dinkelsbühl für sechs Tage so richtig einzuheizen. Mit Koryphäen wie BLIND GUARDIAN, ARCH ENEMY, FEUERSCHWANZ, JINJER, WITHIN TEMPTATION, INSOMNIUM, ELECTRIC CALLBOY oder DIE APOKALYPTISCHEN REITER erzittert der Boden des Flugplatzes. Damit ist der Abschluss der Festivalsaison ein voller Erfolg.

 

Während der massive Feuerball am Himmel das Gras förmlich niederbrennt, ist die Stimmung der Besucher genauso am Glühen. Hochmotiviert stehen sie vor dem noch geschlossenen Infield. Dabei wird sich mit anderen Besuchern ausgetauscht, welche band auf dem Programm steht und welche Autogrammstunde auf keinen Fall verpasst werden darf. Mit Beginn des Mainstage-Opener RAISED FIST geht es am Mittwochvormittag stürmisch zu. Das große im-Kreis-Rennen verursacht Staubwolken, die später für trockene Lungen sorgen. Somit rüsten sich die Feierwütigen kurze Zeit später mit Bandanas oder sonstigen Hilfsmitteln, um sich gegen die Wüstenlandschaft zu wappnen. „Bei dem Staub trage ich meine Maske mit vergnügen. Bin ich froh, dass ich noch welche im Auto hatte“, verkündet ein Festivalbesucher freudestrahlend. Die werden sich zunächst als Werkzeug bewähren. Denn Regen ist vorerst nicht in Sicht. Während auf der Wera Tool-Stage SIAMESE für mitreißende Klänge sorgen, scheppert und donnert es später bei PALEFACE. Für andere sind EISBRECHER das Highlight des Abends. Ob sie wohl einige ihrer neuen Songs präsentieren? Sänger Alexander Wesselsky übernimmt die Bühne jedenfalls mit einer beeindruckenden Selbstsicherheit. Die Performance sitzt, nur die Stimme hat in den Tonlagen abgenommen. Zudem zeigen sich die Fans zunächst zurückhaltend. Erst gegen Mitte des Sets erwachen sie und lassen Crowdsurfer regelrecht regnen. Damit liefern die Helden der Neuen Deutschen Härte zwar ein solides Konzert ab – doch die Setlist lässt kaum Platz für neuere Lieder übrig. Ein wenig später öffnet der Himmel seine Pforten und sorgt wenigstens für ein wenig Abkühlung von oben. Damit neigt sich ein sehr schweißtreibender Tag dem Ende zu, der für die nächsten Tage viel versprechend ist.


 Während manch ein Festivalveranstalter in diesem Jahr mit organisatorischen Schwierigkeiten kämpft, kann man dem SUMMER BREEZE-Team nur auf die Schultern klopfen. Bereits am frühen Morgen herrscht Sauberkeit auf den Dixi-Toiletten und in den Duschen. Auch die Müllsituation ist gut unter Kontrolle: Zuvor ausgeteilten Müllsäcke werden von den Campern zu einer Art Deponie gebracht. Von dort aus werden sie abtransportiert und unangenehme Gerüche werden vermieden. Auch die Wege sind frei und das Gelände macht einen sehr sauberen Eindruck. Somit arbeitet das Team ebenfalls einem möglichen Waldbrand entgegen. Nach der morgendlichen Routine öffnen die Camper mit einem zischen ihre Bierdosen und schmeißen die ersten Würstchen auf den Grill. Wenn das nicht zusammenschweißt! Doch Liebe geht nicht nur durch den Magen, sondern auch durch Musik. Der recht Folk-, Death- und Core-lastige Tag ist vielversprechend. Denn die ersten Wikinger begeben sich in den frühen Stunden bereits zu WARKINGS, um vor einer brechendvollen Bühne die Fäuste in die Luft zu schwingen. Dagegen garantiert GHOSTKID mit seiner düsteren Musik eine gewaltige Party. Zwischen all den Sprüngen gönnt man sich kleine Pausen, um Anekdoten zu erzählen: „Leute, wir sind 30 [Jahre alt]. Wir brauchen alle Mal eine kurze Pause.“ Was Mick Jagger da wohl sagen würde? Um sich als Zuschauer verschiedene Blickwinkel zu verschaffen, geht es kurzerhand auf den Betzold-Turm rauf. Von dort aus hat man einen wunderbaren 360-Grad-Blick über das Gelände: Während GUTALAX auf der T-Stage vor sich her grunzen, vervollständigen die Fans das Bild ihrer „Bühnenshow“. Klopapier und Klobürsten fliegen über den Köpfen der dichtgedrängten Menge. Diesen Spaß konnten nur MR. HURLEY & DIE PUVERAFFEN übertreffen. Wie Ameisen laufen ganze Kolonien hin zur Bühne, um sich in der prallen Mittagshitze diesen besonderen Auftritt nicht entgehen zu lassen. Trotz technischer Schwierigkeiten, die über das gesamte Festival hinweg immer wieder auftreten, rocken die deutschen Musiker ihren Auftritt. Von ganz vorne, bis ganz hinten – alle Besucher tanzen, johlen und singen mit! Das hat ganz großes Headliner-Potenzial.

SBOA Mr. Hurley

 

In Staub eingehüllt geht nun wieder jeder seinen Weg. Doch für Schattenplätze haben die Veranstalter in diesem Jahr nicht wirklich ausreichend gesorgt. Die wenigen Schattenplätze werden nur wegen dem Auftritt der Lieblingskünstler verlassen. Somit laufen ein wenig später Metalheads nicht mehr in Piraten-, Wikinger- oder Indianer-Kostümen herum – nein, die Jugend von Jane Fonda wird wiederbelebt: ELECTRIC CALLBOY legen die totale Eskalation hin. Über alle Köpfe schießen Flammen in die Luft und auf der Bühne rieselt es goldenen Pyroregen. Zurück bleiben ausgepowerte Fans, die Staub überzogen zu den Essenständen pilgern oder auf direktem Weg zur nächsten Band sind. Letztendlich verpassen Fans nur eine Viertelstunde, wenn sie von CANNIBAL CORPSE zu ARCH ENEMY wechseln. Damit dürfte an diesem Tag jeder Hunger gestillt worden sein. Zwar stehen bei AVATAR noch unzählige Fans vor der Bühne, doch die Energie wird nur noch zum Tragen der Crowdsurfer benutzt. Glücklich und zufrieden zerstreuen sich Fans auf dem Infield oder lassen weitere Party auf dem Campingplatz steigen.

SBOA Electric Callboy 109SBOA Arch Enemy 121

(Fotos. Summer Breeze-Team)


 Der Freitagvormittag beginnt mit einer Band, die weder aus dem Westen, noch aus den europäischen Gefilden kommt. BLOODYWOOD sind eine indische Band, die traditionell indische Instrumente mit auf die Bühne bringen. Metalcore trifft auf indische Folkmusik – und das findet großen Anklang. Schnell füllt sich der Platz am frühen Mittag. Zum ersten Mal stehen sie auf der Mainstage des Summer Breeze und ziehen die Zuschauer in den Bann: „Unser Traum ist wahr geworden. Eine Band aus Neu-Delhi kann hier stehen“, gesteht der Sänger während einer Ansprache. Um die Songs vorstellen, legen sie öfter Pausen ein, um auf emotionale und politische Thematiken aufmerksam zu machen. Energiegeladen nehmen sie die Bühne ein und lassen den Moment unvergesslich werden. Sicherlich werden sie sich in Zukunft in der Musikszene zurecht etablieren können. Ein wenig später geht es mit der italienischen Band NANOWAR OF STEEL weiter. Trotz einsetzendem Regenfall ist der Platz vor der Ficken-Stage brechend voll und die Feierlaune schwebt in der Luft. Verkleidet stehen die Musiker auf der Bühne und geben ihre ironischen und sarkastischen Lieder zum Besten. Sogar zu irrsinnigen Tanzeinlagen können sie die Zuschauer animieren. In Zukunft könnten die Italiener sicherlich größere Bühnen bespielen, um ihre Ausstrahlung und euphorischen Lieder weiterzuverbreiten. Noch während dem Auftritt entwickelt sich der Regenfall zu einem Wasserfall, der vorerst unaufhaltsam ist: Aus einer Wüstenlandschaft wird ein Sumpf aus Schlamm. Wer hier kein passendes Schuhwerk trägt und Poncho dabei hat, ist verloren. Passend zum Abklang des Schauers tritt ALESTORM auf. Zwar befinden sich nun wesentlich weniger Zuschauer auf dem Infield, dennoch stehen die Feierwütigen auf dem Platz. Sogar in den Schlamm wird sich gesetzt, um im Takt mit zu rudern. Doch die sich wieder öffnenden Himmelstore nehmen einem die Motivation – ein Gang zum Zeltplatz und ein trockener Platz unter dem Pavillon ist gesichert.

SBOA Bloodywood

 


 Das Zelt steht noch an derselben Stelle – entgegen der Erwartung ist man nachts nicht weggeschwommen. Dagegen sieht das Infield am Samstag aus wie ein Schlachtfeld. Auf Hochtouren karren Bagger den Schlamm weg, um das Gelände wieder zugänglich zu machen. Nun kann der Anstieg zur Mainstage beginnen. Dabei fallen ein paar besondere Banner auf: die Bandankündigungen für 2023! Mit dabei sind IN FLAMES, TRIVIUM, IN EXTREMO, VERSENGOLD, TANKARD, THE NEW ROSES, KNOCKED LOOSE, SLEEP TOKEN, IMMINENCE, TROLL FEST, TERROR und viele mehr. Sofort werden die Neuigkeiten miteinander geteilt und der erschwerende Anstieg gerät für kurze Zeit in Vergessenheit.

SBOA

Die Nu-Metal-Band INFECTED RAIN lasse verschlafene Metalheads aus dem Koma erwachen und reißen die Bühne nieder. Schwer beeindruckend, was für eine zornige, tiefe und doch weiche Stimme aus einem menschlichen Körper kommen kann. Für mich heißt es danach aber Abbau, denn der nächste Regenschauer ist in Aussicht. Kurz vor den ersten Tropfen suchen noch einige Unterschlupf, bevor es nochmal von oben gießt. Nette Gespräche werden geführt, bis sich wieder zum Infield gewagt wird. Mit BLIND GUARDIAN und HEAVEN SHALL BURN beginnt wieder das Im-Kreis-Rennen. Manche graben sich sogar im Schlamm sein. Soll ja gesund für die Haut sein! Hauptsache die Festivalbesucher haben Spaß und lassen sich vom Wetter nicht einschränken.

BlindGuardian 20220820 SS 005 HeavenShallBurn 20220820 SS 001

(Fotos: Summer Breeze-Team)

Viel zu schnell ist das Spektakel auch schon wieder vorbei. Damit hat das Summer Breeze-Team mal wieder großartige Arbeit geleistet. Trotz Personalmangel und steigender Kosten war die Organisation, als auch die Umsetzung spitzenmäßig. Gar nicht mal so einfach in Zeiten wie diesen. Nicht umsonst hat das Festival so viele treue Besucher, die über die Jahre hinweg immer und immer wieder kommen. Mit einem krachenden Abschluss verabschiedet sich das Festival und weckt große Euphorie für das kommende Jahr! (Sarah-Jane)

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden