Sweden Rock Festival (05. - 08.06.2019, Sölvesborg (S)) - Donnerstag, 06.06.2019

Beitragsseiten

Donnerstag, 06.06.2019

BLACKBERRY SMOKE (Festival Stage)
Dass Southern Rock mitunter etwas getragener daher kommen kann und dennoch erfolgsversprechend ist, beweisen die fünf Amerikaner von BLACKBERRY SMOKE. Dies bezeugt sich eindrücklich beim diesjährigen SRF, welches sie bereits zum dritten Mal bespielen. Obgleich die Band die große Hauptbühne bespielt und hierauf als erster Act fungiert, befindet sich vor der Bühne schon ein riesiger Andrang, der zu solch relativ frühere Stunde nur selten erreicht wurde.
Allzu überraschend mag dies vielleicht nicht sein, gibt es doch nur wenige Southern Bands, welche ihren Weg - regelmäßig - nach Europa finden. Blackberry Smoke hingegen touren hier recht häufig und konnten sich nicht zuletzt wegen ihrer professionellen Auftritte und ihrer fraglos unübersehbaren musikalischen Klasse in den letzten Jahren vieler neuer Fans erfreuen.

Gefühl und Virtuosität schwangen in jedem Ton mit, und auch der Verzicht auf die allzu gängigen Klischees sorgen dafür, dass die Truppe generell und auch heute Erfolg hat. Es bleibt wohl ihre Geheimnis, weshalb sie ihr formidables Neuwerk "Find A Light" schon die gesamte Tour über so stiefmütterlich behandeln und lediglich zwei Songs daraus präsentieren, doch die Jungs haben ja glücklicherweise genügend andere tolle Nummern im Gepäck, schließlich bildeten "Ain't Got The Blues" und "One Horse Town“ wie so oft den glanzvollen Höhepunkt. (David)

SEVENTH WONDER (4 Sound Stage)
Parallel zu den Südstaaten-Helden bekamen wir es auf der Bühne direkt am Eingang mit fünf Nordlichtern zu tun. Auch musikalisch dürfte ihr progressiver Metal ein deutliches Kontrastprogramm dazu darstellen. Doch mit Kontrasten hatten es die Schweden nicht so, denn viel zu sehr waren sie in der frickeligen Schiene gefangen und ließen den gesamten Gig durch musikalisch die Muskeln spielen. Dabei agierten Bassist Andreas Blomqvist und Gitarrist Johan Liefvendahl sehr tight und präzise und geizten nicht mit den Saiten welche sie auf ihre Instrumente gezogen hatten.

Allerdings verpasste es die Truppe Songs wie „Welcome To Mercy Falls“ oder „Taint The Sky“ etwas Auflockerung zu verpassen, die Noten prasselten nur so auf den Hörer ein. Ruhige Parts kamen nur von den Pianoklängen von Andreas Söderin, ein warmes Solo wäre vielleicht mal eine willkommene Abwechslung gewesen. Wenn dann das Tempo zurück geschraubt wurde wie in „Tears For A Father“ blieb das Stück durchweg im getragenen balladesken Bereich. Dabei waren die Kompositionen keinesfalls schlecht und konnten wie „Hide And Seek“ mit tollen Melodien aufwarten.

So mussten andere Schauwerte her und die lagen eindeutig bei den Akteuren, denn vor allem der Saitenfraktion zuzusehen machte durchaus Laune. Wer des weiblichen Geschlechts ist und sich weniger für instrumentale Showdowns erwärmen kann, der durfte auch nur mit der Optik der beiden vorlieb nehmen. Da konnte Sänger Tommy Karevik locker noch einen draufsetzen, der ebenso wie seine Kollegen in Alltagskleidung auftrat. Doch als er sich seiner Jacke entledigte und die Körpermasse aus dem Shirt quoll, wurde es sicher einigen warm ums Herz.

Dabei hätte es der hauptberufliche KAMELOT-Sänger nicht nötig sich auf seine Optik beschränken zu lassen, stimmlich war er in Topform. Er vermochte mit seinem Pendeln zwischen Theatralik und rockiger Attitüde den Songs, die vornehmlich aus dem aktuellen „Tiara“ sowie „Mercy Falls“ stammten ein gewisse Dynamik zu verleihen. Natürlich bekommt er bei seinem anderen Betätigungsfeld die potenteren Lieder, weswegen SEVENTH WONDER heuer nur noch auf Sparflamme laufen.
Doch trotz seiner starken Darbietung schaffte es Karevik nicht die Zuschauer permanent vor der Bühne zu halten, eine gewisse Fluktuation war ständiger Begleiter des Auftritts. Dazu wollte der etwas steife Söderin sich optisch nicht so in die Band integrieren. So war es leider passend, dass seine Korg – und Roland-Synthesizer im Mix etwas untergingen. Schade, denn ansonsten war der Sound schön sauber, doch ebenso bezeichnend, dass eben das durchaus vorhandene Talent nicht voll ausgeschöpft werden konnte. (Pfälzer)

live 20190606 0203 seventhwonderlive 20190606 0204 seventhwonder

POWERWOLF (Rock Stage)
Wohin einige der Zuschauer bei den schwedischen Proggies abgewandert sind, war nicht schwer zu erraten, vor allem bei denen von der Kuttenfraktion. Alle wollten bei der nun anstehenden Messe einen guten Platz in der Kirche haben. In eine solche hatten die Deutschen die Bühne verwandelt, stilecht natürlich mit Orgel. Wobei es dieses Mal die zweitgrößte Bühne war, auf der die Truppe viel besser zur Geltung kam und der Fünfer wusste diese locker auszufüllen.
Dabei habe ich die Jungs schon auf wesentlich kleineren Bühnen gesehen als es beim SwedenRock gibt. Ihr Aufstieg ist für mich immer noch ein Phänomen, aber ich gönne es ihnen und mittlerweile haben sie auch in Schweden viele Fans. Allerdings mussten die Saarländer immer noch am Nachmittag ran, beim Blick auf die Namen der anderen Bands sprach das aber eher für ein überragendes Billing an dem Tag.

Das stachelte die Band vielleicht sogar noch ein wenig an, wobei es wie bei richtig guten Konzerten eben das gegenseitige Befruchten von Publikum und Künstler ist, was die Stimmung bringt. Die war schon beim Intro gut, der Bandname hallte in Sprechchöre durch die Norje Bucht, bevor die Musiker mit dem Opener des aktuellen „Sacrament Of Sin“ auf die Bühne stürmten. Von dem gab es noch vier weitere Kostproben, leider blieb „Where The Wild Wolves Are Gone“ im Köcher. Nein, für Balladen hatten POWERWOLF hier keine Zeit, ebenso wenig wie zum Machen von Gefangenen. Das Festival wurde im Sturm genommen und außer den beiden Headliner der Hauptbühne kam am Donnerstag keine solche Stimmung mehr auf.

Dafür sorgten nicht nur ein bunter Reigen großartiger Hits, die man nach dem ersten Durchlauf im Schlaf mitsingen kann, sondern auch die wie immer großartige Performance der Formation. Vor allem das Gitarrendoppel um die Gebrüder Greywolf spulte so richtig Kilometer auf den Brettern ab und wechselte immer wieder die Flanken. Dahingegen stolzierte Frontmann Atilla Dorn immer würdevoll herum und versprühte gerne seinen Weihrauch.
Der Steg nach vorne ins Publikum wurde aber nicht nur von ihm genutzt, jedes Mal wenn Falk Maria Schlegel mal nicht in die Tasten hauen musste rannte er mal mit Fahne, mal mit Schal bewaffnet nach vorne und feuerte die Fans noch mehr an. Es war auch interessant mal eine Show im Ausland zu erleben, wenn Dorn sich nicht auf seinen gespielten Akzent verlassen kann. Doch auch in englischer Sprache kam der Wortwitz der Ansagen bei den Leuten an.

Eines blieb allerdings im Vergleich zu heimatlichen Gefilden gleich, das Schreiduell, bei dem Organist und der Sänger jeweils eine Seite der Menge diktierten, ging wie immer an Schlegel. Sicher wirkt manches mit der Zeit etwas einstudiert, doch die Fünf bringen ihren Showcase jedes Mal mit einer unglaublichen Frische. Auch spieltechnisch wusste man angetrieben von Roel van Helden an den Kesseln mächtig Druck aufzubauen und dabei präzise zu wirken.
Die Anhänger fraßen ihnen aus den Händen und gaben ihrerseits alles, permanent wurde der Schotter hüpfenderweise in den Rasen eingestampft. Und textsicher waren die Schweden auch, obwohl sie die deutschen Lyrics nicht ganz so beherrschten. Ob einige wohl wussten, was mit dem „Kirchturmpfahl“ gemeint ist. Zu beklagen gab es für mich Altfan lediglich das Fehlen alter Freudenspender, sogar „Lupus Die“ fehlte, doch die heutige Größe hat sich POWERWOLF eben mit ihren späteren Werken erspielt. (Pfälzer)

Setlist POWERWOLF:
Fire & Forgive
Army Of The Night
Incense & Iron
Amen & Attack
Demons Are A Girls Best Friend
Killers With The Cross
Armata Strigoi
Blessed & Possessed
Ressurection By Erection
Stossgebet
Sanctified With Dynamite
Coleus Sanctus
Werewolves Of Armenia
We Drink Your Blood

live 20190606 0311 powerwolflive 20190606 0302 powerwolf

KROKUS (Festival Stage)
Eine der Bands die an dieses Level im Anschluss nicht anknüpfen konnten waren die eidgenössischen Hard Rocker. Auch sie gehören zu der alten Garde, welche diesen Sommer die letzte Runde dreht. War es die Müdigkeit der Formation nach solch einer langen Karriere oder die Müdigkeit ihrer betagteren Fans, jedenfalls wollte bei weitem keine solche Stimmung aufkommen wie kurz zuvor. In der Tat ließen es die Schweizer eher ruhig angehen, zumindest was das Stageacting anbelangte. Mark Kohler stolzierte mit seinem Hütchen gemütlich auf der Bühne herum, Chris von Rohr versuchte noch cooler dagegen zu halten.

Allerdings haben die Herren ein Alter erreicht, indem man eben nicht mehr ganz so cool ist und eher Taten sprechen lassen sollte. Da waren Fernando von Arb und Mandy Meyer wesentlich agiler, wobei Ersterer sichtlich Freude an dem Auftritt hatte. Meyer sicherlich auch an seinem Spiel, doch das wollte schon bei seinem ersten Gastspiel vor der Reunion nicht so recht zu KROKUS passen. Unbestritten der virtuoseste in der Truppe, kam sein Ton bei anderen Stationen wie ASIA deutlich besser zur Geltung. Oft etwas abseits poste und solierte er zwar engagiert, konnte damit seine Kollegen aber weniger inspirieren.

So war es wieder einmal an Frontmann Marc Storace die Show zu schmeißen und den Laden zusammen zu halten. Stimmlich hatte er eindeutig mehr Druck als das Auftreten seiner Nebenleute und auch sein Aktionsradius war etwas größer. Mit weit herunter gezogener Mütze über den grauen Locken und der Sonnenbrille hätte ich aber nicht unbedingt wetten wollen, ob das nicht doch Mark Tornillo ist, der da singt. Seine Animationsversuche kamen denn auch an und so langsam wachte man vor der Hauptbühne auf. Von Arb und Kohler suchten sich immer wieder, um Schulter an Schulter ihre Leads zu zocken.

Dabei war es überraschend, dass gar nicht so sehr auf die Klassiker gesetzt wurde, sondern auch Stücke neueren Datums im Set auftauchten. Ob man seiner eigenen Legende nicht traut musste man sich auch fragen, angesichts der Hits anderer Bands, die immer eingeflochten wurden wie „Pinball Wizard“ von THE WHO. Dazu noch zwei Cover in 75 Minuten unterzubringen spricht auch nicht für den Glauben in das eigene Material. Gut, die GUESS WHO-Nummer gehört seit jeher zum Standard, doch ob man einen Beitrag von „Big Rocks“ gebraucht hätte, lasse ich mal dahin gestellt.

Ironischerweise erntete jene NEIL YOUNG-Komposition noch mit den meisten Applaus und ließ den Gig hinten heraus stärker werden. Da hüpften auch die alten Hasen vor der Bühne und erhoben ihre Stimmen zu Singalongs, so dass die Truppe letzten Endes in Ehren einlief. Fast hätte man die Stimmung allerdings wieder mit einem zu späten Drumsolo von Flavio Mezzodi torpediert. Doch der Hitreigen am Ende brachte dann wieder Schwung auf das Feld vor der Bühne, und die Eidgenossen nahmen ihre finalen Ovationen in Skandinavien entgegen. (Rainer)

Setlist KROKUS:
Headhunter
Long Stick Goes Boom
American Woman
Rock´n´Roll Tonight
Winning Man
Hellraiser
Hoodoo
Fire
Rockin´ In A Free World
Bedside Radio
Easy Rocker
Live For The Action
  -Drumsolo-
Heatstrokes

live 20190606 0403 krokuslive 20190606 0405 krokuslive 20190606 0406 krokus

(Photos: Pfälzer)

ARCH ENEMY (Rock Stage)
Von einer scheidenden Legende hinüber zu einem der aktuellen Branchenführer. Wer hätte jemals gedacht, dass man mit Todesblei so erfolgreich sein kann. Das internationale Künstlerkonglomerat tut es trotz oder vielleicht auch gerade wegen der anspruchsvollen Gitarrenarbeit. Nachdem sein Bruder Christopher jetzt in DARK TRANQUILLITY eine neue musikalische Heimat gefunden hat, hievte Bandchef Michael Amott mit Jeff Loomis einen der renommiertesten Saitenhexer in die Truppe.
Was dieser bei SANCTUARY oder NEVERMORE gelernt hat, konnte er an dem Nachmittag erneut unter Beweise stellen. Überraschend war vielmehr wie die beiden Cracks miteinander harmonierten, sogar immer wieder die Nähe des anderen suchten, und wie treffsicher sie die doppelten Leads hinaus hauten. Da gab es keine Egoshow der beiden Großmeister, jeder stellte sich in den Dienst des Songs, die auch mehr abverlangten als nur Showdowns an den sechs Saiten.

Denn der Groove musste rollen, jener tödliche Groove, mit dem ARCH ENEMY seit Anbeginn über die Köpfe der Fans hinweg walzen und damit ein Feld weiter bestellen, welches einst CARCASS urbar gemacht haben. Und der Groove rollte über die Norje Bucht, die Riffs ballerten unbarmherzig aus den Boxen und brachten das Publikum ins Hüpfen. Ob schnell gehackt wurde oder das düstere Midtempo herrschte, alles unterlag diesem speziellen fordernden Rhythmus.
Dazu lieferte die Rhythmusfraktion aus Schlagzeuger Daniel Erlandsson und dem sehr agilen Sharlee d´Angelo auch noch das entsprechende Fundament, dass alles so richtig zum Kochen brachte. Die klangliche Homogenität wurde darüber hinaus noch optisch durch einheitliche Kleidung der Herren untermalt, welche wie schwarze Armee-Uniformen anmutete. Als weiteres visuelles Bonbon schälten sich unter den Backdrops hinten und auf den Podesten an der Seite immer wieder neue Motive heraus.

Was für die Jungs galt, war auch zum großen Teil für die Sangesdame maßgebend, wobei diese etwas Farbe ins Spiel brachte. Die Haare waren nun vollends blau gefärbt, was bislang nur in breiten Strähnen zum Vorschein kam. Als ob diese Frau noch etwas brauchen würde, um optisch aufzufallen, sie würde selbst noch im mausgrauen Outfit punkten. Wobei das eigentlich tolle bei jenem Gig etwas unvorteilhaft geschneidert war. Das Dekolleté war etwas zu optimistisch geschnitten und das Kostüm von Gene Simmons am nächsten Tag wurde schon mal vorweg genommen. Ob diese Flügelkonstruktion nun zufällig oder absichtlich passierte lassen wir mal dahin gestellt.

Nur sollte man Alissa White-Gluz keinesfalls auf ihr Äußeres reduzieren, wie ohnehin keine andere Frau auch. Stimmlich lieferte sie ebenso ab, erreichte sogar die ganz gutturalen Tiefen, um dann auch immer wieder Klargesang einzusetzen. Was ihre Vorgängerin Angela Gossow einst salonfähig machte, ist mittlerweile oft zu sehen, doch die gute Alissa gehört zu den ausdrucksstärksten ihrer Zunft. Zudem war sie viel unterwegs, ständig vorne auf dem Steg zu finden und sehr engagiert in ihrer Performance, so dass sie das Publikum nach Belieben diktieren konnte. Hier machte ich auch zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Phänomen Grunts klar mitzusingen, was an dem wohl härtesten SwedenRock-Tag noch öfter passieren sollte.

Sicher ist die Interaktion der Fans lobenswert, doch ein wenig verwirrend ist das schon. Die ganz große Euphorie kam aber nicht auf, was jedoch eher daran lag, dass Amott und Co. zu viele Schauwerte bieten, die vom Headbangen abhalten. Dazu könnten ARCH ENEMY mal ihr Programm überholen, neben einer Handvoll neuer Songs kommen immer wieder die selben alten zum Zuge. Warum das großartige „Rise Of The Tyrant“ nicht mehr berücksichtigt wird, dafür aber immer wieder „Khaos Legions“ lässt sich nur schwerlich nachvollziehen. Das ist aber nur ein kleines Manko einer großartigen Truppe, die Härte und Anspruch gut unter einen Hut bekommt. (Pfälzer)

Setlist ARCH ENEMY:
The World Is Yours
Ravenous
Stolen Life
War Eternal
My Apocalypse
You Will Know My Name
Under Black Flags We March
Dead Eyes See No Future
The Eagle Flies Alone
First Day I Hell
As The Pages Burn
No Gods, No Masters
We Will Rise
Nemesis

live 20190606 0504 archenemylive 20190606 0508 archenemy

AMON AMARTH (Festival Stage)
Todeslastig ging es auch im Anschluss auf der großen Bühne zu, die von Wikingern geentert wurde. Deren Eroberungszüge werden immer größer und die Beute, die sie machen ebenso. Manifestiert wurde das in dem massiven Bühnenaufbau, bei dem sich das Drumkit in einem überdimensionalen Helm befand, der von Treppen gesäumt wurde. Klar stammt der noch von der letzten Tournee, denn der neue Aufbau wird erst im Herbst zur Spielreise im Rahmen des neuen Albums „Berserker“ fertig. Daher war dies auch nicht so präsent im Programm und die neuen Songs kamen spät, aber sie kamen und wurden schon eifrig mitgesungen – wieder von Anhängern im Clear-Modus.

Die Mannschaft weiß soundso wie sie das Schiff bei einem Gig auf Kurs bekommt, die ultimative Hymne machte sofort alles klar. Die Staccato stampften und dann tönte aus tausenden Kehlen der Ruf nach Odin, der sie in der Schlacht führen soll. Doch keine Angst, die wollen nur spielen, die Bärbeißigkeit ist längst der Freude am Auftritt gewichen, auch wenn die Musik nach wie vor aggressiv ist. Egal ob man auf oder vor die Bühne blickte, überall fröhliche Gesichter, Frontmann Johan Hegg schien bester Laune zu sein. So grinst normalerweise nur das Honigkuchenpferd oder ein großer Rockstar auf den Brettern.

Und hier könnte man durchaus fragen, ob AMON AMARTH nicht längst diesen Status erreicht haben, aktuell gibt es kaum eine Formation, die konstanter die Massen bewegt und die so ehrlich ist. Denn harte Arbeit, das wissen die Wikinger, muss immer erbracht werden und so gaben sie auch eineinhalb Stunden Vollgas. Die Saitenfraktion mit Ted Lundström sowie den Gitarristen Olavi Mikkonen und Johan Söderberg war permanent unterwegs, wobei ihr Weg oft oben hinterm Kit von Jocke Wallgren vorbei führte. Musikalisch lief das ohnehin wie gehabt ebenso rund wie der Ruderschlag einer Galeere, Die Leadarbeit flutete immer wieder die Norje Bucht.

Da konnte man schon mal gen Osten schauen, ob nicht tatsächlich ein solches Schiff dort ankern wollte, doch die Formation steht auch mit beiden Beinen auf der Erde. Und sie wissen wem sie das zu verdanken haben, öfter als einmal kam die Verbrüderung mit dem Publikum. Am schönsten natürlich als zusammen getrunken wurde, zum genauso betitelten Track wurden die Hörner gehoben und die Leute aufgefordert es der Band gleich zu tun. Wirklich erstaunlich wie viele Trinkgefäße da so mitgeschleppt wurden.
Mitgeschleppt wurde auch so manches Showgimmick mit denen die Geschichten aus den Songs anschaulich gemacht wurden. Ob jetzt Wachen am Schlagzeug postiert wurden, Wikinger mit einander kämpften, der böse Loki sein Unwesen trieb oder am Ende eine gigantische Schlange auftauchte, das alles war gekonnt und authentisch dargestellt. Zum Glück hatte Hegg den Mjölnir dabei, so dass er der Midgardschlange unter lautem Donnergrollen den Garaus machen konnte.
Überhaupt war der Auftritt ein heißer Tanz, denn an Pyros und Flammensäulen wurde ebenso nicht gespart. Immer wieder schossen die Fontänen meterhoch in die Luft und heizten die Menge zusätzlich, was angesichts optimalen Festivalwetters nicht nötig gewesen wäre. Bei der Dominanz, welche man mittlerweile erreicht hat muss man sogar überlegen nicht mal Historietouren wie IRON MAIDEN zu unternehmen. Das Frühwerk blieb bis auf zwei Songs außen vor, doch selbst ohne „Runes To My Memory“ war das ganz großes Kino. (Pfälzer)

Setlist AMON AMARTH:
Pursuit Of Vikings
Deceiver Of The Gods
First Kill
Way Of Vikings
Asator
Cry Of The Blackbirds
Lokis
Crack The Sky
Legend Of A Banished Man
War Of The Gods
Death In Fire
Shield Wall
Raven´s Flight
Guardians Of Asgaard
Raise Your Horns
Twilight Of The Thunder God

live 20190606 0605 amonamarthlive 20190606 0606 amonamarth

IN SILENCE (RockKlassiker Stage)
Da wird keine Stille sein wenn diese Band auf die Bühne kommt. Stattdessen bekamen wir rohen Heavy Metal im Stil von HALESTORM geliefert, was zum Beispiel in „Open Your Eyes“ zu hören war. Erika Jonsson hat eine schöne starke Stimme mit viel Drive. Ihr Organ und noch mehr die Musik neigten sich ein wenig dem Punk Rock zu. Energetisch und aufregend in einer simplen und geradeaus vorwärts gehenden Weise. Die Melodien hatten Power und die beiden Gitarristen Daniel Delin und Sebastian Elmlund lieferten schwere Riffs.
Die Gruppe startete 2016 und fühlt sich wie ein Diamant an, der mit Zeit und Arbeit beginnen kann zu funkeln. Jonsson ist cool und man hatte das Gefühl, als ob sie mehr Erfahrung und speziell mehr Präsenz auf der Bühne hat als die Männer hinter ihr. Die Kerle in der Band schauten öfter runter auf den Boden vor ihnen, aber Erika hatte ein inneres Charisma, dass sie zeitweise zeigte und dazu führte das Interesse des Publikums aufrecht zu erhalten.

Drums und Bass pumpten in einem herrlichen Beat. Das Gitarrenspiel war schnell während den Melodien einfach zu folgen war. Hier fanden wir alles, sowohl Headbang - als auch Singalong-Momente. Um mich herum standen Leute jeden Alters und sangen wie eine große Familie. Die Frau hinter dem Mikrofon rockte und wirbelte mit ihren Haaren, das alle Farben von Feuer auftrug.

„One For All“ ist ein Lied gegen Mobbing von der EP mit gleichem Namen. Während das Festival lief wurde das Musikvideo in Zusammenarbeit mit „Metalheads Against Bullying“, einer Non-Profit-Organisation veröffentlicht. Das toughe Girl auf der Bühne brachte uns mit Leichtigkeit dazu den Refrain mitzusingen. Sie fing an und wir machten mit den Worten „… all for one…“ und „we will stand strong“ weiter, das fühlte sich gut an in der Magengrube.
Elmlund brach manchmal in Growls aus, die man im Hintergrund mit einem endlos lang gezogenen weiten Röhren hören konnte. Selbst für diejenigen, die normalerweise diese Art die Stimme zu benutzen nicht so mögen, funktionierte das gut, einfach wie ein Gewürz.

Eine schöne Atmosphäre und die Menge wollte mehr, so sehr, dass IN SILENCE am nächsten Abend einen extra Akustik-Gig absolvierten. Natürlich bedeutet das den schwedischen Newcomern sehr viel. Nun hatten sie die Chance einer bedeutend größeren Anzahl von neuen Leuten zu zeigen wer sie sind. Der Traum ist heraus zu gehen und mehr zu spielen, auch außerhalb Schwedens. Der Wunsch ist es endlich in der Lage zu sein, die Musik als Beruf auszuüben.
Ein glimmendes Interesse ist da, da kann der Funke plötzlich in Flammen aufleuchten. (Anna)

live 20190606 0701 insilencelive 20190606 0702 insilence

DEADLAND RITUAL (Sweden Stage)
Was machen Musiker, wenn sie bei ihren alten Bands nicht mehr gebraucht werden, aber dennoch keine Lust auf die Rockerrente haben? Sie finden sich zusammen und gründen eine neue Formation, so geschehen bei BLACK SABBATH-Bassist Terry „Geezer“ Butler, GUNS ´N´ ROSES/THE CULT-Drummer Matt Sorum und Saitendehner Steve Stevens, der einst mit BILLY IDOL unterwegs war. Da nahm man sich mit Frankie Perez einen Sänger, der bei seinem früheren Arbeitgeber APOCALYPTICA eher unterbeschäftigt war und fertig ist die Zangengeburt.
Dass sie dennoch einen so hohen Slot beim diesjährigen SwedenRock bekommen haben, liegt sicher in der Popularität der Mitglieder begründet, denn bislang steht noch kein Longplayer zu Buche. Irgendwie erinnert mich die Geschichte an VELVET REVOLVER, wo einer der Herren bereits mitmischte und musikalisch sind sie nicht so weit weg. Zwar fabulierte Perez bei einer Ansage davon, dass sie Metal spielen, doch der alternative Einschlag kam bei den Eigenkompositionen doch mehr zum Vorschein.

Doch zuerst gab es richtigen Metal, von dessen Erfindern persönlich, denn „Symptoms Of The Universe“ eignet sich als Opener vorzüglich. Es war natürlich klar, dass Butler einige BLACK SABBATH-Nummern bringen würde, doch so verkam das Ganze auch etwas zu einer Coverband. Zumal es Perez fertig brachte noch knödeliger als Ozzy zu singen, überhaupt war sein Auftreten recht sonderbar. Das weiße Mikrokabel hatte er die ganze Zeit um den Arm gewickelt und mit seiner leicht gebückten Haltung schien er eine gewisse Distanz wahren zu wollen.
Stimmlich gehörte er ebenfalls zu den schwächeren des Festivals, da fehlten mir Ausdruck und Charisma. Wenn es dann mal Eigenkompositionen wie die neue Single „Broken And Bruised“ gab, und diese eine gewisse Atmosphäre verströmten brachte er sich an den Congas mit ein. Um die hörbar zu machen nahm er einfach das Mikrokabel in den Mund und ließ sein Instrument über den beiden Trommeln baumeln. Kann man machen, sah zumindest witzig aus und eben jene Passagen wussten am meisten zu überzeugen.

Man muss dem guten Geezer auch zu Gute halten, dass er bei der Auswahl der Songs aus dem Fundus seiner eigenen Geschichte endlich mal wieder Titel sowohl der Ozzy – als auch mit „Neon Nights“ der Dio-Phase in einem Konzert aufbot. Eigentlich war er ja beim unterbewerteten „Cross Purposes“ mit von der Partie, das wäre jedoch zu viel des Guten gewesen. Anmerken muss man ebenso, dass Sorum die bessere Wahl gewesen wäre, um Bill Ward zu ersetzen. Bislang hielt ich ihn für eine seelenlose Drum-Maschine, doch er brachte hier die jazzigen Breaks viel besser rüber als Tommy Clufetos. Da frage ich mich ohnehin welch Narren die Familie Osbourne an dem gefressen hat, um ihn auch BLACK SABBATH aufzudrücken.

Und wenn der Mann schon dabei war und eine seiner früheren Brötchengeber stilistisch ähnlich waren, durfte er auch deren größten Hit „Slither“ bringen. Stevens als Interpret von Iommi-Riffs war ebenso durchaus interessant, diese Aufgabe löste er sehr passabel. Seine Vergangenheit wurde ebenfalls nicht verschwiegen, leider hat jede Dorfcombo „Rebel Yell“ im Programm. Die eigenen Lieder wie „Down In Flames“ oder City Of Night“ standen aber qualitativ deutlich dahinter an, so dass die Stimmung deutlich schwankte. Bester Beleg sicherlich die Euphorie im Auditorium und den darin befindlichen Musikern als am Ende „War Pigs“ gekonnt rüber gebracht wurde. (Pfälzer)

live 20190606 0802 deadlandrituallive 20190606 0801 deadlandritual

DEF LEPPARD (Festival Stage)
Es ist halb elf und die Rakete ist startbereit, der Zuckerspender ausgepackt und diverse Fotografen warten darauf, eine perfekte Fotografie zu erstellen. Vier Jahre ist es her, dass die tauben Leoparden zuletzt die heilige Erde Norjes beackerten. Zunächst ist der Zuschauerzuspruch vergleichsweise übersichtlich, doch mit den ersten Klängen von "Rocket" entscheiden sich auch die Spätentschlossenen dafür, das Konzerterlebnis wahrzunehmen.
Ein Konzert des Quintetts ist nun einmal eine Mischung aus den unvergessenen Evergreens per se und natürlich auch einem voluminösen und mächtigen Sound der Gott beleidigt. Nun, im Vergleich zum letzten Mal ist das Sounderlebnis nicht ganz so gut - allerdings noch immer richtig gut. Schöner wäre es gewesen den Gitarren mehr Freiraum zu gewähren anstatt dem Bass mit einer solchen Dominanz auszustatten. Schließlich bekommt Rick Savages Instrument so viel Freiraum, dass die Bühne wortwörtlich bebt.

Dies ist nichtsdestotrotz Jammern auf hohem Niveau, können die fünf Herren doch auf einen riesigen Backkatalog verweisen, der von Hits förmlich durchzogen ist. Die Setlist bietet keine (wirklichen) Überraschungen, sondern konzentriert sich eben auf die Palette an weltberühmten Songs, mit denen die Band Musikgeschichte geschrieben hat. Weshalb das schwache David Essex-Cover "Rock On" noch immer fester Bestandteil der Playlist ist, wird wohl ein ewiges Geheimnis bleiben, ebenso warum die einzige Nummer des aktuellen Outputs das nicht minder schwache "Man Enough" figuriert.
Doch bleiben diese zwei Lieder die einzigen Schwachpunkte im sonst typischen und formidabel besetzten Programm. Wie stets liegt das Hauptaugenmerk auf DEM Album schlechthin ("Hysteria"), welches mit ganzen sechs Songs vertreten ist, jedoch wird generell ein repräsentativer Querschnitt der Erfolgshistorie dargeboten. Man kann sich trefflich darüber streiten, welche Songs sonst noch hätten gespielt werden können, doch spricht dies erneut wieder für die enorme Hit-Dichte, welche die Kapelle in ihrer Karriere publiziert hat.

Es ist immer wieder positiv zu vermerken, mit welch einem Elan DEF LEPPARD zu Werke gehen und niemals den Eindruck erzeugen eine bloß routinierte Show darzubieten. Gut, Joe Elliot kann die ganz hohen Töne nicht mehr allzu gut treffen, ist jedoch auch bereits 60 Jahre alt. Die Instrumentalfraktion indes grinst um die Wette, als gäbe es hierfür einen Preis zu gewinnen und trägt somit natürlich zur guten Stimmung des Auditoriums bei. Die Band ist immer ein Erlebnis wert und weiß, wie man ein Publikum in Ekstase versetzt. Dabei weiß die Truppe ganz genau die richtigen Momente zu setzen und wechselt zwischen den unvergleichlichen Mid-Tempo-Nummern und Balladen ("Two Steps Behind", "Bringin' On The Heartbreak", etc.) ab.

Wie groß der musikalische Katalog der Gruppe ist bezeugt sich in der Tatsache, dass permanent Hits gespielt werden und man das Gefühl nicht los wird, dass dieser Auftritt eigentlich auch drei Stunden dauern könnte ohne Langeweile hervorzurufen. Zwar zeigt sich die Band hinsichtlich der ins Publikum zuwerfenden Geschenke etwas geizig, doch entschädigt dieser wundervolle Auftritt mit dem zuletzt dargereichten "Rock Of Ages" wieder einmal dafür und hinterlässt bloß glückliche und zufriedene Gesichter. (David)

live 20190606 0908 defleppardlive 20190606 0905 defleppard

SLAYER (Rock Stage)
Nun stand der nächste Abschied bevor, wobei diese Ankündigung vor eineinhalb Jahren sehr überraschend kam. Schließlich sind die Jungs Mitte Fünfzig, ein Alter, welches der Rockmusiker heute locker überschreitet. Klar, gibt es die ersten Zipperlein, Frontmann Tom Araya hat ärztliches Headbangverbot, dennoch schienen die Thrash-Götter vital zu sein. Der Verlust von Jeff Hannemann konnte verarbeitet werden und mit „Repentless“ haute man ein Hammeralbum heraus. Kein Ahnung wie es weiter geht, denn sind wir ehrlich seit es die ROLLING STONES gibt, ist niemand wirklich abgetreten, der nicht abberufen worden wäre. Der Ruf der großen Bühne hat sie alle wieder zurück gebracht, obwohl man bei SLAYER wenig Kompromisse gewohnt ist.

Jener Ruf hallte bereits tausendfach entgegen, als wir vom ultimativen Kontrastprogramm der Festival Stage herüber kamen. Laser zeichneten umgedrehte Kreuze auf den Bühnenhintergrund, das Publikum war heiß auf das letzte schwedische Konzert, dann brach die Hölle los. Mit dem titelgebenden Opener des letzten Longplayers entfachte die Legende ein Inferno, bei dem zum einzigen Mal an dem Wochenende Wellenbrecher vor der zweitgrößten Bühne angebracht wurden. Es blieb bei dem einzigen Beitrag von jenem Werk, der Rest stammte aus den alten Tagen, welche die Band zu dem machten was sie heute ist. Sogar von der „Haunting The Chapel“-EP gab es etwas zu hören, der Fokus lag natürlich bei den Überwerken „Reign In Blood“ und „Seasons In The Abyss“.

Wie vor der Bühne ging auch da oben mächtig die Post ab, Araya stand wie der Fels in der Brandung, bellte seine Vocals mit einer ungeheuren Inbrunst heraus und kam immer wieder nach vorne zwischen die Zuschauer. Die sind mittlerweile auch hier zweigeteilt, so dass sich auf jeder Seite sofort ein Pit bildete, welcher die vorderen Reihen immer wieder gegen die Barrieren schleuderte. Das machte den Anhängern dort ebenso wenig aus wie der resultierende Staubsatan, es galt nur der Show der Übermächtigen zu folgen. Die Fäuste und Pommesgabeln flogen nur so in die Luft. Nun wusste ich auch warum die Leute immer clean mitsingen, es schont die eigene Stimme, meine war danach nicht mehr zu gebrauchen.

Gary Holt rockte und bangte auf der linken Seite als ob es kein Morgen geben würde und war dabei stets bester Laune. Er lockert den Laden nun schon seit ein paar Jahren auf, die Spaßeminenz des Thrash, der Erfinder des „Good Friendly Violent Fun“. Immer wieder suchte er Kontakt zu den Zuschauern, was bei der düsteren Ausleuchtung aber schwer fiel. Sein Partner auf der rechten Flanke erschien wie gewohnt als der harte, raue Köter im Verhältnis dazu.
Natürlich ist der Mann eine Ikone, der mit Ketten behangen umher stolzierte und seiner Axt die fiesesten Töne entlockte. Der Bartzopf unterbindet jegliche Mimik von Beginn an, die tätowierte Glatze ist auch so Ausdruck genug. Überraschenderweise hat er es auf seine alten Tage geschafft sein Solospiel etwas zu glätten, das typische Gegniedel hatte irgendwie mehr Fluss, was mehr Schärfe erzeugte. Die brauchten die Riffs hingegen nicht, niemand packt mehr Rasiermesser in die Rhythmusarbeit als die Gitarrenfront von SLAYER.

Und wenn dann noch irgendetwas stand, dann wurde es von Paul Bostaph unfassbar präzise zerlegt. Leider bekam man den Mann hinter seinem Kit nur selten zu sehen, viel zu viele Becken hatte der Derwisch vor sich aufgebaut, auf denen er wie besessen herum trommelte. Neben ihm schossen immer wieder Feuersäulen hoch und quer heraus, wenn man schon keine umgedrehten Kreuze im Gepäck hat, dann produziert man die selbst mittels Flammen.
Darunter waren Podeste, welche die Musiker nur wenig nutzten, doch zur Installation von zwei Reihen Pyrozauber taugten diese auch. Denn was ist als Showeffekt geiler als Feuer? Noch mehr Feuer! Und vorne am Bühnenrand gab es auch riesige Flammenwerfer, die fast eine Wand warfen. Je nach Song wurde mehr und mehr davon gezündet, teils stand da wirklich die komplette Bühne in Flammen, ein Bild das zur Hölle passte, welche musikalisch entfacht wurde.

Am Ende wurde es immer hitziger, nachdem die schnellen Nummern einen auf halb acht gedreht hatten, kam die Salve der unvermeidlichen Klassiker, die trotz der teilweise irren Geschwindigkeit mitgegrölt wurden. Die Bühne brannte, der Raum vibrierte, die Riffs zischten, Leiber prallten gegeneinander, das Chaos hatte die sonst so beschauliche Bucht übernommen. Als alles vorüber war, verlangte das Volk nach mehr, obwohl jedem klar war, dass nach diesem Finale nie etwas gekommen ist. Bei der Plektrenorgie von Holt und King blieb Bostaph ebenso nur im Hintergrund, pfefferte lediglich seine Sticks in die jubelnde und gierige Menge da draußen.

Niemand wollte gehen, die Jünger verharrten, als ob sie es nicht wahrhaben wollten und skandierten unablässig „SLAYER, SLAYER!“ Tom Araya kam noch einmal heraus und bedankte sich artig, klopfte sich immer wieder auf die linke Brust und nahm die Ovation sichtlich gerührt entgegen. Da stand er, der Baum von einem Mann, der die bösesten Lyrics der Erde verfasste, der das „Sex. Murder. Art.“-Shirt salonfähig machte und hatte Tränen in den Augen. Das kam auch beim Publikum und dem Verfasser dieser Zeilen an, die ihrerseits mit den Emotionen zu kämpfen hatten. Lieber Tom, ich weiß wie schwer so ein Abschied fällt, und ganz ehrlich niemand würde Euch je Verrat vorwerfen, wenn ihr es Euch anders überlegen würdet. Danke für Alles! SLAYER über Alles! (Pfälzer)

Setlist SLAYER:
Repentless
Evil Has No Boundaries
World Painted Blood
Post Mortem
Hate Worldwide
War Ensemble
Gemini
Disciple
Mandatory Suicide
Chemical Warfare
Payback
Temptation
Born Of Fire
Seasons In The Abyss
Hell Awaits
South Of Heaven
Raining Blood
Black Magic
Dead Skin Mask
Angel of Death

live 20190606 1003 slayerlive 20190606 1001 slayer

FM (4 Sound Stage)
Man sollte meinen, dass es undankbar für eine Band ist, wenn sie nach DEF LEPPARD spielen muss, auf einer kleineren Bühne und das auch noch um Mitternacht sowie parallel zu SLAYER. Nun, weit gefehlt, denn die 4 Sound Stage platzt nahezu aus allen Nähten. Das liegt mit Sicherheit auch an der erhöhten Zuschauerkapazität des Festivals, spricht aber auch für die Band, die insbesondere die letzten Jahre dafür genutzt hat zu einer der hervorragendsten Live-Bands zu avancieren.

Seit der Reunion hat die ohnehin sehr gute Bühnenformation immer mehr an sich und ihrem Songwriting gearbeitet. So lässt die Band von Beginn an nichts anbrennen und präsentiert den wartenden Fans eine AOR-Show der Extraklasse. Auffällig ist dabei jedoch die Strukturierung der Setlist, denn gerade die großen Smash-Hits wie "Bad Luck" und "That Girl" wurden als Zweites, bzw. Drittes gespielt.
Was die Engländer zu diesem ungewöhnlichen Schritt bewogen hat, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Dass es für eine gelungene Show aber keine Rolle spielte, sollte dafür jedoch gar nicht extra erwähnt werden müssen. Bis zum Schluss hin harren die Zuschauer aus und dieses Ende hat mit "Killed By Love" vom aktuellen Output „Atomic Generation“ dann einen ebensolch überraschenden Schlusspunkt parat. (David)

live 20190606 1101 fm

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden