Interview mit Tim Heberlein (Devil May Care)

interview devilmaycare 01Mit ihrem Zweitwerk haben DEVIL MAY CARE ein äußerst gelungenes aber auch sehr persönliches Album abgeliefert. Mitten in seinem Umzug nahm sich Sänger und Gitarrist Tim die Zeit meine Fragen zu beantworten.

Matthias: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Wo erwische ich dich gerade?

Tim Heberlein: Mitten im Umzug. Die Kisten um mich herum sind noch gepackt und gleich wird es hier erst mal wohnlich gemacht.

Matthias: Lass uns über euer neues Album „Echoes“ sprechen. Dort verarbeitest du den Tod deines Vaters. Trotzdem ist die Scheibe ja nicht nur düster und depressiv ausgefallen, sondern bietet eine breite Palette an Emotionen, fiel es dir nicht schwer dich emotional dermaßen zu öffnen?

Tim Heberlein: Naja, erstmal hab ich die Songs ja für mich selbst geschrieben. Die Zeilen kamen einfach so aus mir heraus, ohne dass ich mir groß Gedanken um andere gemacht hätte, oder darum, dass ich mich jetzt krass öffne. Während des Prozesses habe ich einfach gemerkt, wie gut mir das tut, und dass es schon längst überfällig war.

In der Band sind wir mittlerweile zum Glück so sehr zusammen gewachsen, dass es mir hier nicht schwer fällt, mich zu öffnen. Wir sind tatsächlich wie eine Familie und was den einen beschäftigt, beschäftigt auch den Rest.

Matthias: Wie seid ihr eigentlich auf den Namen DEVIL MAY CARE gekommen und ist dir bewusst, dass es einen gleichnamigen Jazz Song von Bob Dorough gibt, der unter anderem von Jamie Cullum gecovert wurde?

Tim Heberlein: DEVIL MAY CARE ist ja im Grunde einfach eine englische Redewendung. Also eine feststehende Phrase die im Deutschen so viel heißt wie: "Nach mir die Sintflut".

Da ist es nicht verwunderlich, dass es andere Songs, Alben, Bücher etc mit diesem Namen gibt. Jahrelang hat uns auf Google ein Hund, der an Wettbewerben teilnimmt, verdrängt, nachdem dessen Seite wohl "Devil May Care" hieß.

Der Jazzsong ist mir auf Youtube tatsächlich auch schon öfter begegnet, aber angehört habe ich ihn ehrlicherweise noch nicht. Vielleicht sollte ich das mal tun.

Uns hat damals jedenfalls diese "Ist mir egal" Einstellung so vieler genervt, denen wir mit dieser Phrase eine Art Spiegel vorhalten.

Matthias: Wie kann ich mir das Songwriting bei euch vorstellen?

Tim Heberlein: Was das Musikalische betrifft, arbeite ich eigentlich meistens - und auch am liebsten - alleine. Meistens klimpere ich auf meiner Akustik-Gitarre vor mich hin und stoße dann auf etwas, was mir gefällt. Ab da geht die Arbeit los, den Rest des Songs um diesen Part zu schreiben. Dabei bin ich auf jeden Fall am kreativsten,
wenn die Sonne schon untergegangen ist.

Bei den Texten dagegen arbeiten Lukas und ich viel zusammen. Auch wenn bei diesem Album viel von mir kam, weil es ein sehr persönliches Thema ist, so standen wir trotzdem immer im Austausch und haben teilweise ganze Nächte zusammen gebrainstormt und geschrieben. Lukas hat da oft das große Ganze im Kopf.

Matthias: Gibt es Bands, die dich besonders beeinflusst haben?

Tim Heberlein: Beeinflusst weiß ich nicht. Unterbewusst auf jeden Fall. Ich denke, davon kann man sich gar nicht frei machen. Alles beeinflusst einen irgendwie und bei mir waren das aktuell sicherlich Bands wie: SILVERSTEIN, RISE AGAINST, BEARTOOTH etc

Matthias: Mit wem würdest du gerne einmal die Bühne teilen?

Tim Heberlein: Da gibt es so viele. Momentan wohl am liebsten mit THOUSAND BELOW, BAD OMENS oder THE PLOT IN YOU. Einfach weil das aktuell meine Lieblingskünstler sind.

Große Idole wären dann sowas wie KILLSWITCH ENGAGE oder auch ALTER BRIDGE.

Matthias: Was war das erste Album, das du dir selbst gekauft hast?

Tim Heberlein: Ohje, wenn ich mich recht erinnere, war das "Reise, Reise" von RAMMSTEIN. Ich habe früher immer die CDs aus dem Zimmer meines Bruders geklaut, da war sowas wie "Sehnsucht" von RAMMSTEIN dabei. Das hat mir wohl gefallen und als ich erfahren habe, dass es ein neues Album gibt, hab ich zugeschlagen.

Heute jedenfalls nicht mehr so mein Ding, aber hat wohl dazu beigetragen, dass ich heute Musik mache.

Matthias: Ihr setzt euch für zahlreiche soziale und ökologische Zwecke ein. Ist euch das eine Herzensangelegenheit?

Tim Heberlein: Absolut! Wie vorhin erwähnt wollen wir der Gesellschaft mit der Phrase "devil may care" ganz bewusst einen Spiegel vorhalten. Die "Ist mir egal" Einstellung nervt uns hart und da wollen wir selbst natürlich nicht untätig sein.

Ob Beach Cleanup mit Sea Shepherd oder Kleider sammeln für Flüchtlinge mit Hermine. Wir freuen uns immer, wenn wir Hilfe und Unterstützung von unserer Fangemeinschaft bekommen, und wir zusammen wieder ein bisschen mehr bewirken können.

Matthias: Gibt es eine Platte auf der du gerne mitgespielt hättest?

Tim Heberlein: Eine meiner absoluten Lieblingsplatten ist "Dead Silence" von BILLY TALENT. Da es in der Band aber nur Platz für einen Gitarristen und einen Sänger gibt, würde ich die Platte wahrscheinlich nur schlechter machen.

Deshalb würde ich wohl lieber auf einem anderen meiner Top-Alben mitspielen, welches mich krass geprägt hat: "The Poison" - BULLET FOR MY VALENTINE.

Matthias: Vielen Dank

Bildquelle: Uncle M

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