Interview mit Cedric (Chapel Of Disease)

interview chapelofdisease 01CHAPEL OF DISEASE haben jüngst mit „...And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye“ das wohl kreativste Metalalbum 2018 abgeliefert, was natürlich ein Interview erfordert. Gitarrist Cedric Teubl war dann auch recht auskunftsfreudig:

Ralf: Hi Cedric, hier der Ralf vom Neckbreaker Webzine, alles fit? Zuerst einmal Glückwunsch zum neuen Werk, ein mutiges Album....

Cedric: Hallo Ralf, vielen Dank für das Interview. Hier ist alles gut, wir sind sehr zufrieden mit den überwältigenden Resonanzen bezüglich unseres neuen Albums und fleißig für die kommenden Shows am proben. Es wird ein produktives Jahr für uns werden, so viel steht fest.

Ralf: Für mich ist „The Mysterious Ways Of Repetitive Art“ eines der besten Death Metalalben der Neuzeit. Glaubt ihr, das die Fans dieser Scheibe mit „...And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye“ was anfangen können?

Cedric: Wow, danke für das Kompliment zu unserem zweiten Album, das freut mich doch wirklich sehr. Ich bin auch noch sehr zufrieden mit dem Album, es brachte bei uns weiter auf den Weg, den wir zur Zeit gehen und weiter ausweiten werden.
Nun, ich überlasse es den Hörern der vorherigen Scheiben selber, ob sie etwas damit anfangen können oder sich doch lieber mit den vorherigen Werken beschäftigen wollen, da ist ja jeder anders in seinem Geschmack. Ich denke aber auch, dass die Hörer, die sich gerade an den neuen Klängen und Einflüssen erfreuten, viel mit dem neuen Album anfangen können. Die Nuancen, die wir zuvor in „The Mysterious Ways...“ mit einbauten, wurden verfeinert, mehr in den Vordergrund gestellt oder als Hauptkomponente verwendet. Mit Sicherheit wird es auch Puristen geben, denen die Weiterentwicklung nicht zusagen wird, aber das ist auch gut so. Es ist immer besser, wenn wir Reibungen verursachen, anstatt glatt zu sein und niemanden was tun. Aber doch, ich denke, dass sich viele Hörer von Früher mit der neuen Scheibe anfreunden können.

Ralf: Wann habt ihr eigentlich gemerkt, dass ihr Euch immer mehr vom Todesmetal wegbewegt oder seht ihr das als normale Entwicklung?

Cedric: Ich kann diesen Prozess als sehr natürlich beschreiben. Es gab jetzt keinen festen Plan, weg vom Death Metal Pfad zu gehen, es entstand sehr natürlich. Durch die letzte Scheibe haben wir einen Weg eingeschlagen, der uns die Freiheit gibt, sehr offen im Songwriting zu agieren, zumindest in unseren Köpfen. Wir starteten als Death Metal Band, ganz klar und haben dort auch mit Sicherheit immer noch Wurzeln, wie generell im extremeren Metal Bereich überhaupt. Es war uns aber schon nach dem ersten Album klar, dass wir mehr machen wollten und können, als „nur“ den alten Helden zu huldigen. Nicht, dass ich das als was abfälliges sehe, aber für uns war es dann doch schlussendlich sehr limitierend. Nun, jetzt sind wir an dem Punkt angekommen, wo wir uns so sicher fühlen, in dem was wir tun und, aus meiner Sicht, unseren Sound weiter ausgefeilt haben. Ob wir ihn gefunden haben, möchte ich nicht sagen, dass wird die Zukunft zeigen. Gleichzeitig empfinde ich aber auch, dass wir uns weiterhin in dem extremen Metalbereich bewegen und es mit Sicherheit auch noch weiter tun werden.

Ralf: Was waren Eure Inspirationen und musikalische Einflüsse beim Songwriting?

Cedric: Mein Bruder, Laurent, war verantwortlich für das Songwriting dieses Mal. Deshalb kann ich nur bedingt etwas zu den Einflüssen sagen.Ich weiß, dass er viel klassischen Blues Rock gehört hat und immer noch hört. Von Eric Clapton über Rory Gallagher, Joe Bonamassa und natürlich Led Zeppelin. Was die Metal Seite angeht, so ist auf jeden Fall die letzte MGLA zu nennen. Es wurde dieses Mal halt sehr genau darauf geachtet, dass jeder Musiker sein Bestes gibt und wir noch tighter zusammenspielen, dass manche Gitarrenläufe genau mit dem Schlagzeugmuster zusammenarbeiten, um eine neue Dynamik mit in die Songs einfließen zu lassen. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass die neuen Songs uns alle zu besseren Musikern und einer besseren Einheit gemacht haben. Und ich bin stolz auf die Songs, die mein Bruder geschrieben hat. Sie transportieren wirklich eine große Bandbreite an Emotionen.

Ralf: Ihr habt das neue Material bereits live präsentieren können – wie kam es an?

Cedric: Yes, das haben wir. Es kam wirklich gut an, zumindest von dem, was ich gehört habe. Wie so oft bei neuen Songs muss sich erst einmal eine gewisse Routine einschleichen. Die Songs sitzen zwar, aber die Leichtigkeit, mit der sie gespielt werden, ist noch nicht da, wie bei den älteren Songs. Zumindest empfinde ich dies so. Nichtdestotrotz macht es viel Spaß, sie auf den verschiedenen Bühnen präsentieren zu dürfen und sie gemeinsam zu spielen. Auch ältere Songs fügen sich gut mit dem neuen Material zusammen und es fühlt sich für mich natürlich an. Natürlich ist es auch eine Herausforderung, da immer wieder die Fußorgel nun mit zum Einsatz kommt und wir in manchen Songs mit einigen Effekten rumspielen, aber auch das macht ja den Reiz aus.

Ralf: Das Cover-Artwork von Timo Ketola ist sehr stimmig und gelungen. Was drückt es aus und wie kam es zur Zusammenarbeit?

Cedric: Ja, es ist ein großartiges Gemälde, oder? Ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Resultat und glücklich, dass wir mit Timo zusammen arbeiteten. Er ist ja als Coverartist bekannt und hat u.a ja schon für VENENUM, DISSECTION oder DEATHSPELL OMEGA gearbeitet. Wir fanden seine Werke sehr ansprechend und konnten uns gut vorstellen, dass er unsere Visionen umsetzen konnte. Er war auch sehr angetan von der Idee und begab sich daran, dass finale Cover zu entwerfen. Das Bild hängt mit dem Titel eng zusammen, wobei ich hierbei nicht wirklich etwas verraten möchte, sondern jedem Hörer seine Interpretation überlassen möchte. Es sollten mit Sicherheit spannende Gespräche und Diskussionen dabei herumkommen. Der Titel ist, wie die Lyrics, sehr persönlich für Laurent und mich.

Ich möchte aber auch nochmal hervorheben, dass auch Rebecca Waeik einen unglaublichen Job bezüglich der Illustrationen gemacht hat und auch hier unsere Visionen perfekt und künstlerisch umwerfend umgesetzt hat. Es ist durchaus ein rundes Werk.

Ralf: Ihr probt ja zusammen mit den Jungs von ULTHA? Ist man befreundet und was geht metaltechnisch in Köln ab?

Cedric: Ja, stimmt. Wir proben im selben Haus, dort haben sowohl Laurent als auch Andi von ULTHA ihre Tonstudios, Sculpt Sound Studios und Goblin Sound Studio. Es herrscht ein hoher Respekt untereinander und ein freundschaftliches Verhältnis. Man tauscht sich aus, wenn man sich sieht und es ist eben auch wirklich ernstzunehmende Musik, die kreiert wird. Wir sind sehr gut mit Ketzer befreundet, die ja nun auch schon seit langer Zeit in Köln leben und es gibt hier noch Bands wie CHAROKEE, GALACTIC SUPERLORDS, ALTERI oder auch, wenn nicht aus Köln, MORAST. WORLD DOWNFALL haben sich ja leider aufgelöst. Jedoch empfinde ich es als nicht so metallisch, was in Köln passiert. Viel von dem was hier spielt, ist nicht mein Geschmack und passt mir auch nicht von der Arbeitsethik ins Konzept. Es gab eine Zeit, in der ich mich tierisch über diese „Szene“ aufgeregt habe und wohl einen stundenlangen Monolog abgehalten hätte, aber mittlerweile lasse ich diese ihr Ding machen und mache meins. Ist wohl auch gesünder.

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Ralf: Textlich gibt es da ein Konzept?

Cedric: Die Texte sind diesmal ausschließlich persönlicher Natur. Laurent und ich verarbeiten in den Texten verschiedene Emotionen und Erlebnisse, wobei wir hierbei, wie bei dem Titel aus, nicht ins Detail gehen möchten, sondern dem Hörer seine eigene Interpretation überlassen möchten. Vielleicht identifiziert sich der ein oder andere auch mit gewissen Textzeilen. Ich jedoch werde mich weitestgehend bedeckt bezüglich der Inhalte geben, da sie auch einen Teil meiner Persönlichkeit offenbaren und das natürlich auch ein verwundbarer Punkt sein kann.

Ralf: Was glaubst Du wohin Eure Reise geht, vielleicht nur noch cleane Vocals oder sogar weg vom Metal?

Cedric: Das wissen wir noch nicht, aber sie wird weitergehen. Was dabei aber passieren wird, steht noch nicht fest und kann auch noch nicht vorhergesagt werden. Ich selber glaub weniger, dass wir nur noch mit klarem Gesang arbeiten werden, wir fühlen uns mit dem jetzigen sehr wohl und finden, dass er die Stimmung der Songs immer gut komplementiert, auch wenn es wirklich großartig ist, was Laurent auf „1000 Different Paths“ geleistet hat. Und weg vom Metal...ich weiß es nicht. Ich sehe uns auf jeden Fall weiterhin als Metalband und wir hören ja auch noch privat genug verschiedene Stile und gehen gern auf Konzerte etc. Mir würde jetzt nicht einfallen, warum wir uns von etwas, was uns Freude bereitet, unser Leben bereichert und wir zu einem gewissen Grad auch Teil von sind, loslösen wollten. Aber in welcher Form sich die Musik weiterentwickeln wird, dass steht in der Tat noch in den Sternen.

Ralf: Was hörst Du im Moment am liebsten?

Cedric: Oh, das ändert sich immer wieder und ist auch tagesformabhänig. Jetzt gerade, wo ich das Interview schreibe höre ich POISON IDEA's „Record Collectors are pretentious assholes“, auch JAG PANZER's „Ample Destruction“ läuft grad relativ oft. Dann hör ich grad auch immer wieder „Wind of Knives“ von ZYGOTE und die „Don't waste your Time“ EP von IDLE HANDS. MALICE „Licence to kill“ ist auch immer wieder am Start, so wie die DEVIL MASTER Eps. Das ist so ein Auszug meiner derzeitigen Hörgewohnheiten. Es gibt einfach so viel gute Musik.

Ralf: Gute Mischung. Wie wurdest Du einst zum Metalhead?

Cedric: Hmm, da muss ich überlegen. Ich glaube, ich habe mir damals, mit 11 oder 12 auf dem Schulflohmarkt, die Load von METALLICA gekauft, da ich den Namen cool fand (What the fuck? - Ralf). Die hat mich dann auf den Geschmack härterer Musik gebracht und ich habe diese Band zusammen mit meinem Bruder in meinen Jugendjahren vergöttert und liebe die Alben immer noch. Tja und so fing ich an durch Magazine und auch das Internet mich immer mehr mit der Materie auseinanderzusetzen und meinen Geschmack auszuarbeiten. Ich erinnere mich noch, wie ich in einem Gitarrenmagazin auf ein Interview mit Trey Azagthoth gestoßen bin und fasziniert war. Als ich dann das erste Mal Chapel of Ghouls hörte, war ich weggeblasen von dieser Boshaftigkeit. Ich glaube, da wusste ich, dass ich extreme Klänge lieben werde, auch wenn es natürlich noch eine lange Reise war bis jetzt und diese natürlich immer weitergehen wird.

Ralf: Ihr legt viel Wert auf visuelle Aspekte wenn man sich das Booklet ansieht. Setzt ihr sowas auch live um? Sorry hatte bisher noch nicht die Gelegenheit...

Cedric: Live gehen wir einen sehr rudimentären Weg. Natürlich achten wir darauf, dass das Licht stimmig ist und, wenn es möglich ist, unsere Banner aufgestellt werden können. Jedoch arbeiten wir ansonsten nicht mit visuellen Effekten, sondern lassen der Musik den Vortritt und versuchen, dem Publikum die bestmögliche Vorstellung von unseren Songs zu geben. Es ist jetzt nicht so, dass wir gegen visuelle Stimulation sind, bisher haben wir aber noch nicht den Drang verspürt, dies umzusetzen und sind auch mit den Shows zufrieden wie sie sind. Wenn du die Gelegenheit haben solltest, uns zu sehen, lass dich von der Musik treiben und empfange sie einfach mit offenen Armen.

Ralf: Noch etwas, was Du unseren Lesern mitteilen möchtest?

Cedric: Ich möchte mich wirklich aufrichtig bei jedem bedanken, dass uns in den letzten Monaten so großartig unterstützt hat. Glaubt mir, wir sind euch wirklich so dankbar, dass ihr auf unsere Musik so steil geht und diese zu schätzen wisst. Es ist mir eine Ehre, diese live für die Zuschauer zu spielen und ich freue mich immer wieder drauf. Danke dir Ralf für die Gelegenheit, dieses Interview zu führen und bis bald mal. Wir sehen uns.

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