Interview mit Tim, Jason und Kurtis (The Brew)

live 20181019 00 TheBrewObwohl ich bereits mit Tim per E-Mail ein Interview geführt habe, ließ ich es mir nicht nehmen, der Band vor dem Konzert in Trier noch einmal persönlich ein paar Fragen zu stellen. Denn wer möchte sich schon diesen britischen Humor entgehen lassen?

Pascal: Eure Tournee für “Art Of Persuasion” startet heute. Eigentlich wollte ich nun fragen, ob ihr mit dem Konzert zufrieden seid. Da ich heute Morgen aber erfahren habe, dass wir das Interview vor der Show machen, kann ich das jetzt eher schlecht fragen. Daher, wie fühlt ihr euch?

Jason: Es wird großartig.

Tim: In meiner Vorstellung ist es fantastisch.

Kurtis: Es ist die erste Show und alle sind ein wenig nervös, da wir neue Songs spielen werden. Ich bin wirklich aufgeregt und freue mich drauf.

Pascal: Das Album wurde bereits vor einem Jahr aufgenommen?

Jason: Ja genau.

Pascal: Fühlt es sich immer noch neu und frisch an, die Songs nun zu spielen?

Jason: Ja. Nachdem wir die Songs aufgenommen haben, hatten wir eine kleine Pause und waren anschließend noch weiter mit “Shake The Tree” auf Tour. Wir kommen nun also zu den Songs zurück und haben beim Proben bereits gemerkt, dass sie noch immer frisch sind. Wir haben sie noch nie live gespielt, sondern kurz hinter uns gelassen und das ist jetzt wirklich schön. Die Vorfreude war ab der ersten Probe wieder allgegenwärtig.

Pascal: Gibt es im Nachgang etwas was ihr an den Songs ändern möchtet?

Jason: Nicht wirklich. Wir versuchen nicht zu sehr zurückzublicken. Denn unsere Alben sind eben das, was sie zu der Zeit waren.

Tim: Genau, es war zu der Zeit eben das, was wir ausdrücken wollten.

Jason: Wir analysieren nicht “sollten wir hier lieber so, oder lieber so...”, wir haben es auf diese Art gemacht und dabei bleibt es. Das ist es was wir wollten.

Kurtis: Mehr Gong. Immer mehr Gong! (lacht)

Jason: Ja, wir hätten es mehr wie auf den Demos spielen sollen (alle lachen).

Pascal: Weil das roher geklungen hätte?

Alle durcheinander (lachend): Nein, nein. Das ist nur ein Witz.

Tim: Das ist eine Art Running-Gag im Studio.

Jason: Das ist die Situation wenn du einen Song aufnimmst, und dir zu diesem anschließend immer wieder die Demos anhörst und die Version aus dem Studio überhaupt nicht nach dem Demo klingt (lacht). “Auf dem Demo haben wir das getan!”, “Auf dem Demo haben wir das so gespielt!”. (alle lachen)

Tim: Da verliert jeder Produzent mal die Nerven. Imitiert den Produzenten: “Wir machen hier aber nicht die verdammte Demo-Version!” (alle lachen). Mit der Zeit wird “Demo” zum verbotenen Wort im Studio.

Pascal: Hatte der Produzent viel Einfluss auf das Album?

Tim: Ja, wir hören zwar nie auf ihn, aber er gibt sich Mühe (alle lachen).

Kurtis: Tobi ist ein guter Kerl. Er hilft sehr dabei, die Songs im Studio in Form zu bringen. Er hat gute Ideen und bringt sich ein.

Jason: Er ist wie ein viertes Bandmitglied, das von außen draufschaut. Wenn du am Schreiben bist, befindest du dich in deiner eigenen Welt. Dir gefällt was dir gefällt, und es ist einfach schön jemanden zu haben, der einen anderen Blickwinkel hat. “Wartet mal, warum versucht ihr nicht das, oder das?”. Sogar bei Songteilen, wo wir nie denken würden, dass ein Vorschlag passt, ergibt sich was Neues.. Das ist letzten Endes auch der Job eines Produzenten. Sie helfen mit den Arrangements und dem Sound. Bei uns hat er da einen großartigen Job gemacht.

Tim: (Fragt in die Runde) Er ist jetzt seit dem dritten Album bei uns, oder?

Kurtis, Jason: Ja.

Tim: Er ist billig. (Ironie)

Pascal: Das ist gut.

Tim: Er ist nicht billig (ernster Blick - alle lachen).

Pascal: Wie hat euch die Show heute Abend gefallen? Irgendein Ton, der nicht korrekt war? Spass, ich hatte das Interview für nach der Show geplant, daher die Frage. Die fällt jetzt einfach raus.

Tim: Ouh. Es war großartig.

Kurtis: Jeder Ton hat gepasst (lacht).

Jason: Nein, es wird wie immer, kein Gig ist komplett fehlerfrei.

Pascal: Was erwartet ihr euch von der kommenden Tour?

Tim: Erwartung und Realität sind schwierig zusammenzubekommen. Es wird, wie es wird.

Kurtis: Wir hoffen es wird gut, die Ticketverkäufe laufen bisher gut und wir freuen uns auf die Konzerte.

Pascal: Hat sich der Labelwechsel auch auf die Tour ausgewirkt? Jazzhouse Records übernimmt nach wie vor das Booking, oder?

Kurtis: Ja, sie kümmern sich noch ums Booking. Nein, es gibt keinen wirklichen Unterschied. Es gibt viel mehr PR-Aktivitäten. Doch wir tun ziemlich das Gleiche wie vorher.

Pascal: Gut, mehr Publicity ist für euch ja ne gute Sache, da es gute Werbung ist.

Kurtis: Sicher.

Pascal: Die Bühne heute Abend ist zwar ein wenig klein, aber plant ihr ein neues Stage-Design? Sowas wie “Stonehenge” im Hintergrund? (Anspielung auf Spinal Tap - Tim lacht umgehend). Ihr kennt Spinal Tap?

Kurtis: Yeah!

Jason: Wir haben unsere ganz eigene Version von Stonehenge, und die kommt auf der Bühne sehr häufig zum Zug.

Kurtis: Wir haben kleine Zwerge die auf die Bühne kommen.

Jason: Ja genau. Anstelle eines Modells oder etwas in der Art.

Kurtis: Wir hatten ein Bühnenmodell bestellt, aber die Dimensionen waren falsch. Das Modell war zu groß.

Pascal: Ah ok (lachend).

Kurtis: Bei Spinal Tap war es zu klein, unseres war zu groß. Wir kamen nicht mehr auf die Bühne rauf.

Jason: Wir kamen nicht mal ins Venue rein, ernsthaft.

Tim: Was die beiden eigentlich sagen wollen ist, dass sie den Dinosaurier gerne ins Spiel bringen würden. (alle lachen)

Pascal: Das neue Album ist seit letzter Woche draußen, ihr habt sicher schon ein paar Reviews gelesen. Seid ihr soweit zufrieden?

Tim: (Lachend) Nein, wirklich nicht.

Kurtis: Die meisten Reviews sind auf Deutsch.

Tim: Wir schauen immer auf die Sterne, alles über vier oder fünf ist gut, den Rest ignorieren wir. (lacht)

Pascal: Gut zu wissen, dann gebe ich nächstes Mal nur Punkte ab. (alle lachen)

Tim: Nein, ich meine das wäre ja ok.

Kurtis: Das Label hat uns mitgeteilt dass die Kritiken gut ausfallen.

Tim: Dafür bekommen die ihr Geld, die müssen das sagen (lacht).

Jason: Denken wir mal zurück an das zweite Album, da hieß es in Reviews “Cosmic Shit”. (alle lachen). Immerhin hieß es letztes Mal nicht “Shake The Shit”.

Pascal: Ok, ich hab nun noch ein paar Fragen an Tim, da ich annahm ich hätte das Interview nur mit ihm.

Tim: Ok, aber warte ich hab da noch eine Frage. Sind die Reviews gut?

Pascal: Ja, sehr gut.

Tim: Puh, ok. Weitermachen (alle lachen).

Pascal: Wann hast du angefangen Bass zu spielen?

Tim. Ouh, klar, letzte Woche. Jap.

Pascal: Wow.

Tim: So ist es. Ich nahm den Bass zum ersten Mal am Montag in die Hand, den ersten Gig hatte ich Donnerstag. Und Samstags begann ich zu lernen wie man spielt.

Pascal: Auf älteren Platten hattest du also einen Phantom-Spieler?

Tim: Nein, das war ein Tape (alle lachen).

Pascal: Ok, gut, damit wäre ein großes Geheimnis gelüftet (alle lachen). Was war dein erstes Konzert als Musiker?

Tim: Whoa, in einem Tennis-Club 1976. Wir jammten zusammen “Communication Breakdown” für 30 Minuten. Das war alles, was wir spielen konnten. Stell dir das mal für ne halbe Stunde vor (lacht).

Pascal: In eurer Heimatstadt Grimsby, wie sieht dort die Musikszene aus? Existiert eine?

Jason: Ja, absolut.

Kurtis: Es gibt jede Menge Bands, und es wird besser über die Jahre. Viele Bands, viele Musiker. Leider gibt es nicht so viele gute Venues.

Tim: Es gibt ein richtig gutes Touring-Venue. “Bathrom” für etwa 250 Leute.

Kurtis: Die Szene ist wirklich groß mit vielen Musikern.

Jason: Auch eine große Akustik-Szene Richtung Meer.

Kurtis: Viel Folk.

Tim. Pirate Rock! (lacht)

Jason: Derzeit macht sich ein Revival von diesem “Grunge”-Stil breit. Auch Classic-Rock, und viele Bands wollen zum Stoner-Rock dazugehören. Viele Bands werden heavier, wenn du weißt wie ich das meine. Es ist interessant.

Kurtis: Ja es ist gut.

Jason: Sehr, denn es gibt immer einen Gig den man besuchen kann.

Pascal: Ok, nächstes Mal wenn wir über Grunge reden, ist Grimsby also das neue Seattle.

Jason: Ja absolut.

interview 20170512 TheBrew 04

Pascal: Wenn ich Grimsby besuchen würde, was würdet ihr mir zeigen?

Kurtis: Wir würden dir unsere “Fish & Chips” zeigen. Wir haben den besten “Fish & Chips”-Laden der Welt. Das wurde sogar auf Trip-Advisor so gewählt.

Tim: Bewertet von Leuten aus Grimsby (lächelnd).

Jason: Und wir haben den kleinsten Pub der Welt.

Pascal: Den Kleinsten?

Kurtis: Jap, also erst Fish & Chips und dann ein Pint im kleinsten Pub der Welt.

Pascal: Ok, aber ein Pint, kein “small Pint”.

Kurtis: Nein, ein normales Pint.

Pascal: Jason, bei “Pink Noise King”, spielst du da deine Les Paul?

Jason: Ja, ich habe aber verschiedene Amps verwendet um ein möglichst cleanes Reverb zu bekommen.

Tim: Ich dachte du hättest die Strat verwendet.

Jason: Nein, hab ich nicht. Es war meine Les Paul mit dem Fender Twin, einem Vox AC30 und meiner Marshall-Box. Die Reverbs die du hörst, die mit dem schönen cleanen Sound ist der Fender Twin und meine Les Paul.

Pascal: Ich hab ein Video von einem Gitarrenmagazin gesehen, in dem du einen Song zeigst.

Jason: Oh, “Gin Soaked Loving Queen”.

Pascal: Ja genau.

Jason: Ist nicht schwer oder?

Pascal: Nein.

Kurtis: Sagten die nicht es wäre der kürzeste Song und deswegen haben wir den gemacht?

Jason: Ja.

Kurtis: Und der leichteste oder?

Jason: Auch das (alle lachen).

Pascal: Habt ihr geplant, mehr solcher Videos zu machen?

Jason: Ja warum nicht?

Kurtis: Das war tatsächlich ein Vorschlag vom Label, auch mit Tabs etc.

Pascal: Ok, dann fangen wir jetzt damit an. (alle lachen) Die Band ist nun 10 Jahre alt, wann habt ihr euch dazu entschieden, das Ganze professionell zu machen?

Tim: 2010? 2009?

Kurtis: 2009.

Tim: Ok ja.

Kurtis: Ja ich schätze so etwa 2 Jahre nachdem wir angefangen hatten.

Tim: Jap, Jason kam zu uns.

Jason: Ja richtig. Sicher waren wir uns alle nach dem Rockpalast-Konzert damals.

Kurtis: Mit dem Rockpalast-Gig war uns bewusst, dass es besser wird. Du musst dich voll und ganz auf die Musik konzentrieren. Du kannst nicht nebenher noch einen Job haben. Entweder oder. Also hatten wir die Entscheidung getroffen. Wir waren uns sicher, dass es funktionieren kann.

Jason: Wir hatten gerade damit angefangen in Deutschland zu spielen und kamen von 20 Zuschauer auf 250, über Nacht. Dank dieser Show. Der Unterschied war unglaublich. Ich erinnere mich noch an den ersten Gig nach der Rockpalast-Sache. Das hat mich weggefegt, und es war gerade mal ein paar Wochen nach dem Rockpalast-Gig. Wir gingen durchs Dach. Anschließend kamen große Festival-Anfragen und die Shows wurden größer und größer. Das neue Album kam raus und bekam viel Zuspruch, die Zeichen standen also gut.

Pascal: Euer Name “The Brew”, woher kommt er?

Kurtis: Vor langer Zeit nannten wir uns STRANGE BREW, bevor alles professionell wurde. Die Leute dachten damals aber immer wir wären eine CREAM-Tribute-Band, weil einer ihrer Songs “Strange Brew” heißt.

Jason: War da nicht noch was mit dem Label?

Tim: Sicher, die sagten uns auch dass wir wie eine CREAM-Tribute-Band klingen würden und fragten, ob wir uns überlegt hätten den Namen zu ändern. Gut, jeder sagt schon “Ich werde heute Abend The Brew sehen”, also nennen wir uns THE BREW. Dann hatten wir ein Problem mit einer Band in Amerika, die den gleichen Namen hatte. Wir wurden größer, die wurden größer. Wir hatten keine Probleme deswegen, und das waren auch nette Kerle. Doch irgendwann waren wir an dem Punkt, wo es ein Problem wurde. Also nannten wir uns THE BREW UK. Das ging eine Zeit so, dann wurden uns die Rechte am Namen angeboten und wir kauften sie. Danach hießen wir wieder THE BREW, das ist die Geschichte hinter dem Bandnamen.

Pascal: Ok, und die amerikanische Band machte Death Metal?

Jason: Nein (lacht).

Kurtis: Nein, es war richtig softe Musik. Wie MAROON 5, die waren überhaupt nicht wie wir.

Tim: Absolut nicht.

Pascal: Ok, mich hat das nur gerade an GRAVEYARD erinnert, die ihr sicher auch kennt.

Jason: Ja.

Pascal: Da gibt es eben auch GRAVEYARD und GRAVEYARD (gegrunzt), die Black Metal machen.

Jason: Ja richtig, aus Norwegen glaub ich. Die haben eventuell ihren eigenen GRAVEYARD im Garten. (lächelnd)

Pascal: Ok, kommen wir zur finalen Frage. Eure Musik ist mittlerweile nicht mehr so progressiv wie früher. Ich meine damit, ihr spielt nicht mehr so viele Solos etc., was bereits auf “Shake The Tree” begann.

Jason: Weniger experimentell?

Pascal: Ja genau. Wie geht ihr da mit der Kritik der Fans um, sofern ihr welche bekommt?

Jason: Alles was wir wollen, ist ein straightes Rock-Album. Und wir wollen damit möglichst viele Leute erreichen, und das ist es eben was wir tun. Jedes Album das wir angehen repräsentiert, wie wir uns zu der Zeit fühlen und was in unserer Köpfen vorgeht. Das war auch genau das, was wir mit diesem Album tun wollten. Vom ersten Album an hörst du, dass wir weniger experimentell werden. Die Gitarrensolos wurden kürzer.

Kurtis (flüsternd): Die Gitarrensolos sind sowieso langweilig. (alle lachen)

Jason: Es sind auch keine Drum-Solos mehr auf dem Album (alle lachen). Es sind einfach straighte Rock-Songs.

Kurtis: Wir möchten, dass die Songs das wichtige Element sind. Live ist dann Spielraum für Solos etc.

Tim: Ich denke die Solos werden live präsentiert und weniger auf den Platten.

Pascal: Also heute Abend. (alle stimmen zu)

Kurtis: Auch der Sound hat sich über die Jahre entwickelt, und das hat sich auch auf die Solos ausgewirkt. Weniger Feedback-Sounds, dafür straighte Solos.

Pascal: Ja, wie Lemmy einst sagte, ein Solo sollte einem Song dienen und nicht umgekehrt, was aber nicht jeder Gitarrist so sieht.

Tim: Ja genau.

Pascal: Ok, danke für eure Zeit und viel Spaß heute Abend auf der Bühne, ich freue mich bereits.

Alle: Gerne, bis dann. (Tim geht rüber zu meiner Freundin und bedankt sich bei ihr für das tolle Interview - alle lachen).

 

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(Live-Fotos: Pascal, Logo: Jazzhouse Records, Napalm Records)

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