Interview mit Markus Ullrich (Them)

interview them03 2018Das neueste Album von THEM ist der absolute Hammer und wer auf komplexen Metal mit Konzeptstory steht, der muss einmal reinhören. Gitarrist und Hauptkomponist Markus „Ulle“ Ullrich plauderte ein bisserl aus dem Nähkästchen, das neue Meisterwerk betreffend!

Ralf: Hi Ulle, bei was störe ich Dich gerade?

Markus: Hi! Ich trinke den fünften Kaffee und habe gerade die neue VOIVOD gehört.

Ralf: Ah Okay! Glückwunsch zum neuen THEM-Album „Manor Of The Seven Gables“. Wie lange lief die Vorbereitung und gab es eine direkte Inspiration zur Story?

Markus: Vielen Dank. Die Story stammt natürlich von KK aka Troy und streckt sich über drei Alben. Bei M7G handelt es sich also um den direkten Nachfolger zum Debüt „Sweet Hollow“. Wer beim Intro genau hinhört, wird das raushören. Die Inspiration was „Sweet Hollow“ angeht, rührte vom gleichnamigen Friedhof her, der bei unserem Sänger mehr oder weniger vor der Haustür liegt und über den sich viele Mythen ranken. Der Faden wurde dann weitergesponnen und die Geschichte fortgeführt, immer mit Schauplätzen, die auch in der Realität zu finden sind. Man wird also auch das „Manor of the Seven Gables“ finden, wenn man danach sucht.
Die Vorbereitungen fingen eigentlich an, sobald „Sweet Hollow“ veröffentlicht war.

Ralf: Erzähle mal bitte was über den Aufnahmeprozess. Klingt wieder verdammt aufwendig, was habt ihr dieses Mal anders gemacht.

Markus: Wir haben eigentlich ähnlich gearbeitet wie beim letzten Mal. Während ich allerdings beim Debüt noch alle Rhythmusgitarren eingespielt hatte und Markus Johansson dann noch zusätzliche Leads, haben wir uns das dieses Mal aufgeteilt und jeder spielt seinen Rhythmuspart auch auf Platte. Das war ein kleines Risiko, zumal wir eben nicht gerade Nachbarn sind, aber ich wusste, dass es klappen würde.

Ralf: Da ja der Rest der Band in Amerika lebt schickt ihr Euch files hin und her oder wie muss ich mir das vorstellen oder wart ihr gemeinsam im Studio?

Markus: Im Endeffekt arrangiere ich die Stücke mit Gitarren, Bass und Drums vor und lade die dementsprechenden Demos hoch. Markus hat das mit seinen drei Stücken ähnlich gemacht. Dann bekommt jeder der einzelnen Mitglieder seinen persönlichen Mix und arbeitet an seinen Parts. Ich mache zwar Demos mit Drums und Bass, würde den Leuten aber nie vorschreiben, wann sie wann was zu spielen haben. Keys lasse ich weg, da weiß der Richie selbst am besten was passt...
Die Jungs sind einfach gut und verstehen, was welcher Part braucht, ich kann mich blind drauf verlassen.
So arbeite ich allerdings bei allen Bands, unabhängig davon ob die Musiker nun meine Nachbarn sind oder auf einem anderen Kontinent leben. Musik, die dementsprechend komplex ist, „erjammt“ man nicht mal kurz im Proberaum, auch wenn die Antwort natürlich immer wieder gerne genommen wird und die Aussage cooler klingt und beim Publikum gut ankommt. Sorry, ich spiele keinen rotzigen Rock ‘N‘ Roll, oder NWOBHM-beeinflussten Kram mit zwei Riffs pro Song, sonst würde das ja evtl. so laufen können und auch funktionieren.
Aufgenommen wurde in Studios in New York, in Chicago und in good old Germany, gemischt wurde in Denver von Dave Otero. Natürlich standen wir aber ununterbrochen in Kontakt und haben ständig kommuniziert. Teilweise kommt einem die Zeitverschiebung da sogar zugute, zumal der eine weiterarbeiten kann, während der andere mal kurz pennen geht.

Ralf: Was auffällt ist die Tatsache, dass ihr euch immer mehr in eine eigenständiger Richtung abseits von KING DIAMOND entwickelt. Wird diese Richtung in Zukunft weiterverfolgt?

Markus: Da muss ich mal kurz ausholen. Ich weiß natürlich, auf was du anspielst, aber gehe zunächst mal ausschließlich auf die Musik ein. Ich habe schon immer eigenständige Musik geschrieben. Die Musik auf „Sweet Hollow“ ist eigenständig, die auf „M7G“ ist es auch. Wer rein musikalisch Parallelen zu KING DIAMOND heraushört, sollte sich dringend mal die Lauscher spülen lassen, die Behauptung ist nämlich einfach nur Unfug. Es kamen jetzt übrigens schon die ersten Leute, die uns mit GHOST verglichen haben und da frage ich mich schon ernsthaft, was man da rauchen muss.
Aber hey, solange man im Gespräch ist, ist das ja schon mal nicht schlecht
Jetzt zum Offensichtlichen: Jaaaa, der Gesang wurde eigenständiger. Warum? Weil er es kann wahrscheinlich.
Ernsthaft: Troy ist ein alter Thrasher, die Musik auf „M7G“ ist deutlich härter, somit hat er eben sehr oft seine aggressivere Stimmlage bemüht, zusätzlich seine reguläre Gesangsstimme und die Parallelen zu KD dürften sich somit auf 30 Sekunden verteilt auf 55 Minuten beschränken. Blendet man Bandname und Horrorkonzept mal kurz aus, wird man das auch schnell feststellen, aber die meisten Leute bilden sich halt gerne eine Meinung, bevor sie sich den Kram überhaupt anhören. Damit müssen wir leben, damit leben wir auch gerne und ich leugne nicht, dass es uns auch einen zusätzlichen Schub verpasst hat, es sei aber somit mal erwähnt.

interview them02 2018

Ralf: Eure Stücke sind zum einen komplexer geworden aber die Hooklines und Refrains ausgearbeiteter. Zum Teil härter denn je aber auch melodischer. Kein Widerspruch?

Markus: Ich finde das beschreibt es perfekt und das war irgendwie auch die Intention. Viele haben nach „Sweet Hollow“ erwartet, dass wir aufgrund des Achtungserfolges zugänglicher und etwas kommerzieller werden. Ich wollte bewusst das Gegenteil machen, eine deutliche Schippe drauflegen, aber eben immer den Melodien freien Raum lassen. Ich versuche immer gesangsfreundlich zu schreiben, also auch schon was die Musik angeht, z.B. ein sich deutlich abhebender Refrain mit interessanten Akkordfolgen. Das gibt dem Sänger einfach eine bessere Vorlage und obwohl ich keinen Einfluss auf die Vocals hatte, dachte unser KK wohl ähnlich und hat einen verdammt guten Job abgeliefert.

Ralf: Wie kam es zum Deal mit mighty SPV/Steamhammer?

Markus: Der Kontakt kam über unsere Booking-Agentur zustande und plötzlich war das Angebot da. Wir mussten da nicht lange überlegen, haben uns tierisch gefreut und sind wirklich sehr gespannt. Die Zusammenarbeit läuft bisher jedenfalls extrem gut, die Leute wissen halt was sie tun und…tun es vor allem auch!

Ralf: Habe vor 2 Jahren bereits Troy gefragt, ob er den KING mal persönlich getroffen hat – wie sieht es bei Dir aus? Was macht für dich die Faszination an KING DIAMOND/MERCYFUL FATE aus?

Markus: Nee, ich habe ihn tatsächlich nie getroffen, bin aber auch tatsächlich niemand, der allgemein auf Personenkult in welcher Form auch immer abfährt. Ich muss mich immer noch zwingen, nicht hinter mich zu gucken, wenn jemand sich was von mir unterschreiben lassen will. Daher wäre es jetzt nicht so, dass ich da vor Nervosität nicht schlafen könnte, wenn ich irgendeinen Helden meiner Jugend treffen würde.
Zwecks Faszination. Ganz banal, wie bei allen Bands die ich schätze. Ich mag einfach die Alben. Nicht jedes, aber viele davon und einige sogar verdammt arg.
Das ist aber für mich jetzt aber was Faszination angeht nicht anders als das bei RUSH, MAIDEN, KING CRIMSON, MIKE OLDFIELD, dem MAHAVISHNU ORCHESTRA oder FORBIDDEN wäre, nur um jetzt einfach per Zufallsgenerator irgendwelche Musik aufzuzählen, auf die ich stehe.

Ralf: Wer ist eigentlich für diese ganzen Hörspiel-Passagen verantwortlich?

Markus: Ausschließlich unser Sänger. Die komplette Story, alle Lyrics, alle Dialoge stammen von ihm und er hat da unendlich viel Liebe zum Detail bewiesen.

Ralf: Allerdings! Wie theatralisch kann ein THEM-Auftritt werden, wenn man die Kohle hätte?

Markus: Wenn es nach mir gehen würde, wahrscheinlich nicht viel anders, als es jetzt ist. Wenn es nach KK gehen würde, würde Star Wars daneben aussehen wir die Lindenstraße.
Wir würden sicherlich etwas aufstocken, haben aber recht schnell bemerkt, dass es ein schmaler Grat ist, auf dem man sich showtechnisch bewegt. Wir haben das Hauptaugenmerk mehr und mehr auf die Musik gelegt, irgendwann auf Dialoge komplett verzichtet und die Showelemente effektiver und bewusster eingesetzt. Es hat seine Zeit gedauert, bis wir den Spagat für uns optimiert haben.

Ralf: Wie war eigentlich rückblickend die HELLOWEEN-US/KANADA-Tour? Irgendwelche lustige oder unmögliche Anekdoten...?

Markus: Die Tour war ein Sprung ins kalte Wasser, zumal wir damals quasi erst zur „Band“ wurden. Das ist dann aber innerhalb kürzester Zeit passiert. Die meisten von uns haben sich zum ersten Mal überhaupt gesehen, dann geprobt und zwei Tage später standen wir in Montreal auf der Bühne. Das war ja ein halbes Jahr bevor das Debüt überhaupt erscheinen ist und uns kannte wirklich kein Schwein. Es lief aber unfassbar gut für uns und der Zuspruch war enorm, was uns definitiv auch eine stabile Undergroundbasis in den USA beschert hat. Ein tolles Erlebnis und tausende von Meilen in kürzester Zeit, zumal wir natürlich mit dem ganzen Equipment nicht mal schnell von da nach dort fliegen konnten. Unfassbare Hürden, von Schneetreiben und Minusgraden in Kanada dann plötzlich ins warme L.A. und kaum Schlaf. Wir haben teilweise sitzend im Van gepennt, da wir schlicht 48 Stunden ununterbrochen durchfahren mussten, um zum nächsten Auftritt zu kommen. Als Europäer kann man sich das nur schwer vorstellen. Dennoch gab es nie Stress, wir hatten Unmengen an Spaß und das hat uns zu einer echten Einheit werden lassen, die wir auch nach wie vor sind.

Ralf: Cool! Wie sieht es dann nächstes Jahr mit Festivals & Gigs in Germany aus? Schon was klar?

Markus: Alles in Arbeit. Wir werden definitiv so oft als nur möglich live spielen und keine Gelegenheit missen. Eine Tour wird gerade gebucht, wer uns haben will, soll sich melden.

Ralf: Danke für Deine Zeit – Alles gut und viel Erfolg mit „Manor Of The Seven Gables“

Markus: Ich bedanke mich für das Interesse

interview them01 2018
Bildquelle: Band

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