Blessed By A Broken Heart - Pedal To The Metal

blessedbyabrokenheart_pedaltothemetal.jpg Oh mein Gott, was zur Hölle ist das? Ich muss zugeben, es ist mir selten so schwer gefallen ein Album zu reviewen wie bei „Pedal To The Metal“. Keine Frage, „Pedal To The Metal“ liefert eine gehörige Portion an Spaß und BLESSED BY A BROKEN HEART machen das, was sie machen, wirklich gut! Ihr Ziel „ein Album voller epischer Hymnen abzuliefern, das dem Hörer auch den dunkelsten Tag versüßt, das den täglichen Frust vergessen lässt und jedem eine geile Zeit beschert“, erreichen sie definitiv!
Auf der anderen Seite habe ich für kaum eine andere aktuelle Band so viel Verachtung übrig wie für die nach wie vor Newcomer aus Kanada. Trendanbiederung um jeden Preis lautet die Devise der 6 Jungs, die Glaubwürdigkeit bleibt vollkommen auf der Strecke. Für mich stellt sich da sogar die Frage, ist das hier noch „Metal“?


Bevor ich jetzt aber zu sehr in die Subjektivität abdrifte, erst mal zu den nackten Fakten im Schnelldurchlauf. 2003 als Metalband mit Hardcorebackground gegründet, 2004 das erste Album „All Is Fair In Love And War“, ein Flop, diverse Umbesetzungen und aufgrund der Erfolglosigkeit eine radikale Kurskorrektur in Sachen Sound. Die Core-Elemente wurden zurückgeschraubt, dafür hat man eine gehörige Portion Glam integriert, mit der Folge, dass BLESSED BY A BROKEN HEART inzwischen als „moderne Version von Mötley Crüe und Journey“ angepriesen werden (Was haben diese großartigen Bands verbrochen, um jetzt mit diesen Jungs in einen Topf geworfen zu werden). Ich persönlich tendiere zum Begriff „Popmetal“ oder wie wär's mit „Eighties-Heavy-Core“.

Und gerade diese radikalen Veränderungen in Sachen Sound liegen mir sehr schwer im Magen, man wird den Eindruck nicht los, als handele es sich bei BLESSED BY A BROKEN HEART um eine gecastete Band (was sie allerdings nicht sind), die nur darauf getrimmt wurde, sich dem Zeitgeist anzupassen.
Da hätten wir das übliche Wechselspiel zwischen Growls (v.a. in den Versen) und klaren melodischen Vocals (v.a. in den Refrains), da kommt mir das Wort Emocore in den Sinn, und die diversen Hüpf- und Moshparts dürfen natürlich auch nicht fehlen (sozusagen als Überbleibsel der Vergangenheit). Jeder Song besitzt einen bis zur Peinlichkeit gehenden melodischen Refrain, den man bereits mitgrölen kann, wenn man ihn noch gar nicht kennt, und mit ein paar Bier im Kopp, klappt das sicher noch besser. Die Texte sind an Niveaulosigkeit kaum mehr zu unterbieten, aber wer braucht schon gute Lyrics, wenn’s eh nur ums Partymachen geht.
Um die Trendmetalhörer nicht zu sehr abzuschrecken, hat man die Produktion ganz bewusst drucklos geraten lassen, Gitarren und Drums klingen als hätte man sie in Watte gepackt.
Ach ja, christlich soll die Band auch sein, ist in den Staaten schließlich auch gerade in; wer’s glaubt wird selig. Ein ganzer Haufen Tattoos und Piercings dürfen natürlich auch nicht fehlen und die Haare müssen auch sitzen, man will schließlich auch optisch cool rüberkommen. Dämliche Pseudonyme wie Shread Sean oder Da Bird gibt’s noch oben drauf.
Jetzt fehlt eigentlich nur noch ne Tussi am Bass, und wir hätten die kanadischen SONIC SYNDICATE zusammen. Sollten die „Popstars“ jemals eine „Metalband“ casten, BLESSED BY A BROKEN HEART kämen dem Ergebnis sehr nahe.

Beim atmosphärischen Intro „Intro“ ist davon noch nicht viel zu spüren, Keyboardklänge, Wolfsgeheul, akustischen Gitarren, ein gefühlvolles Solo, fast wie der Beginn einer Symphonic-Metal Scheibe.  
Und auch beim mächtigen und für BLESSED BY A BROKEN HEART brettharten Opener „She Wolf“ ist soweit noch alles in Ordnung. Demgegenüber stehen die nächsten beiden Songs „Show Me What You Got“ und „Move Your Body“ für das gesamte Übel der Scheibe. Allen voran „Move Your Body“ schießt den Vogel der Peinlichkeit ab. „Move Your Body, Move Move Your Body, Schools Out, And It’s Time To Party, We’ve Got Rock, We Dont Need Your Money”. Und ähnlich platt geht’s bei “To Be Young” weiter. “This Is What Its Like To Be Young, Singing Loud And Having Fun, Hoping The Sun Will Never Rise”. Oder bei “D’ont Stop”: “Dont Stop, Baby Dont Stop, Till You Feel The Burn, Baby D’ont stop, Just D’ont Stop”. Wie war das noch mit „christlich”?

Auch musikalisch gehen die Kanadier ähnliche Wege. „To Be Young“ hat man mit fast schon lächerlichen „nanana“-Chören angereichert. Zu Beginn von „Doing It“ klaut man ganz dreist bei IN FLAMES, doch ganz plötzlich setzt ein Keyboardsynthiesound ein, der mich mehr an Eurodancemucke als an Metal erinnert und gerade dieses Zugekleistere mit den Synthies macht die ganze Chose fast unerträglich. (Die Achtziger im Vergleich sind dagegen nix). Dabei tun sie es doch angeblich für den Rock, ist klar Jungs. Und dann gibt’s da noch das bereits erwähnte „Move Your Body“, bei dem ich im Refrain den ein oder anderen Technobeat erahne, oder liegt das nur daran, dass der Song bis zum geht nicht mehr auf tanzbar getrimmt wurde.
Mit „Blood On Your Hands“ (tolles Eröffnungssolo übrigens) hat man auch noch eine wirklich gelungene Hymne in der Hinterhand, vielleicht am ehesten so was wie ein objektiver Anspieltipp.

Wahrscheinlich ist es einfach mein Fehler, dass ich versuche, die Band auch nur ein Stückchen ernst zu nehmen, bei dem, was sie tun. „Pedal To The Metal“ beinhaltet 10 gnadenlose Ohrwürmer, die wahlweise zum Bangen, Mitklatschen, laut loslachen oder kübeln anregen; entweder man liebt oder hasst sie, oder eben auch beides gleichzeitig.
 
Wie gesagt: BLESSED BY A BROKEN HEART haben’s wirklich drauf, sie können Songs schreiben, Schwächen im instrumentalen Bereich sind keine auszumachen und live sollen sie angeblich auch was taugen, ob man das gut finden kann, muss jeder für sich selber entscheiden; für mich bleibt ein fader Beigeschmack zurück.
Wer sich an all dem Drumherum nicht stört und auf der Suche nach einer Partyscheibe ist, der wird mit „Pedal To The Metal“ viele schöne Stunden erleben, wer um die Glaubwürdigkeit der gesamten Szene bedacht ist, der wird BLESSED BY A BROKEN HEART hassen. (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 42:41 min
Label: Century Media Records
Veröffentlichungstermin: 15.08.2008

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