United Progressive Fraternity - Planetary Overload

unitedprogressivefraternity planetaryoverloadMehr als vier Jahre ist es her, dass dieses Musikerkollektiv mit "Falling In Love With The World" sein Debüt veröffentlicht hat. Damals aus der Asche der großartigen UNITOPIA hervor gegangen konnte man an deren Glanztaten nicht ganz anknüpfen. Mittlerweile ist von den ehemaligen Mitgliedern nur noch Sänger und Mastermind Mark "Truey" Trueack dabei, der ja von Beginn an eine offene Formation propagierte. Hier sind mehr als zwanzig Musiker vertreten, wobei sich die Kreativpartner schon heraus schälen. Mit diesem Großaufgebot holt man zum Doppleschlag aus, "Planetary Overload" steht nun in den Läden, ein zweiter Teil soll bald folgen.

Das Konzept des Spätberufenen drehte sich wie schon bei der Vorgängerband um soziale Themen und die Umweltproblematik, welche der immer noch wache Geist beobachtet. Und weil der gute Truey global denkt, holt er sich seine Inspiration von überall her, weswegen es auch Musikern bedarf, welche das umsetzen können. Im Multiinstrumentalisten Steve Unruh fand er einen Mitstreiter der viele Klangfarben einbringen kann und auch bei der Produktion mitarbeitete. Dazu gesellt sich Christophe LeBled, den Jon Anderson mit Vangelis vergleicht. Das Erbe der Vorgängerband schimmert immer noch durch, auch wenn der Kopf immer nach neuen Ufern sucht. Doch schon alleine seine an Peter Gabriel geschulte Stimmlage und die Melodieführung zeigt klar seine Handschrift.

Im jazzigen "What Happens Now" wird der Klang von vielen verschiedenen Instrumenten weiter getragen, neben Unruhs Geige kommt auch Marek Arnold von DAMANEK an der Trompete zum Zug, auch ein prominenter Bass und weibliche Chöre sind weitere Facetten. Auch bei den Songlängen lasen sich UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY nicht in ein Konzept pressen, kurzen Skizzen von zwei Minuten stehen ausufernde Longtracks gegenüber. "One More" ist ein ruhiges, atmosphärisches Stück, bei dem ebenfalls die Geige leise einschmeicheln darf, der folgende, kraftvolle Retro Progger "Mercenaries" hat dagegen eine Hauch von SPOCK´S BEARD. Vor allem die typischen instrumentalen Abfahrten erinnern an die klassische Ära des progressiven Rock.

Die akustische Ballade "Dying To Be Reborn" kommt ebenfalls vertraut im Oevre von Mark Trueack vor. Ebenso das zwanzigminütige Herzstück "Seeds Of Life", in welchem es aber an wiederkehrenden Motiven mangelt. Dafür bringt man ebenso viel mit herein wie einst in "The Garden", was schon mit dem flirrenden Auftakt beginnt, der mit elektronischen Elementen aufwartet. Der sanfte Gesang konterkariert diese, mit Riffs steigert sich die Dynamik weiter, wiederum akustische Motive, Gesangsarrangements und ein Saxophon erhöhen den Farbenreigen. Ein Synthesizersolo läutet den abschließenden instrumentalen Part ein, bei dem sich viele Akteure beweisen dürfen.
Doch das Kollektiv kann auch anders, schon mit dem Opener "Loss Anthem" beschreiten sie neue Pfade, bauen wie im gesamten Album Spoken Words-Passagen ein. Mit Jon Davison gelingen auch einige mehrstimme Chöre, auf die YES stolz sein könnten. Tritt hier die Geige noch sporadisch auf, so steht sie beim ebenfalls ausufernden "Cruel Times" im Vordergrund. Die Nummer beginnt ruhig, steigert sich dann, und spätestens wenn sich Jazz Piano und Synths duellieren weckt das Assoziationen an KANSAS. Einem anderen Classic Rock-Urgestein wird in "Stop Time" Tribut gezollt, schwere Orgelklänge und heftige Drumbreaks lassen an DEEP PURPLE denken.

Die weltmusikalischen Einflüsse entführen in "What Are We Doing To Ourselves" mithilfe von Percussions auf den afrikanischen Kontinent. Das Stück fällt mit seiner kompletten Verweigerung von Rockstrukturen genauso aus dem Rahmen wie "Forgive Me, My Son". Piano, Geige und Klampfe erzeugen eine gespenstische Stimmung, die einen einnimmt uund so bisher selten zu hören war. Ein weiteres Highlight bildet der perlende Schlusstrack "Loss To Lost", in welchem dezent progmetallische Schübe den flächigen Grundton durchschneiden. Man darf allerdings nicht verhehlen, dass es an vielen Stellen etwas hakt und nicht alle Kompositionen so schlüssig sind. So schön der Grundgedanke von einer offenen Formation auch ist, vielleicht bewahrheitet sich hier auch der Spruch von den vielen Köchen, die den Brei verderben, etwas Konsistenz hätte nicht geschadet. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 75:23 min
Label: Giant Electric Pea
Veröffentlichungstermin: 24.05.2019

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