The Vision Bleak - The Unknown

thevisionbleak theunknownIm schönen regelmäßigen Abstand von zunächst zwei, mittlerweile immer drei Jahren gibt es ein neues Album von THE VISION BLEAK und so ist es auch dieses Jahr wieder mal an der Zeit für eine neue Scheibe. Wie eigentlich bei jedem Album hat die Band ihren Look etwas verändert und mehr oder weniger auf das Album angepasst. Auch das Cover ist für THE VISION BLEAK-Verhältnisse fast schon fröhlich bunt.

Das Intro ist dann aber doch erst mal gewohnt düster und geheimnisvoll gehalten und erinnert mit seinem akustischen Beginn etwas an PRIMORDIALs „To The Nameless Dead“. Und der Opener „From Wolf To Peacock“ (seltsamer Titel, aber die beiden hatten ja schon immer ein Faible für seltsame Titel) klingt dann doch ganz so, wie man es von THE VISION BLEAK gewohnt ist. Und doch wieder ganz anders. Die Drums stehen weit im Vordergrund, schnell und mächtig, der Gesang ist dagegen deutlich ruhiger, insgesamt wirkt der Song jedoch leider etwas zerstückelt bzw. etwas sperrig.

Und steht damit symptomatisch für das ganze Album. Es gibt immer wieder Songpassagen, die an alte THE VISION BLEAK erinnern, ganz typische Elemente ihrer Musik, daneben aber auch immer wieder moderne Elemente und Arrangements, die grundsätzlich zwar schon zur Musik passen, aber dermaßen abgehackt in die Songs eingefügt werden, dass jeder Fluss verloren geht. Und der ständige Wechsel zwischen diesen Elementen macht einen beim Zuhören ganz nervös.

Doch wie jauchzt das Herz bei „The Kindred Of The Sunset“! THE VISION BLEAK wie man sie kennt und liebt. Allen B. Konstanzs tiefe Stimme passt perfekt zum Song, der die herrlich düstere Atmosphäre des Bandmaterials ebenso einfängt wie einige modernere Einflüsse, die man auf diesem Album öfter findet, die hier aber sehr angenehm in den Song eingebettet sind. Hier schafft man es auch, ruhige, epische Passagen neben schnelles Drumgewitter zu stellen und dabei die Übergänge spielend zu verwischen.

Der Titelsong „Into The Unknown“ beginnt eher ruhig, arbeitet sich dann langsam zu einem sehr rhythmusbasiertem Stück empor, das einen richtig fiesen Ohrwurmrefrain hat. „Ancient Heart“ klingt zu Beginn auch wieder stark nach PRIMORDIAL, bekommt dann aber nochmal die Kurve und schwenkt doch Richtung THE VISION BLEAK um. Hier geht man dann auch mal neue Wege, ein Flöte gibt dem Song das gewisse Etwas, spanische Gitarren verleihen dem Stück einen leichten südländischen Touch und damit geht man ganz weg vom Transilvaniahorror – klingt aber trotzdem gut.

Auch „The Whine Of The Cemetery Hound“ ist ganz und gar kein typischer Song für die Band, sondern geht fast schon Richtung Avantgarde. Epische Klavierklänge begleiten den ruhigen, sanften Gesang von Allen B. Konstanz bevor dann wieder der Bombast hervorbricht. Insgesamt ist es dann aber doch eher ein sperriges Stück, zu dem man sich den Zugang erst erarbeiten muss. Wenn man das dann aber mal geschafft hat, dann sieht man den ganzen Facettenreichtum der Band vor sich liegen, der mittlerweile doch deutlich größer ist als noch zu Anfangstagen.

„How Deep Lies Tartaros?“ ist dann wieder ganz anders. Düster und sehr schnell hat man fast den Eindruck, es handele sich um ein Instrumental und erst spät merkt man, dass das ja gar nicht der Fall ist. Das gibt es dann beim ruhigen, akustischen „Who May Oppose Me?“. Und gegen Ende packt man dann mit „The Fragrancy Of Soil Unearthed“ nochmal den Dampfhammer aus. Zu Beginn klingt man dabei weniger nach THE VISION BLEAK, sondern mehr nach NAGLFAR zu „Sheol“-Zeiten, dazwischen streut man immer wieder melodiösere Elemente ein. Jedes für sich klingt genial, aber sie wollen nicht so recht zusammen finden, wodurch der Song auch wieder etwas zerstückelt wirkt. Schade.

„The Unknown“ ist keine leichte Kost, man muss sich auf dieses Album einlassen, es sich erarbeiten. Die Scheibe ist sowas von THE VISION BLEAK, aber gleichzeitig doch wieder ganz anders. Viele alte Trademarks kann man hier finden, aber auch viele neue Elemente. Die sind mal perfekt miteinander verwoben, in manchen Songs wirken sie aber auch etwas deplatziert nebeneinander. Und das ist das große Manko dieser Scheibe. THE VISION BLEAK präsentieren eine Vielfalt, wie man sie nicht unbedingt erwartet hätte, aber leider passt es nicht immer so zusammen. Andererseits ist das aber auch das einzige Manko der Platte. Denn davon abgesehen ist „The Unknown“ doch ein starkes Album geworden, das mir auch nochmal mehr zusagt als die letzte Scheibe „Witching Hour“. Alles in allem also eine Scheibe, bei der man als Fan (und auch als (Noch-) Nichtfan) getrost zugreifen kann. (Anne)


Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 48:14 min
Label: Prophecy Productions
Veröffentlichungstermin: 03.06.2016

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden