Voodoocake - Fetishist

Voodoocake - Fetishist Was macht ein Autor, wenn ihm die CD einer ihm bis dato unbekannten Band in die Hände fällt? Richtig – das Info der Plattenfirma lesen. Ärgerlich nur, wenn einem dort direkt mit den Worten Mut gemacht wird, dass die Musik der Band „unmöglich zu beschreiben“ sei.
So geschehen bei der vorliegenden Scheibe von VOODOOCAKE.
Bislang sind die Schweizer nur mit zwei 4-Track-EP´s aufgetreten, jetzt legen sie einen ersten Longplayer (von bescheidenen 39 Minuten Länge) namens „Fetishist“ vor.

Ein ungewöhnliches Cover – ein ungewöhnlicher Titel – und eine ungewöhnliche Ankündigung des Musikstils machen neugierig, auf den Inhalt von „Fetishist“… Ein Blick auf die Songnamen vermittelt zumindest eine Vorahnung, was einen an chaotischem Material auf dem Album erwartet – Titel wie „Hellmex“ oder „Mollymook“ lesen sich bereits ein wenig seltsam. Los geht es aber mit „The Saucier Of Paris“ – und in der Tat hat das Infoblatt recht – VOODOOCAKE mischen so ziemlich alles, was sich irgendwo finden lies – Sprechgesang und Falsett, alte Hammond-Orgel, Voice-Box und schräge Ansätze von Melodie. Eine Art roter Faden lässt sich auch bei intensiver Suche nur schwerlich erahnen – und das wird leider bei den übrigen 10 Tracks nicht anders… Da wäre das unsäglich synthetisch piepsende „Turboloser“ (da ist wohl der Name Programm…) – und auch das vom Riff entfernt an alte RAGE AGAINST THE MACHINE erinnernde „J. Q. X. Z. are missing“ wirkt doch ebenfalls befremdlich, da der „Gesang“ ausschließlich aus einzelnen Buchstaben besteht…

Lässt ein Song wie „Smile“ in den ersten Sekunden so etwas wie ein metallisches Grundgerüst erhoffen, so hat sich das schon wenig später aufs Grausamste zerschlagen, wenn (noch wohlwollend ausgedrückt) gequältes Gejaule als Gesang einsetzt.

Aus dem desaströsen Songmaterial stechen „Banana Boy“ oder „Domina“ ein wenig hervor – aber auch nur, weil die Nummern in sich ausnahmsweise mal stimmig sind und sozusagen einen richtigen Song darstellen – wenngleich auch einen ziemlich 08/15-mäßigen seichten Punk-Songs.

Das oben erwähnte „Hellmex“ kommt kaum über einen Akkord hinaus und „Apres Ski“ dümpelt ebenso lustlos vor sich hin wie „Mollymook“, bevor „Breathalise Me“ zunächst orgeltechnisch an frühe LED ZEPPELIN oder DEEP PURPLE erinnert – mal abgesehen vom eifrig eingesetzten Stimmverzerrer… und damit eindeutig als „Einäugiger unter Blinden“ die Krone in diesem Album aufgesetzt bekommt. „Hypnosis“ als Rausschmeißer zieht noch einmal alle Register des musikalischen Experimentierens und erlebt seinen Höhepunkt bei auf über fünf Minuten ausgedehnte unzählig wiederholten Tonleiterläufen des Keyboards…

Im Fazit möchte ich gerne die Schuld bei mir suchen und sagen: Mir fehlt der künstlerische Zugang zu diesem Material – vielleicht ist das, was VOODOOCAKE machen ja wahnsinnig innovativ und sie werden in zehn Jahren die Megastars sein… Wenn dem so sein sollte, höre ich mir aber lieber zehn Stunden lang startende Düsenjets an – oder auch alle MODERN TALKING-Platten in der Endlosschleife… aber bitte nicht VOODOOCAKE. Wie gut, dass der Spuk vorerst nach 39 Minuten vorbei ist.

Note: 3,5 / 10

Anspieltipps: „Banana Boy”

VÖ: 25.08.2006

Spielzeit: 39:43 min.
Titel: 11
Label: Locomotive Music

(Naglagor)
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