John West - Long Time... No Sing

JOHN WEST - Long Time... Ein leichtes Stirnrunzeln lässt der ungewöhnliche Albumtitel „Long Time… No Sing“ vermutlich bei vielen aufkommen – zudem ist JOHN WEST wohl eher bekannt als ROYAL HUNT Sänger, auch wenn er Ende der 90er bereits zwei Soloalben veröffentlicht hat. Aber seit 2001 singt er bei den Dänen die Scheibchen ein – und nun wagt er sich wieder auf Solopfade. Natürlich nicht ohne prominente Unterstützung – und die hat er mit den beiden SAVATAGE-Recken Chris Caffery (Guitar) und Jeff Plate (Drums) in der Tat. Nur eins vorab – man darf hier kein ROYAL HUNT-Material erwarten – ob das gut oder schlecht ist, sei jedem selbst überlassen. Der gute John präsentiert sich hier nicht nur als Vocalist, sondern schnallt sich auch die Lead-Guitar um und legt ein knackiges Brett vor – abgesehen vom 30 sekündigen Instrumentalintro „Let Us Pray“ (das in der Tat noch von ROYAL HUNT stammen könnte), das eine eigene Tracknummer zugestanden bekommt – ist das ganze äußerst erdig und kraftvoll.
Nach dem Intro schiebt sich „Fade“ mit Macht in die Gehörgänge und John empfiehlt sich mit ebenso machtvoller Stimme, die wie die Faust aufs Auge zu dem Song passt. Etwas mehr Richtung „Melodic Rock“ geht es mit „Set Me Free“ – in guter JOURNEY-Manier bleibt man aber auch hier anständig am Gas.

In schöner Regelmäßigkeit wechseln sich die knackig straighten Rocknummern (u. a. „Give Me A Sign“, „One More Lie“) mit den gemäßigteren und bisweilen knapp an der Ballade vorbeischrammenden Songs (u. a. „Highway To Rappongi“, „Slipping Away“) ab. Einige Nummern versprechen mit dem Eingangsriff eine wahre Heavy-Granate, enttarnen sich aber wenig später und werkeln dann deutlich ruhiger und wieder auf dem durchaus angebrachten Niveau von „Fade“ – insbesondere „Falling Down“ ist so ein Kandidat, der einem zu Beginn die Ohren durchpustet und dann abrupt abbremst.

Auch „Long Time… No Sing“ macht keine Ausnahme, was die Quotenballade angeht – und so findet sich auch „Better Believe“ auf dem Scheibchen – hervorragende Gitarrenarbeit und die ohnehin eindrucksvolle Stimme von Herrn West sorgen dafür, dass auch die ruhigen Passagen und Songs nicht durchfallen, aber irgendwie wirkt der Schmalzfaktor im Rock-Korsett ein wenig halbherzig versteckt.

Mit einem gelungenen Instrumental „Puerto Amor“, dass irgendwie an das geniale „Weissheim“ auf der RAINBOW-Farewell-Scheibe „Finyl Vinyl“ erinnert, findet das Album dann zwar nach akzeptabler Spieldauer - vom Hörempfinden aber viel zu früh – seinen Ausklang.

„Long Time… No Sing“ ist ein Melodic „Hard“ Rock-Album, dass sich hören lassen kann. Wer John West nur von ROYAL HUNT kennt, bekommt hier eindrucksvoll bewiesen, dass der Herr auch „anders“ kann – und das qualitativ hochwertig. Ein wenig mehr Mut zum Durchziehen der harten Eingangsriffs würde aus der Scheibe noch mehr machen, aber auch so kann die Scheibe eine gute Punktzahl einfahren.

Anspieltipps: „Fade”, „One More Lie“ „Puerto Amor”

Note: 8,0 / 10


VÖ: 09.06.2006

Spielzeit: 48:03 min
Titel: 12
Label: Frontiers Records

(Naglagor)
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