Timo Tolkki's Avalon - The Land Of New Hope

timotolkkisavalon_thelandofnewhopeLange, lange war es ruhig um Timo Tolkki, seit dieser seine Band STRATOVARIUS im Jahr 2009 verlassen hatte. Zwar veröffentlichte er sowohl solo, also auch mit SYMFONIA und REVOLUTION RENAISSANCE, seinen beiden neuen Bands, noch einige Alben, aber wirklich erfolgreich war er damit nicht. Und jetzt kommt schon wieder etwas neues. Nachdem AVANTASIA und AYREON schon seit Jahren mit schöner Regelmäßigkeit Metal-Opern veröffentlichen kommt auch Herr Tolkki die zündende Idee: Ich mach eine Metal-Oper!

Prinzipiell ja keine schlechte Idee. Man muß es halt gut umsetzen. Die Voraussetzungen sollten ja eigentlich stimmen. Timo Tokki ist – bzw. war – ein begnadeter Songwriter, der die bekannten STRATOVARIUS-Perlen auf die Menschheit losgelassen hat. Und daran kommen STRATOVARIUS auch bis heute nicht mehr ran. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Also, gute Songs sollten vorhanden sein.

Kommen wir zu den Gästen: Da hat der Herr Tolkki wirklich geklotzt, nicht gekleckert. Sowohl am Mikro, als auch an der Instrumentalfront versammeln sich große Namen: Elize Ryd (AMARANTHE), Russell Allen (SYMPHONY X), Rob Rock, Sharon Del Adel (WITHIN TEMPTATION), Tony Kakko (SONATA ARCTICA) und Michael Kiske (UNISONIC, Ex-HELLOWEEN) geben sich am Mikro die Klinke in die Hand, an den Instrumenten stehen bzw. sitzen Alex Holzwarth (RHAPSODY OF FIRE), Derek Sherinian (Ex-DREAM THEATER), Jens Johansson (STRATOVARIUS) und Mikko Härkin (LUCA TURILLI'S RHAPSODY).

Alleine wenn man die Zutaten liest, läuft einem als Power Metal-Fan schon das Wasser im Mund zusammen und man geht davon aus: Das kann mir nur gefallen. Doch leider kann man auch aus den besten Zutaten ein schlechtes Essen kochen. Denn „The Land Of New Hope“ ist zwar sehr ambitioniert, läßt aber sehr oft die Kreativität vermissen. Die Scheibe klingt, als wäre Timo Tolkki um die Häuser von Tuomas Holopainen und Tobias Sammet geschlichen und hätte aus deren Mülltonnen rausgeklaubt, was er so gebrauchen konnte. Und ein paar alte STRATO-Songs, die es nie auf ein Album geschafft haben, die hatte er wohl auch noch rumliegen.

Denn leider klingt die Scheibe oft nur wie ein Abklatsch von NIGHTWISH, EDGUY, AVANTASIA oder eben STRATOVARIUS. Gut, letzteres ist verständlich, immerhin hat Tolkki maßgeblich deren Sound geprägt. Aber der Rest? Dazu sind die Kompositionen alle relativ – ich will nicht sagen, simpel – eingängig. Schon beim ersten Hören kann man die Songs mitsingen. Aber ausgefeilte Kompositionen mit ergreifender Epik und Dramatik, wie sie ein Tuomas Holopainen und ein Tobias Sammet erschaffen können – die findet man hier nicht.

Auch fällt es mir schwer, hier von einer Metal-Oper zu sprechen. Rock meinetwegen, vielleicht sogar Pop. Aber Metal? Dazu vermisse ich dann doch die Härte. Ein paar Gitarrensoli machen eben noch keinen Metal. Und viele verschiedene Sänger und ein paar Streicher machen noch keine Oper. Sicher, rein handwerklich ist „The Land Of New Hope“ sehr gelungen. Neben der typischen Instrumentierung gibt es noch viele Streicher, Klavier und Akustikgitarre. Vom handwerklichen Standpunkt und der Produktion her gibt es an diesem Album nur wenig auszusetzen.

Die Leute, die hier an den Instrumenten oder hinterm Mikro stehen, die haben halt einfach was drauf. Die Songs sind auch sehr schön und angenehm anzuhören, super produziert. Aber was mir fehlt ist die Epik, die Dramatik, das Mitreißende, die Dynamik, das Erhebende. Songs, die einfach nicht mehr aus dem Ohr gehen. Songs, die einen einfach nur umhauen. Songs mit Power. Geniale Songs. Das hier sind einfach nur gute, eingängige Songs, die aber einfach nicht hängen bleiben. Ziemlich poppig noch dazu. Was ja nun nicht schlecht ist, aber man vermißt schon so manches Mal Gitarren und Schlagzeug.

Auch stehen mir die Streicher etwas zu sehr im Hintergrund. Ich mag Streicher. Streicher passen zum Metal. Streicher passen zur Oper. Warum müssen sie sich dann so leise im Hintergrund halten? Warum dürfen sie nicht mal raus? Hier plätschert alles mehr oder weniger auf dem gleichen Niveau über die gesamte Dauer des Albums vor sich hin. Hätte man dieses Album als reine Power Metal-Scheibe, meinetwegen als Konzeptalbum, angekündigt, dann wäre das eine gute bis sehr gute Power Metal-Scheibe. Aber Oper? Davon ist sie dann doch noch etwas entfernt. „The Land Of New Hope“ ist beileibe kein schlechtes Album, auf keinen Fall! Es macht Spaß, dieses Album zu hören (vielleicht aber auch nur, wenn man wie Fan von den genannten NIGHTWISH, EDGUY, AVANTASIA und STRATOVARIUS ist). In der Schule würde man jedoch sagen: Thema verfehlt. Da kann der Aufsatz noch so gut sein. (Anne)


Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 52:51 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 17.05.2013
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