Schon der Einstieg mit dem Titelsong macht deutlich, dass die überbordenden Arrangements der letzten beiden Alben zurück gefahren wurden, und man sich wieder an der Hymnik der Frühwerke orientiert. Das Keyboard steht wieder ein wenig mehr im Mittelpunkt wie bei dieser schwer treibenden Nummer. Weite, akustische Zwischenparts nehmen ein wenig das Tempo heraus, doch auch das war auf Scheiben wie „Jaktens Tid" ein Stilmittel.
In die gleiche Kerbe schlagen auch das folgende, schnelle „Ett Folk Förbannat", bei dem in der Mitte zur Humpaa getanzt werden darf, sowie „Rösets Kung". Hier hagelt es viele Fanfaren von Trollhorns Synths, bevor eine ruhige Bridge den hymnischen Refrain einleitet. Noch weiter zurück, zu „Midnattens Widunder" geht „Skövlarens Död", ein schwerer, wütender Brocken im schwarzen Glanz.
Dennoch ist „Blodsvept" beileibe keine reduzierte Schwarzkittelanbiederung, sondern eine mit vielen kleinen Überraschungen gefüllte Wundertüte. In „Mordminnen" trompetet man echte Bläser über dezent modern marschierende Riffattacken. Die Barkapelle aus DIMMU BORGIRs „Blood Hunger Doctrine" ist zurück und spielt im Titty Twister. Hilfe! Noch durchgeknallter tönt „Skogsdotter", da wird sich gleich zum Intro beim deutschen Schlager-Kult DSCHINGIS KHAN bedient. Das Banjo wird schneller gezockt als Lemmy seinen Bass, Off-Beat-Passagen jagen Wikingerchöre und galoppierende Gitarren, irre.
Bei „Häxbrygd" steigt die Truppe mit futuristisch anmutenden Keyboards ein, bevor riffbetont losgerockt wird. Das paart sich überraschend gut mit dem eher zähen Gesang in den Strophen, bevor der Refrain dann wieder aufbraust. Und auch sonst wartet die Scheibe mit allerlei Wahnwitzigem auf, weitere Bläsersätze, Kirmesorgeln, vor nichts machen FINNTROLL halt. Bei „Fanskapsfylld" wird dann das Gaspedal richtig durchgetreten, bevor dann „Midvinterdraken" die Scheibe getragen beendet. Die MOONSORROW-Schlagseite kommt nicht von ungefähr, bei beiden Bands hält Henri „Trollhorn" Sorvali die songwriterischen Zügel in der Hand.
Das hört sich auf das erste Mal so chaotisch an, wie es sich liest, die differenzierten Songstrukturen erschließen sich nicht sofort. Es benötigt ein paar Durchläufe, bis man alle Details erfasst hat, dann aber macht „Blodsvept" richtig Spaß. Auch der rohe, kantige Sound fördert nicht gerade die Zugänglichkeit, dafür ist man spieltechnisch kompakter denn je. FINNTROLL gehen nicht den Weg des geringsten Widerstandes, sondern ziehen ihr Ding durch. Und daher sind sie immer noch eine der interessantesten und authentischsten Bands der Bewegung, an ihnen muss sich nach wie vor jeder messen. (Pfälzer)
Bewertung: 8 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 43:01 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 22.03.2013