Metsatöll - Ulg

metsatoll-ulgDie Sache scheint langsam ins Rollen zu kommen, denn schon nach eineinhalb Jahren liegt ein neues Werk von METSATÖLL auf meinem Schreibtisch. Das war nicht immer so und das obwohl die Band in letzter Zeit verstärkt getourt ist. Beides kann dabei helfen Estlands populärsten Metalexport zu noch mehr Bekanntheit zu verhelfen. In ihrer Heimat haben sie längst einen gewissen Status und auch der Rest von Europa nimmt so langsam Notiz von ihnen. Von ihren Live-Qualitäten konnte ich mich auf dem letzen Metalcamp überzeugen, nun gilt es den sechsten Longplayer, „Ulg" betitelt unter die Lupe zu nehmen.

Das akustische Folkintro „Agu" deutet darauf hin, dass die Truppe weiter ihren Weg verfolgt, der eine eigenständige Mixtur aus Metal und Folk bietet. Ebenfalls zum charakteristischen Sound der Esten gehört das sehr dominante Basspiel von Raivo, der wie gehabt auch für die Screams zuständig ist. Dies prägt den Beginn des folgenden „Sojasüda", dessen Tempo dann in thrashige Gefilde anzieht. Selbst vor Blasts macht man dieses Mal nicht halt und die typischen Chöre kommen auch zum Zuge.
Doch hier macht sich das sehr rohe und reduzierte Klangbild, welches auf den Vorgängern irgendwie charmant rüber kam negativ bemerkbar. Allzu chaotisch und unterproduziert wirkt das phasenweise. Vor allem fehlt hier die Differenziertheit die bislang dennoch für einen ausgewogenen Sound sorgte.

Beim von Marsch-ähnlichen Drums angetriebenen, beschwingten „Küü" ist die Wirkung nicht viel besser. Hier taucht zum ersten Mal die Flöte von Lauri auf, kann zwar Akzente setzen, aber das Ganze bleibt noch ziemlich undurchsichtig. Besser ist da schon „Muhu oud", das mit seiner Polka-Schlagseite ein wenig über die Ostsee auf die metaltechnisch vielfach relevantere Seite schielt.
Der Stampfer „Kivine Maa" macht dann zum ersten mal richtig Spaß, kein Wunder, dass die Nummer als Single voraus geschickt wurde. Überhaupt stehen breite Riffs METSATÖLL besser zu Gesicht als die schnellen Passagen. Die eignen sich eher um mit Ausbrüchen die Songs noch interessanter zu gestalten, was beim hymnischen Titelsong bestens funktioniert.

Insgesamt ist „Ulg" auch wesentlich härter ausgefallen als die bisherigen Scheiben. Die typischen Trademarks sind zwar immer noch vorhanden, doch die Gitarren geben mehr den je den Ton an. Was ziemlich zurück gefahren wurde sind die schamanenhaften Gesänge, die lediglich beim Rausschmeißer „Eha" voll zur Entfaltung kommen. Ansonsten sorgt nur noch das von einem melancholischen Thema geführte „Rabakannel" für ruhige Momente.
Die interessantesten dagegen findet man im vielschichtigen „Kahjakaldad", das sogar leicht progressiv ums Eck kommt. Dafür sorgen nicht zuletzt das Wechselspiel aus Riffattacken und Chören sowie die Leadmelodien, die ein wenig an IRON MAIDEN erinnern.

Sicherlich hinterlassen die Bands mit denen die Jungs unterwegs sind ihre Spuren im Klanggewand von METSATÖLL. Das führt dazu, dass man ein wenig von seiner bisherigen Einzigartigkeit verliert. Zum Glück hat man mit der Instrumentierung und den in Landessprache gehaltenen Kompositionen aber immer noch genug Abgrenzungsmerkmale. Nur bei der Produktion müsste man sich überlegen in welche Richtung man will. Mit Mikko Karmila ist ein Mann involviert, der sich mit voluminösen Abmischungen auskennt. Oder man bleibt bei den bewährten Stilmitteln, aber an der Transparenz muss man beim nächsten Mal unbedingt arbeiten. Sonst könnte das Interesse an der Band schnell wieder nachlassen, denn was ich bislang von ihnen kenne war doch besser. (Pfälzer)

Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 43: 49 min
Label: Spinefarm Records
Veröffentlichungstermin: 11.11.2011

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