Denn stilistisch bewegt sich die Zweitausgabe natürlich auf genau demselben Terrain wie der Vorläufer. Kein Wunder, denn dem Bluesrock ist STEVE MILLER schon immer zugetan gewesen und wenn die Aufnahmen zur gleichen Zeit stattfanden, wird man im Nachhinein nicht allzu viel verändert haben. Und auch bei seiner neuesten Platte handelt es sich lediglich um Neuinterpretationen von Titeln, welche etwa von T-Bone Walker oder Roscoe Gordon stammen, die er schon in seiner Highschoolzeit präsentierte.
Wenn, dann springt einem am ehesten der etwas druckvollere Sound ins Ohr, was ja auf "Bingo!" noch einer meiner Kritikpunkte war. Ob man sich nun mit der Produktion von Andy Johns einen Gefallen getan hat sei dahin gestellt, denn Blues-Puristen könnte das Klangbild stören.
Kritik gibt es bei "Let Your Hair Down" an anderer Stelle, denn was hier fehlt ist eindeutig die Abwechslung. Und die wäre schon nötig, wenn kaum ein Lied mal die vier Minuten knackt und alles auf das Wesentlichste reduziert ist. Es wird zwar mehr gerockt als auf "Bingo!" aber die ausladenden Solopassagen darf man auch hier nicht bewundern. Dazu gibt es keine ruhigen Zwischentöne wie "Sweet Soul Vibe" um das Ganze aufzulockern oder auch feine Percussions aus Musikern aus dem SANTANA-Umfeld. Die einzigen Lieder, die etwas heraus stechen sind die Americana-Nummer "Pretty Thing" und der leicht funkige Buddy Guy-Klassiker "Snatch It Back And Hold It".
Ansonsten wird eher traditioneller Blues zitiert, in "Can´t Be Satisfied" packt er die Slide-Gitarre aus. Dass der Mann im Chicago-Blues zuhause ist wissen wir, auch wenn seine Hits eher mit dem Mainstream flirteten. Da bedürfte es schon nicht der Jimmy Reed-Komposition "Close Together" um das deutlich zu machen. Eine weitere Bearbeitung von "Sweet Home Chicago", dem Evergreen von Robert Johnson ist dann wirklich zu viel des Guten. Dann lieber das relaxte "No More Doggin´", bei dem der Meister ein paar feine Leads am Start hat.
Viel hat sich trotz der angeführten Punkte nicht geändert, weswegen man den Sinn der Scheibe hinterfragen darf. Klar will STEVE MILLER hier noch einmal seinen alten Weggefährten Norton Buffalo ehren und ein ganz ordentliches Blues-Werk ist "Let Your Hair Down" auch geworden. Bei einer Spielzeit, die erneut kaum länger als eine halbe Stunde dauert, hätte es durchaus eine Platte mit allen Songs getan. Ich bin beileibe kein Freund von Alben, die nur die CD-Länge vollbringen wollen, bei einem Cover-Album liegt die Sache dann aber ein wenig anders. Vielleicht hatte ja Storm Thorgerson, der mit Hypgnosis geniale Cover u.a. für RUSH und PINK FLOYD kreierte zwei brauchbare Ideen als Entwurf angeboten, obwohl sich "Bongo" doch ein bisschen an "Delicate Sound Of Thunder" anlehnt. (Pfälzer)
Bewertung: 6 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 31:28 min
Label: Space Cowboy Music/Loud&Proud/Roadrunner
Veröffentlichungstermin: 15.04.2011
Einzel/Doppel/Cover