Caleya - Trümmermensch

Caleya_-_TrymmermenschEs ist durchaus erfreulich, dass es immer mehr Bands gibt, die die ausgelatschten Pfade moderner Extrem-Mucke verlassen und ihr eigenes Ding durchziehen wollen, aus reiner Freude an der Musik.
CALEYA aus Hamburg würde ich durchaus in diese Kategorie einordnen; diese Burschen haben sicher einige Scheiben von beispielsweise THE OCEAN oder ISIS im Schrank.
Nach dem Debüt "These Waves Will Carry Us Home" und einer Split-Scheibe mit THE HIRSCH EFFEKT steht nun also "Trümmermensch" mit einigen Veränderungen ins Haus.

Denn die Hansestädter haben den auf der Spilt-EP eingeschlagenen Trend weiterverfolgt und schreiben nur noch deutsche Texte; einer der EP-Tracks ("Amygdala") wurde auch auf diesem Output erneut verwendet. Und dieses deutschsprachige Konzept hat es in sich, ich zitiere:

"Das Album "Trümmermensch" liegt dem Konzept zu Grunde, den Menschen in sozialen aber auch gesellschaftlichen Kontexten und Systemen, als eine Ansammlung von Erfahrungen, Eindrücken, Emotionen und Bildern zu betrachten. Diese können aufbauen, stärken, Hoffnung und Halt geben. Aber auch zerreißen, verwüsten, verstören und innerliche Trümmer zurücklassen, die wie schwere Ruinen auf Seele und Herz lasten. Es liegt an dem Mensch selbst, diese Trümmer abzutragen und aus ihnen etwas neues, Sinngebendes und Richtungsweisendes zu schaffen. Oder Mensch scheitert und wird von ihrer Last erdrückt, umhüllt und eingeschlossen, bis nichts mehr bleibt außer dem Gewicht seiner Selbst, seiner Trümmer, seiner Sehnsucht nach mehr."

Starker, aber sehr kluger Tobak! Und genauso komplex und zerrissen gibt sich zwangsläufig die Musik des Quintetts. Im destruktiven und weitestgehend disharmonischen Post-Core-Gewand unterschreitet bis auf "Apogaeum" kein Track die Fünf-Minuten-Grenze; Zeit genug, um Soundwände kreieren und wieder einreissen zu können und das lyrische Konzept komplett zur Entfaltung kommen zu lassen.
Dass dies nicht gerade in Ohrwurm-Manier passiert, ist klar - Zeit und Muse sind für "Trümmermensch" angesagt, sonst zündet hier nix! Jedoch mit beidem im Gepäck, machen z.B. "Anima" oder speziell der Opener "Aporie" einiges her. Ein wenig nervig sind die zu oft verwendeten Spoken Word-Passagen, das infernalische Gebrülle von Sänger Tobias Lietz macht dies allerdings wieder wett.

Fazit: "Trümmermensch" bietet schwere, oft nur unter Aufwand zu verdauende Kost; dennoch sollten sich Freunde des Genres die Hanseaten dick auf dem nächsten Einkaufszettel vermerken! (Brix)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 41:13 min
Label: Midsummer / Cargo Records
Veröffentlichungstermin: 08.04.2011

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