Brian Robertson - Diamonds And Dirt

brianrobertson_diamondsandirtMit gerade mal 18 Jahren kam BRIAN ROBERTSON zu THIN LIZZY, wo er zusammen mit Scott Gorham Eric Bell ersetzte. Die irische Folk/Blues-Combo war noch eher unbekannt, hatte aber mit „Whiskey In The Jar" gerade ihren ersten kleinen Hit. Dass die beiden zwei Jahre später mit ihrem Twin-Leadguitar-Sound dem Hardrock ganz neue Impulse geben und die Truppe um Phil Lynott zu Weltstars machen sollte, konnte da noch niemand ahnen. Danach gingen allerdings die Querelen los und der Schotte musste 1978 seinen Hut nehmen. Anschließend gründete er mit RAINBOW/DIO-Bassist Jimmy Bain die WILD HORSES, die sich aber trotz guter Kritiken nie durchsetzen konnten.

Wieso er kurz nach deren Ende für fast drei Jahrzehnte aus dem Rampenlicht verschwand weiß niemand so genau. Sein folgendes Gastspiel bei MOTÖRHEAD könnte ein Grund dafür gewesen sein. Aufgrund seines gewöhnungsbedürftigen Outfits machten ihn die Fans für die lasche Ausrichtung von „Another Perfect Day" verantwortlich und zu ihrem persönlichen Hassobjekt. Nun erscheint das erste Lebenszeichen seit langem, denn seine erste Soloscheibe „Diamonds And Dirt" ist auf dem Markt.

Darauf sind allerdings keine wirklich neuen Stücke zu finden, sondern das was der Mann im Laufe der Jahre zusammen getragen hat. Die wurden bei einem zufälligen Hören von seinem Freund Sören Lindberg, der das Album auch produzierte entdeckt. Neben den Eigenkompositionen sind auch noch Titel darauf, die er 1986 zusammen mit Frankie Miller geschrieben hat und auch neu aufgelegte THIN LIZZY-Klassiker dürfen nicht fehlen, wobei es "Blues Boy" nie auf ein Album schaffte.

Und der Titel ist Programm bei "Diamonds And Dirt", denn BRIAN ROBERTSON watet viel mehr im Blues denn im Hardrock. Das macht schon der flotte, eröffnende Titelsong deutlich, welches von einem simplen Riff geprägt wird. Die sehr melodische Ausrichtung schreit fast nach Mainstream, bis im Refrain die Stimme von Liny Wood ertönt. Und in der Verbindung der Stilarten denkt man fast schon an zeitgemäßen Soul, hier aber nicht schlecht gemacht.
Die Dame taucht im weiteren Verlauf noch öfter im Hintergrund auf und sorgt für frische Akzente, zumal die Gesangsstimmen vom Chef selbst als auch von EX-MSG-Fronter Leif Sundin nicht wirklich zu überzeugen wissen. Da überzeugen die Fähigkeiten von BRIAN ROBERTSON an der Gitarre schon viel mehr, sein warmes Spiel steht den Kompositionen gut zu Gesicht. Dazu brilliert er im Lead-Bereich wie einst, seien es die melodischen Fills zu Beginn des angefunkten "Passion", die Blues-Licks bei "Texas Wind" oder vor allem seine wirklich starken Soli.

Musikalisch bemüht sich der Mann um Abwechslung, die findet man eher bei seinen eigenen Songs, die Frankie Miller-Nummern rocken geradeaus erscheinen aber recht unspektakulär. Die THIN LIZZY-Titel sind etwas umarrangiert, "It´s Only Money" kommt etwas druckvoller, dafür wurde "Running Back" gehörig ausgebremst. Das Lied kommt gar zweimal zum Zuge, einmal als swingender Honky-Tonk beim zweiten Mal in einer "slow version" mit viel akustischer Slide-Gitarre.
Neben viel schwerem Bluesrock sticht noch das relaxte, von einer Sitar begleitete "10 Miles To Go On A 9 Mile Road" hervor. Könnte auch von Willy DeVille stammen, ziemlich cool, aber auch gewöhnungsbedürftig. Die unveröffentlichte Lynott/Robertson-Komposition  ist ein eher schwermütiger, melancholischer Blues.

Klingt jetzt träge, ist in der Umsetzung auch so. BRIAN RBERTSON kann trotz instrumentaler Fähigkeiten kein wirkliches Feuer entfachen. Das liegt weniger an der ruhigen Stilrichtung, in die er die Songs gefasst hat, sondern an der doch handzahmen Produktion. Zwar sind mit EUROPE-Drummer Ian Haugland und TREAT-Basser Naley Pahlsson fähige Leute für den Rhythmus zuständig, nur wurden die nicht gut eingefangen. Hier macht sich eben doch die lange Abstinenz vom Geschäft bemerkbar. Vielleicht wäre "Diamonds And Dirt" ohne die gerade zu sehr gehypte THIN LIZZY-Reinkarnation nie erschienen. Ich mag den Blues, aber die Platte kann ich nur bedingt empfehlen. (Pfälzer)

Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 59:08 min
Label: SPV/Steamhammer
Veröffentlichungstermin: 25.03.2011

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