Bad Habit - Atmosphere

badhabit_atmosphereUnd schon wieder haben wir es mit einer altgedienten Melodicrock-Formation zu tun, die in den letzten Jahren wieder verstärkt aktiv ist. Im Gegensatz zu den in der letzten Woche besprochenen MAGNUM waren BAD HABIT aber nie eine große Nummer. Das lag auch an dem Fluch der späten Geburt, so dass man vor Beginn der Grunge-Ära keine nennenswerten Duftmarken im Business hinterlassen konnte. In Schweden war diese Art von Musik nie wirklich weg, weswegen der Zuspruch in ihrer Heimat den Fünfer immer weiter motivierte. Nun steht zwei Jahre nach dem letzten Studiodreher und ein Jahr nach der Best Of mit „Atmosphere" neues Material ins Haus.

Da könnte ich ganz frech einfach das Review zu „Above And Beyond" von damals rein kopieren, denn wirklich groß unterscheiden sich die Scheiben nicht. Die sehr melodieseelige Gangart des Vorgängers wurde weitestgehend beibehalten. Aber wenn die Qualität stimmt dann ist daran nichts auszusetzen, schließlich ist es schon schwer ein Rezept zu wiederholen ohne dass sich Abnutzungserscheinungen zeigen.

Und das ist der Band um Gründer/Hauptsongschreiber Hal Marabel tatsächlich gelungen. Die flirrenden Synthesizer des Openers „In The Heat Of The Night" hat man noch in guter Erinnerung. Diese werden aber bald von einem prägnanten Riff abgelöst, welches von der pumpenden Rhythmusgruppe zum hymnischen Refrain geleitet wird. Damit hat man schon eines der gitarrenlastigsten Stücke gehört, denn ansonsten bieten da nur „Break The Silence" oder das schwerfällige „Catch Me When I Fall" ähnliche Kost.

Ansonsten regieren hier eher seichte Sounds die man von Größen wie REO SPEEDWAGON oder BON JOVI her kennt. Vor allem letzterer stand beim melancholischen „Only Time Will Tell" Pate, die Nummer hätte sich auch gut auf dessen „These Days" gepasst. Neben dem Titel ist noch „Without You" mit einer ähnlichen Stimmung versehen, der Rest strahlt ausnahmslos gute Laune aus. Dabei wird die Grenze zum Kitsch und Pop immer dünner, wird sogar öfter überschritten wie etwa im swingenden, fast tanzbaren „We Are One" oder in „Words Are Not Enough".
Nun nicht annehmen hier handelt sich um lahme Altherrenmucke, denn gerade dieser Song fällt recht flott aus. Zwar sorgen die etwas synthetischen Beats bei „I´ll Die for You" ebenfalls für leichtes Stirnrunzeln, doch diese Parts sind dünner gesät als noch beim Vorgänger.

Dass „Atmosphere" sogar angenehm rockt hat man vor allem der satten Produktion von Drummer Jonas Reingold zu verdanken. Die Rhythmsection sorgt wie bereist angesprochen für ein mehr als solides Fundament, die Bassgitarre wummert die ganze Zeit fett. Diesen Sound hätte man sich für andere Werke wie die letzte STRANGEWAYS zum Beispiel gewünscht. Hier sind natürlich Könner am Werk, die schon bei weitaus anspruchsvollren Kapellen gespielt haben, die wissen wie man Lieder arrangiert, die das nötige Händchen für Hits haben.
Ein hoher musikalischer Anspruch ist nun nicht das Ding von BAD HABIT, man versteht sich vielmehr auf zündende Songs und das tun sie alle. Da ist kein Ton zu viel, die Kompositionen wirken frisch, man kommt ohne Schnörkel auf den Punkt, hält die Stücke zwischen drei und vier Minuten. Leider ist alles auch etwas zu vorhersehbar, die großen Momente sagen wir mal JOURNEY oder TOTO ihre Ausnahmestellung zeigen fehlen einfach.
Dadurch kommen auch andere Rock-Zutaten wie längere Gitarrenparts zu kurz. Solos sind eher selten, wenn machen sich die sechs Saiten bei feinen Leads auf sich aufmerksam. Überhaupt ist das eher Power-Pop als alles andere, wenn auch sehr edler.

Spaß machen tut „Atmosphere" auf alle Fälle, voraus gesetzt man erwartet hier kein Brett. Habe ich schon „Above And Beyond" für lange Autofahrten empfohlen so kann man hiermit für Abwechslung sorgen. Obwohl es ja mit der Abwechslung nicht so weit her ist. Wenn ich mal über Unterschiede nachdenke, dann höchstens, dass man hier homogener zu Werke geht, keine Schwachstellen hat, dafür aber keinen Überflieger wie „I Don´t Want You" (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 47:57 min
Label: AOR Heaven
Veröffentlichungstermin: 21.01.2011

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