John Waite - In Real Time

john_waite_-_in_real_time_artwork.jpgDie BABYS waren eine der vielen Melodicrockkapellen der frühen Achtziger, die nie aus dem Schatten der Großen heraus treten konnten. Das Wichtigste an ihnen war, dass Schmusebarde JOHN WAITE aus ihren Reihen hervor ging, der 1985 mit „Missing You“ einen Welthit hatte. Nach ein paar kleineren Erfolgen als Solist hatte er ein paar Jahre später wieder Lust auf Rock und hob nach dem vorläufigen Ende von JOURNEY mit Neal Schon und Jonathan Cain BAD ENGLISH aus der Taufe. Die Ehe hielt aber ebenfalls nicht sehr lange, förderte aber zwei grandiose Alben und mit der Dionne Warwick-Komposition „When I See You Smile“ einen weiteren Hit hervor. Seit dem Split 1992 ist JOHN WAITE nicht mehr so aktiv in der Musikszene, nimmt aber gelegentlich weitere Studioalben (bislang neun) auf. Nun erscheint eine Live-Aufnahme mit dem Titel „In Real Time“.

Diese wurde bei der letzten Tour aufgezeichnet und erscheint als einfache CD, obwohl der Mann eigentlich genügend Material haben dürfte. Seine wichtigen Hits fehlen indes nicht, sowohl seine weltweite Nummer 1 als auch die Songs mit BAD ENGLISH.
Zu Beginn rocken der Mann und seine drei Begleiter in „Change“ auch ordentlich drauf los, um beim beschwingten „Back On My Feet Again" direkt weiterzumachen. Doch schon mit dem bluesigen „In Dreams“ und „Every Time I Think Of You“ steigt die Balladenquote, ohne wirklich viel Feeling zu verbreiten. Zu allem Überfluss versucht man sich noch an einem Cover des LED ZEPPELIN-Klassikers „Rock And Roll“, was angesichts von ohnehin wenig Eigenmaterial dann doch nicht sein müsste.

Was sich jetzt hier so halbgar liest hört sich auf der Scheibe auch so an. Mir wurde schon viel über die Magie eines JOHN WAITE-Konzertes berichtet, hier wurde sie definitiv nicht eingefangen. Irgendwie fehlt da der Biss, das Feuer und die spielerische Brillanz, da ist keine Leidenschaft zu spüren. Luis Maldonado spielt keine schöne Axt, alles klingt ein wenig unsauber, was sich vor allem bei „Best Of What I Got“ negativ bemerkbar macht. Zwar bringt er ein paar gute Soli, aber insgesamt klimpert er mir zu uninspiriert.
Das gilt auch für den Gesang des Meisters, dessen charakteristische, melancholische Stimme dröge, fast belanglos rüberkommt. Kann sein, dass das Alter schon an ihr nagt, aber ein wenig mehr Hingabe dürfte es schon sein. Gerade in den rockigeren Tracks vermisse ich seine unbeschwerte Melodiösität.

Auch in Punkto Sound muss man Abstriche hin nehmen, es ist zwar ein Live-Album, aber da gibt es in dem Genre ganz andere Referenzen. Alles klingt ein wenig hölzern und die Drums von Billy Wilkes entwickeln keinen Druck, während der Bass von Tim Hogan gänzlich untergeht.

Am Ende bleibt eine Sammlung ganz guter Lieder, die aber nicht berauschend interpretiert wurden. Die Angelegenheit ist doch eher dünn, „In Real Time“ kann mit vielen der in letzter Zeit von ihrer Plattenfirma massig auf den Markt geworfenen Live-Dokumenten nicht mithalten. (Pfälzer)

Bewertung: 4,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 44:24 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 14.05.2010

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