Edge Of Forever - Another Paradise

edgeofforever_anotherparadise.jpgZiemlich lange Zeit gelassen haben sich EDGE OF FOREVER mit ihrem neuen Studioalbum „Another Paradise“, das nach dem 2003er Debüt „Feeding The Fire“ und dem 2005 erschienenen Nachfolger „Let The Demon Rock'n'Roll“ das dritte Lebenszeichen der Italiener darstellt. Dabei sollte man eigentlich meinen, dass man diese Musik, ich spreche von melodischem (Hard-)Rock, verhältnismäßig schnell komponieren kann; ein gutes Riff, eine eingängige Hookline, vielleicht noch ein schönes kurzes Solo, fertig ist ein Song. Na ja, ganz so einfach ist es in der Realität dann scheinbar doch nicht, zumal EDGE OF FOREVER zwischenzeitlich ihren Sänger Bob Harris verloren haben, so dass Keyboarder Alessandro DelVecchio neben den Tasten auch noch sehr gekonnt seine Stimmbänder vibrieren lassen muss. „Make It Or Break It“, das ist die Frage, die ich an dieser Stelle aufwerfe!

Ich denke, ich darf vorwegnehmen, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt. Zu Beginn oder genauer gesagt in der ersten Albumhälfte glückt das Vorhaben Durchbruch ganz hervorragend. Gleich den ersten Song „Distant Voices“, der sich irgendwo zwischen melodischem AOR und schwedischem Melodic Metal bewegt, kann man als Paradeopener bezeichnen, und auf diesem Level geht’s auch erst einmal weiter. Der Titelsong (mit Roberto Tiranti als Gastsänger) kommt noch ein Stück weit metallischer daher, wohingegen das an dritter Stelle positionierte „Lonely“ auch als poppig bezeichnet werden kann. Das wird nicht jedem gefallen, aber EDGE OF FOREVER haben sowieso nicht das Ziel, Härte- oder Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen, und gute Rockmusik darf gerne auch mal poppige Momente beinhalten. Das gilt um so mehr, wenn anschließend ein Song wie „Edge Of Life“ noch mal einen Zahn zu legt, so dass ich den Italienern als Zwischenzeugnis ein „sehr gut“ ausstellen kann.

Weiter geht’s mit der weich gespülten ersten Ballade „I Won't Call You“, und dann...dann kommt sie, die B-Seite von „Another Paradise“, die uns eine Band präsentiert, die qualitativ wie ausgewechselt klingt. Na ja, eigentlich ist es nicht die Band als solche, sondern es sind die Songs, die nicht mehr zünden wollen: „My Revenge“ klingt wie ein GOTTHARD Outtake, „Eye Of The Storm“ wie eines von EUROPE und das abschließende „Against The Wall“ reißt auch nicht mehr viel.

Bleiben noch zwei Songs übrig, die bis jetzt aus gutem Grund unerwähnt geblieben sind. Zum einen hätten wir da die zweite Ballade des Albums „What I've Never Seen“, bei der der ehemalige Sänger Bob Harris noch einmal mitwirken darf. Nicht nur wegen des mehrstimmigen Gesangs eine (objektiv) ausgesprochen gute Nummer, mit der man in den 80ern massiv Airplay und Videoeinsätze bekommen hätte, und genau das ist das Problem. Selbst 90% aller AOR Fans dürfte das hier zu kitschig sein. Ob sich EDGE OF FOREVER mit „What A Feeling“ Airplay versprechen, weiß ich nicht, ich kann's mir aber gut vorstellen. „What A Feeling“ - macht's klick bei euch? EDGE OF FOREVER covern diesen unsäglichen, unendlich nervenden IRENE CARA Hit, und das kann nur nach hinten losgehen. Im Falle von EDGE OF FOREVER bedeutet das, dass im Vergleich dazu sogar diese DJ BOBO Version „besser“ ist, und ich denke, das sagt alles.  

Neben den schwachen Songs in der zweiten Hälfte sind es auch die Lyrics, die mir ein Dorn im Auge sind. Sicherlich kann man von einem Melodic Rock Album keine nobelpreisverdächtigen Texte erwarten, aber was sich die Italiener erlauben unterschreitet teilweise wirklich die Grenze des Erträglichen – Beispiele erspare ich mir.

Eigentlich ist es richtig schade, dass EDGE OF FOREVER auf „Another Paradise“ diese sehr bescheidene zweite Hälfte abliefern, denn dass sie das Potential zu einer richtig guten Melodic Band haben, beweisen die ersten vier Songs allemal. Vielleicht wird es das vierte Album sein, das den Durchbruch für EDGE OF FOREVER bringt, „Another Paradise“ ist in seiner Gesamtheit nett für Zwischendurch, mehr aber nicht. (Maik)


Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 50:23 min
Label: 7Hard Records
Veröffentlichungstermin: 15.01.2010 

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