Eisheilig - Imperium

eisheilig_imperium.jpgAuf der auslaufenden Gothicmetal-Welle bekamen EISHEILG dennoch recht schnell einen Namen und wurden schon vor ihrem selbstbetitelten Debüt mit Lob überschüttet. In den Folgejahren bauten die Bochumer ihren Status als eine der führenden deutschen Bands aus, vor allem mit ihrem dritten Longplayer „Elysium“. Nach einem Labelwechsel überraschten sie ihre Fans mit dem wesentlich ruhigeren und ursprünglicheren „Auf Dem Weg In Deine Welt“. Doch diese Phase war nur ein Intermezzo, denn fortan verfolgten sie wieder die härteren Pfade. Das Ergebnis liegt nun in Form von ihres fünften Albums „Imperium“ vor.

Mit „Imperium“ zeichnen EISHEILG apokalyptische Szenerien. Durch kühle Klänge in Verbindung mit dem Bandnamen erscheinen vor dem inneren Augen spröde Eislandschaften in einer düsteren Atmosphäre nach dem Atomschlag. Krisenstimmung, die aber gleichzeitig auf die heutige Gegenwart passt, wenn Dennis Mikus mit rauer Stimme beispielsweise vom „Zeitgeist“ singt.
Mikus, Till Maiwald (Gitarre), Dominik Sapia (Schlagzeug) und Markus Vogler (Bass) legen ihren Finger damit direkt in die Wunden der heutigen Gesellschaft. Manchmal klingen die Texte zwar gewollt nachdenklich, ohne wirkliche Tiefgründigkeit auszustrahlen, aber dem Gesamteindruck des Albums schadet das nicht. Die Phrasen sind oftmals abgedroschen und plakativ („Tanzt Das Kapital“), doch das scheint oft das Problem von deutschsprachiger Musik zu sein. Auch denkt man phasenweise an Rammstein: Das gerollte R erinnert zu sehr an Till Lindemanns prägnanten Gesang.

Gesangstechnisch geht es jedoch auch an neue Ufer. Dunkler Sprechgesang, der oft spontan wirkt und damit dem nachdenklichen Grundtenor noch mehr Auftrieb gibt, wird mit kühlen Riffs oder zurückhaltenden Elektrobeats kombiniert. Das ist ein bisschen schade, denn der Sprechgesang wirkt besonders im Opener „Imperium Der Schande“ monoton und uninspiriert und man weiß, Mikus kann das eigentlich besser.
Man könnte das aber auch als eine Art Kunstgriff sehen: Nach der eingetretenen Apokalypse gibt es nicht mehr viel, was Abwechslung bereiten kann und im trüben Einerlei geht die Welt tanzend zugrunde, doch: „Das Imperium muss zu Fall gebracht werden.“ Die Botschaft ist klar und wer wünscht sich nicht eine bessere Welt? Beklemmende Musik für ein neues Jahrzehnt, fast könnte man meinen für eine Jahrtausendwende im Kleinen. Das spiegelt sich auch im orchestralen Beginn, durchbrochen von einem zurückhaltenden Elektrobeat, wieder.

Triumphal beginnt „Lauft“. Zum Synthesizer setzen griffige Gitarren ein, um von elektronischem Minimalismus unterbrochen zu werden, ehe Mikus’ Gesang wieder einsetzt: „Die Traummaschine läuft sich heiß, bis jeder hier zu Staub verbrennt“ und fast erinnern Gitarre und Bass an ausströmenden Wasserdampf aus einer Traummaschine, wie auch immer diese aussehen mag. Später wird der Rhythmus fast maschinell stampfend.
„Lauft, lauft, lauft, ihr seid das Triebwerk im System“ ist wiederum altbekannt und durchzieht in inhaltlichen Varianten das gesamte Album. Und vermutlich könnte man auch große Teile dieses Albums mit Szenen des Stummfilmklassikers „Metropolis“ unterlegen und der Film wäre inhaltlich passend vertont.
Insgesamt ist es empfehlenswert, das Album am Stück zu hören, denn nur so entfaltet es sein musikalisches wie auch sein textliches Konzept. Nicht besser könnte auch „Now We Leave“, das einzig englischsprachige Stück, platziert sein: Kühl, getragen von Synthesizern verkündet Mikus den Abschied. „Follow Us“, singt er. Doch wohin folgen, wenn es nichts mehr gibt? Zurück bleibt eine öde Leere voller Nachdenklichkeit.

Leichte Frauenchöre und melancholische gregorianische Männerchöre lassen über Strecken des Albums ein gewisses sakrales Flair aufkommen. Aber auch mit Marschrhythmus wird gespielt und musikalisch unterstrichen, was der Text verkündet. Eingängiger wird die Musik dadurch allerdings nicht. Doch gerade das muss kein Manko sein. Nur zu oft entpuppt sich ein Geräuschungetüm am Ende doch als das Stück einer Band, dem man am meisten abgewinnen kann und das auf Dauer aus dem CD-Regal nicht mehr wegzudenken ist.

Die Musik bietet eine Mischung aus Gothic, Pop und Elektronik. Kombiniert ist das mit harten Gitarrenriffs und manchmal auch ganz leisen Tönen. Vergleicht man es aber mit den älteren Alben von Eisheilig, verliert es. Gerade mit „Die Gärten des Herrn“ von 2003 kann es so nicht mithalten. Die musikalische Entwicklung ist der Band deutlich anzumerken und fast denkt man sich passend zum Thema des Albums, dass Stillstand den Tod bringt. Aber nicht immer ist der Tod die schlechtere Alternative. Eindeutig Geschmacksache.(Rebecca)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 43:27 min
Label: e-Wave / Drakkar
Veröffentlichungstermin: 18.09.2009

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