Macbeth - Gotteskrieger

macbeth_gotteskrieger_cover.jpgWenn man sich die Biografie der Band mal etwas genauer betrachtet, fällt jedem wohl auf, dass man es hier mitnichten mit absoluten Newcomern zu tun hat, da diese Erfurter Combo schon 1985 gegründet wurde. Dass man sie in unseren Gefilden also frühestens hätte so ab 1989 hätte kennen können ist ja klar, aber auch ohne Eisernen Vorhang dauert es noch bis zum Spätsommer des Jahres 2006 bis nach zahlreichen Querelen und Schicksalsschlägen das selbstbetitelte Debüt in den Läden stand und zumindest Achtungserfolge erzielen konnte. Doch das (wahrscheinlich ironischerweise so genannte) „Gotteskrieger“ ist eine ordentliche Steigerung und weiß sehr wohl zu begeistern.

Dieses Werk ist um einiges facettenreicher, als es die ersten Takte oder gar das Cover vermuten lassen. Dem Hörer bietet sich musikalisch eine Mischung typisch deutschen Thrashs gepaart mit Einflüssen des Pagan-Metals. Doch das eigentlich interessante daran ist nicht diese Mixtur, sondern die Tatsache, dass viele ihrer Kompositionen bereits zu DDR-Zeiten existierten und man sich daher fragen muss, ob diese Band zu früheren Zeiten nicht vielleicht sogar für ihre Rolle als Vordenker belohnt geworden wäre.

So schreiben wir aber schon 2009 und für die meisten wird sich das Gefühl aufdrücken, dass man aus bereits bestehenden Stilen solange herumprobiert hat, bis etwas herausgekommen ist, das irgendwie anders klingt als der bisherige Metal. Deshalb meine Empfehlung: Immer die Entstehungszeit bedenken. Textlich sind die Einflüsse noch um ein vielfaches größer und weit reichender. Thematisch wird sich hauptsächlich mit Kriegsszenarien befasst und die Band darin ihre Abneigung gegen das „Ultima Irratio“ bekundet.
So weit, so gewöhnlich. Allerdings sind die verwendeten Stilmittel und die In-Szene-Setzung der Stimme des Sängers beachtlich. Sein Organ erinnert ein wenig an die des IN EXTREMO –Sängers und was die rhetorischen Mittel der Texte anbelangt, so hat man nicht nur Pagan und Folk gekonnt untergebracht, sondern auch düstere Poesie a lá RAMMSTEIN oder den morbiden Charme ihrer Landesgenossen von EISREGEN.

Musikalisch wird eine Art Heavy/Power/Thrash geboten, der an mancher Stelle ein wenig dünn produziert wurde, an anderer wiederum ordentlichen Druck erzeugt. Doch es gibt nicht nur Lob. So präsentiert sich „Maikäfer“ als wirklich übler Ausfall, bei dem ich mir sicher bin, dass man hier Vorreiter war, sondern von RAMMSTEINs „Spieluhr“ ganz frech abgekupfert hat und ein so unbeholfen agiert hat, dass das angesprochene Stück einen wahrhaftiger Griff ins Klo darstellt. Auch bei „Golgotha“ muss ich mir die Frage stellen, ob man hier nicht bei den Ruhrpott-Thrashern von SODOM abgeschaut hat, denn die Wahrscheinlichkeit, dass zwei quasi zeitgleich gegründete Bands gleichzeitig einen Song über die Passion Christi (SODOM - „Christ Passion“/Album: Persecution Mania“) schreiben, liegt wohl bei null.
Allerdings sollen diese kritischen und groben Worte gegen Ende der Besprechung nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine wirklich abwechslungsreiche Scheibe auf den Markt geworfen wurde, die nicht wie ein Aufguss der ein und derselben Soße klingt, die einem mit der Zeit dann doch gewaltig auf den Keks geht. (David)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 49:34 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 26.07.2009

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