Ideas - Fönix/Phoenix

ideas_phoenix.jpgHeavy Metal aus Ungarn ist definitiv keine Erfolgsgeschichte. Klar, es gibt EKTOMORF, die in den letzten Jahren einiges an internationaler Beachtung (Verachtung inklusive) erhalten haben, und die die Fahne einsam hochhalten (müssen), dann hört's aber schon wieder auf. Mal abgesehen von Polen, tun sich die anderen Staaten des Ostblocks bzw. die Bands aus diesen Ländern sehr schwer, einen Fuß auf die internationale Karte der harten Klänge zu bekommen. Warum das so ist, soll an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden, das Fehlen einer funktionierenden Infrastruktur in Sachen Labels, Clubs, Promo- und Vertriebspartnern dürfte mit Sicherheit einer der Hauptgründe sein. Lange Rede, kurzer Sinn; damit soll nur verdeutlicht werden, dass IDEAS erstens aus Ungarn kommen, und zweitens entsprechend meiner Logik alles andere als erfolgsverwöhnt sind, wenn man mal vom Heimatland absieht.

Wer IDEAS hierzulande tatsächlich kennt, darf jetzt gerne die Hand heben, und sich über sein Insiderwissen freuen, mir ist der Name IDEAS trotz mehr als 10-jähriger Szenezugehörigkeit noch nie über den Weg gelaufen. Meine erste Vermutung, es könnte sich bei der Band um einen Newcomer handeln, zerschlägt sich beim ersten Blick auf die Diskographie, der ich entnehmen kann, dass das Sextett bereits seit 1995 aktiv ist. Seit dieser Zeit hat man 3 Demos und 4 vollwertige Studioscheiben zustande gebracht; keine schlechte Bilanz.

Über die Qualität dieser Veröffentlichungen muss ich schweigen, aber zur Qualität von „Fönix/Phoenix“ kann ich berichten, dass dieses Werk der Ungarn international konkurrenzfähig ist, wenn nicht sogar noch ein bisschen mehr. Sowohl die insgesamt 21 Songs als auch der Sound wurden kompetent und sauber in Szene gesetzt, so dass es im großen Stil nichts auszusetzen gibt. 21 Songs? Ja, so viele gibt’s auf „Fönix/Phoenix“ auf die Ohren, dabei sind es eigentlich nur 10. Verwirrt? Ganz einfach, genau wie der Vorgänger „Ebredes/Revival“ erscheint auch die fünfte IDEAS' Scheibe als Doppelalbum. Cd Nummer 2 „Phoenix“ enthält 10 Songs in englischer Sprache, Cd Nummer 1 „Fönix“ enthält die gleichen Songs, allerdings vorgetragen in der Muttersprache der Band, plus einen Bonustrack namens „Hazám Hazám“ (Übersetzungen bitte an die Redaktion ;)). Macht zusammen 21, alles klar? Die englische Version klingt in meinen Ohren etwas besser und zugänglicher, auch wenn ich zugeben muss, das das Ungarische durchaus seinen Reiz hat. Man sieht, die Band hat eine Menge Arbeit investiert in dieses Doppelalbum, ein einzelner Silberling mit „best of both worlds“ wäre meiner Ansicht nach aber besser und profitabler gewesen.

Aber kommen wir jetzt endlich mal zum Wichtigsten, nämlich zur Musik der Band, denn ich habe euch immer noch nicht verraten, was für einen Metal IDEAS eigentlich spielen. Dabei ist das relativ schnell abgehakt, denn IDEAS frönen dem symphonischen melodischen Metal mit Frauengesang, oder neudeutsch „female fronted metal“. Vieles erinnert an NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION, EDENBRIDGE oder KATRA, trotzdem bewahren sich IDEAS in gewissem Maße ihre Eigenständigkeit. Ob das mit ihrer Herkunft zusammen hängt? Folglich sind die tragenden Elemente der Songs das Keyboard von Lajos Gallay und die Stimme von Anita Kun, die gesanglich und optisch eine ausgezeichnete Figur abgibt. Die Gitarren dagegen schwimmen meistens nur mit, und können nur bedingt Akzente setzen; ein wenig mehr Freiraum für die beiden Mannen an den sechs Saiten wäre zu begrüßen. Passend dazu gibt’s Chöre in rauen Mengen und selbstverständlich kommen auch die klassischen Instrumente nicht zu kurz, da sind wir dann wieder beim Keyboarder. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass IDEAS weich klingen, an manchen Stellen lassen's die Jungs ganz schön krachen, und die Doublebass rattert und rattert. 

Die einzelnen Songs bewegen sich, wie bereits angedeutet, auf einem konstant hohen Niveau, was fehlt, sind die Lichtblicke, die Songs, die einen nicht mehr loslassen, eben sowas wie der Kick! Da kann Kompaktheit sogar zum Nachteil werden. Von daher gestaltet sich die Aufzählung von Anspieltipps verdammt schwierig, ich versuch's mal mit „You Decide“ und „Just Remember“.  Überraschend ist mit Sicherheit, dass man auf der gesamten Scheibe einen langsamen Song oder so etwas wie eine Ballade vergeblich sucht. Das hat man in diesem Genre nicht allzu oft. Vielleicht ist aber gerade das der Grund dafür, dass „Fönix/Phoenix“ über die gesamte Dauer etwas zu gleichförmig klingt.

Genug der Rede, „Fönix/Phoenix“ ist trotzdem gut, so dass sich Anhänger der entsprechenden Klänge, die genug von Bands aus Finnland, Deutschland oder Österreich haben, mal auf die Suche nach diesem Doppeldecker machen können. (Maik)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 21
Spielzeit: 52:37 (Cd1) + 50:12 (Cd2)
Label: Nail Records
Veröffentlichungstermin: Februar 2009
Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden