Substyle - Walk The Dino

substyle_walkthedino.jpg Ganz schön dicke kam’s in den letzten Jahren für die Kölner Band SUBSTYLE. Waren die deutschen FAITH NO MORE vor 6 Jahren mit ihrem beim Major Motor Music erschienenen zweiten Album „Out To Lunch“ so was wie die deutsche Hoffnung in Sachen anspruchsvollem Crossover (in diesem Falle ungleich Rap-Rock-Mist!), so jagten die sechs Jungs in den folgenden Jahren von einer Pechsträhne zur nächsten.
Im Zuge der Umstrukturierungsmaßnahmen bei Universal wurden SUBSTYLE vom neuen Label sofort wieder fallen gelassen und auch das ursprüngliche Label Vielklang, bei dem die Kölner erneut Unterschlupf fanden, ging Pleite. Von diesem Rückschlag enttäuscht, verließ Sänger Guido Böckem die Band, und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, musste Geiger Tobias Schellin einen Schicksalsschlag hinnehmen, der sein ganzes Leben verändern sollte; der Teufel Krebs raubte ihm einen Arm.
Doch 2006 raffte sich die Band noch mal zusammen, der ehemalige Sänger Guido kehrte zurück und mit den beiden Verstärkungen David Schlax an der Gitarre und Hendrik Hoinkis am Schlagzeug versucht man jetzt so etwas wie einen Neuanfang. 


Dabei ist der erste Eindruck eher abschreckend. Ein Bandname samt Logo, das auch jedem Hip-Hopper gerecht werden würde, ein Cover, von dem ich nach wie vor nicht weiß, was ich von ihm halten soll und dann noch dieser merkwürdige Albumtitel „Walk The Dino“, der den Pressetextverfasser dazu veranlasste, den Sound der Kölner mit einem Tyrannosaurus zu vergleichen. Aha.
Doch in musikalischer Hinsicht kann mich das Sextett mit seinem Crossover voll und ganz überzeugen. Wobei die Stilbezeichnung Crossover in diesem Falle wörtlich zu nehmen ist, denn SUBSTYLE würzen die Grundzutat alternativer Rock mit aller Hand anderer Stile wie Punk, Ska, Reggae, Pop, Metal und Progressive Rock.

Ihr habt immer noch keine Vorstellung wie SUBSTYLE jetzt klingen? Vielleicht hilft euch ja erneut der Verfasser der beiliegenden Presse-Information weiter. „Melancholie ohne zu heulen, Energie ohne Red Bull oder Wellness-Scheiß, Zuversicht ohne Psychopharmaka, Spaß ohne lustige Hütchen. Hier drehen die apokalyptischen Geisterreiter vor Arbeitsbeginn nochmal um und gehen lieber Tanzen … „Walk The Dino“ ist wie ein dunkler Horizont, an dem links noch ein Tornado tobt, während rechts schon langsam die Sonne wieder durch die Wolken bricht.“ (Wo gibt’s diese Drogen?) Na, alles Klar?

Die Eröffnung mit einem instrumentalen „Westernmovie“-Intro („The Devil & The Saint“), das nahtlos in den von Ennio Morricone inspirierten eigentlichen Opener „Fistful Of Nothing“ übergeht, überzeugt bereits, auch wenn der Start mit einer halben Coverversion prinzipiell nicht optimal ist.
Und neben dieser halben Coverversion befinden sich auf „Walk The Dino“ noch zwei weitere, die von der Auswahl her genauso different sind, wie die Einflüsse der Band. 
Allerdings ist das ROLLING STONES Cover „Paint It Black“ inzwischen bereits so dermaßen ausgelutscht, dass jeder weitere Versuch zum Scheitern verurteilt ist. Und so geht es dann auch SUBSTYLE, von daher hätte man sich das besser gespart.
Dafür hat der Udo Jürgens Gassenhauer „Tausend Jahre sind ein Tag“ in Rockkreisen Seltenheitswert. Und nicht nur deshalb muss ich diesem Cover Klasse attestieren, auch wenn mir (Gott sei Dank) ein Vergleich mit dem Original nicht möglich ist.

An den eigenen Kompositionen der Band habe ich nichts zu meckern, die können durch die Bank überzeugen. Mal hart, mal weich, mal melancholisch, mal entspannend, mal anspruchsvoll, mal lässig und tanzbar; mit dem verbindenden Element, dass alle Songs eingängige Ohrwürmer sind, die ein unverkennbares kommerzielles Potential offerieren, was in diesem Fall aber ganz und gar kein Nachteil ist.   
Welcher der 12 Songs jetzt der beste ist, ist wirklich schwer zu sagen und schwankt von der eigenen Stimmung. Als Anspieltipp kommt am ehesten die mit Akkordeonklängen eingeleitete erste Single „Dirty Youth“ in Frage oder der kraftvoll-lässige Titelsong „Walk The Dino“.
Aber auch das energetisch-tanzbare „Awake“ und die großartige nachdenkliche Halbballade „Antidote“ wissen zu Gefallen.

Insgesamt ist „Walk The Dino“ ein Album geworden, das wahnsinnig unterhaltsam ist, auch wenn ich davon überzeugt bin, dass die Songs live noch mehr Spaß machen (vermutlich sind SUBSTYLE nicht umsonst die „In Extremo Lieblings Supportband“).
Wer die Band noch von früher kennt, kann „Walk The Dino“ blind abgreifen. Und auch alle anderen machen keinen Fehler, wenn sie sich mal etwas näher mit SUBSTYLE und deren aktuellem Album „Walk The Dino“ beschäftigen. 
Bleibt zu hoffen, dass die sechs Jungs aus der Domstadt nach den dunklen Jahren endlich die Anerkennung bekommen, die sie verdient haben. Zu wünschen wäre es ihnen alle Mal. (Maik)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 42:40 min
Label: Fire!Fire!Fire! Recordings
Veröffentlichungstermin: 22.08.2008

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