Tiles - Fly Paper

tiles_flypaper.jpgProgressiver Rock erlebt ja im Moment wieder ein kleine Renessaince, in dem Zuge kommen auch mal bisher weniger bekannte Bands zu Tage. So zum Beispiel die aus Detroit stammenden TILES, die 1993 von Gitarrist Chris Herin gegründet wurden. Seitdem veröffentlichte der Vierer vier Studio - und eine Livescheibe. Die typische Inside Out- Band nennt vor allem RUSH als ihren großen Einfluss. Und auch ansonsten haben sie viel mit den legendären Kanadiern gemeinsam, mal sehen wie stark beim neuen Output „Fly Paper" die Nähe ist.

Schon beim sehr ausgeklügelten Cover-Artwork kommen Erinnerungen an die frühen Achtziger auf, als Hugh Syme surreale Photomontagen auf die Cover der Prog-Überväter stellte. Und eben dieser Künstler, der auch ein guter Keyboarder ist, wie er auf „Crowded Emptiness" beweist zeichnet sich auch für das Titelbild vom neuen Album verantwortlich.
Und auch der Mann an den Reglern ist der selbe wie bei der kreativen Hochphase ihrer Vorbilder, Terry Brown. Der betreut die Formation jetzt schon länger und sein Handwerk ist den Songs deutlich anzuhören. Relativ organisch kommt der Sound rüber und auch sehr trocken.

Und das steht TILES nicht gut zu Gesicht, obwohl sich die Band bewusst in diese Richtung bewegt hat. Auf dem Vorgänger „Window Dressing" waren mehr epische Nuancen zu vernehmen, was der Scheibe verstärkten Wohlklang bescherte. Heuer tönt es ein wenig spröde aus den Boxen und trockenes Brot ist eben auch nicht besonders lecker.
Und neben all den sonstigen Parallelen zu RUSH ist auch auf der musikalischen Seite ihre Präsenz oft zu hören, zu oft. Schon „Hide in the Shadow" basiert auf einem Riff, welches durchaus auf „Test for Echo" gepasst hätte, will sagen in die eher Alternative-angehauchte Phase.
Und aus eben jenem alternativen Rock kommen ursprünglich auch TILES, was besonders bei den Gesangslinien zu hören ist. Gerade beim ruppigen, von Bassläufen getragenen „Landscrape" kommen diese Ursprünge zum Vorschein. Oder auch bei „Back and Forth", bei dem sie RUSH-Gitarren mit Britpop mischen, was einen der interessantesten Tracks darstellt. Gerade das schwebende Outro-Solo könnte auch Fans von OCEANSIZE gefallen.

Überhaupt finden sich in jedem Song kurze Einschübe von völlig herausgerissenen Parts, was die Sache spannend und abwechslungsreich gestaltet. Überhaupt besitzen sie ein Händchen für vielschichtige Songstrukturen, wechseln geschickt von groovigen Passagen in getragene. Selbst vor Jazz macht die Truppe nicht halt, bringt den mit dem nötigen Feeling ein.
Ebenfalls für Freunde alternativ-psychedelischer Klänge ist „Sacred and Mundane" geeignet, das streckenweise sogar etwas noisig wirkt. Doch beim Gastauftritt von Alex Lifeson scheint auch hier der große Geist durch. Einzig ein wenig aus den Rahmen fällt das ruhige schon erwähnte „Crowded Emptiness", das mit folkigen Akustik-Gitarren und einem sakralen Ende glänzt.

Doch was bei RUSH der große Pluspunkt ist, da mangelt es bei TILES doch schon ein bisschen, denn das Schlagzeugspiel von Mark Evans ist einfach zu verhalten um den Songs richtig Feuer zu machen. Gerade bei den Becken fehlt jegliche Wucht, um die Arrangements nach vorne zu treiben, was den trockenen Eindruck noch verstärkt. Gerade dem tollen melodischen Stadion-Refrain im Opener mangelt es dadurch an der nötigen Dynamik.
Und Melodien können sie schreiben, dies haben die Jungs um Chris Herin bewiesen und zeigen es auch auf „Fly Paper" zu Genüge. Aber es mangelt eben an der Umsetzung, so richtig zündet hier nichts, obwohl es liebevoll ausgearbeitet ist. Und ein wenig mehr Mut hätte auch nicht geschadet, vor allem hinsichtlich der Eigenständigkeit. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 49:34 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 25.01.2008

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