Hollis Brown - In The Aftermath

hollisbrownSkepsis macht sich bei mir breit. Ein komplettes Coveralbum mit der Umsetzung eines meiner Lieblingsalben der ROLLING STONES? Das bahnbrechende „Aftermath“ aus dem Jahr 1966, welches erstmals in der Geschichte der ROLLING STONES ausschließlich Eigenkompositionen von Mick Jagger und Keith Richards enthielt, unter anderem das düstere „Paint It Black“ oder das radiotaugliche „Under My Thumb“. Ansonsten konnte das Album durch experimentellen Blues-Rock ohne den Bombast späterer Jahre überzeugen. Andererseits sind HOLLIS BROWN eine vergleichsweise junge Band, die den Garagenrock der sechziger und siebziger Jahre ins 21. Jahrhundert transportiert haben.

HOLLIS BROWN, die amerikanische Rockband aus Queens, die seit 2009 existent ist, hat in der Zeit des Lockdowns das komplette Album der ROLLING STONES unter dem Titel „In The Aftermath“ in einer „nächtlichen Rock`N Roll-Session“ eingespielt. Bis heute wächst stetig der Bekanntheitsgrad der „typisch amerikanischen Rockband“, die harmonischen und melodiösen Bluesrock der sechziger und siebziger Jahre spielt und darüber hinaus auch Soul und Gitarren-dominierten Americana und Country einfließen lassen. In den USA ist verstärkt die Film- und Modeindustrie auf HOLLIS BROWN aufmerksam geworden und bedient sich gerne deren Songs, z.B. im Michael Keaton Film “The Founder”, MTV’s „The Real World“, im Film „Bad Country“ mit Matt Dillon oder in einer Werbekampagne für den Modegiganten Abercrombie & Fitch.

Jedenfalls geht`s steil aufwärts für Sänger und Gitarrist Mike Montali, Lead-Gitarrist Jonathan Bonilla, Andrew Zehnal (Drums), Adam Bock (Tasten) und Chris Urriola (Bass). Und so erscheint die Idee, ein bahnbrechendes Album einer Superband in Gänze zu kopieren, gar nicht mal aufgesetzt und arrogant sondern kommt als ehrliche Hommage rüber. Das Album bleibt „Old School“; es ist erdig und kraftvoll, man könnte es als reduzierten Garagen-Rock definieren.

Nie offenbart HOLLIS BROWN des Ansatz, die ROLLING STONES überflügeln zu wollen. Das Gesamtwerk ist extrem cool und dokumentiert 45 Jahre nach der Originalveröffentlichung die Kraft der einzelnen Songs, welche durch die Neuinterpretationen von HOLLIS BROWN wieder ins Gedächtnis gerufen werden. Mike Montali klingt dabei lässig und weit weg von der Perfektion. Genau das macht den Reiz des Albums aus und generiert das Feeling-wie auch schon bei den ROLLING STONES.

Ansonsten finden sich alle Komponenten, die den klassischen Rock früherer Jahrzehnte ausmachen, auf der Scheibe; hervorragende, treffsichere Gitarrenriffs und Slides, bluesige Harpmelodien. Man erkennt ein homogenes Bandgefüge, deren Lässigkeit sich besonders in der starken Session zu „Goin Home“ eindrucksvoll offenbart. „Lady Jane“ singt Mike Montali ähnlich schmachtend wie Mick Jagger; „Doncha Bother Me“ oder „Paint It Black“ sind eindrucksvoll und immer nah am Original, die Stimme passt perfekt zu den Songs und hören sich auch ohne Mick Jagger sehr gut an.

Die Band erklärte, „man sei aus Queens, New York, in die Pocono Mountains geflüchtet, um mit ein paar Gläsern Whiskey Aufnahmen zu machen und habe dann in einer 24-stündigen Session live im Studio mit minimalen Overdubs das bahnbrechende Album der STONES durchgespielt“.

Sänger Mike Montali äußerte sich zum Album im Interview folgendermaßen: „Es war eine rasante Aufnahmesession – wir hatten keinen Schlaf und waren betrunken. Man kann die Lockerheit auf dem letzten Stück, „Going Home“, definitiv hören. „Wir waren nicht auf Perfektion bedacht – wir wollten ein Feeling rüberbringen.“

Ohne näher auf die einzelnen Songs einzugehen, fällt mir ein Fazit schwer. Sicher, HOLLIS BROWN setzen das Album hervorragend um und es macht wirklich Spaß, es sich anzuhören. Es ist von sehr guter Aufnahmequalität und orientiert sich strikt am Original. Dennoch würde ich eher zum Original der ROLLIG STONES greifen, wenn auch erst HOLLIS BROWN mir durch ihre Veröffentlichung wieder die Genialität eines lange nicht gehörten Albums verdeutlichte. Trotzdem; ein klasse Album einer Band, von der man noch viel hören wird, hoffentlich mit eigenen Songs. (Ebi)


Bewertung Album:

Ebi7,0 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 38:20 min
Label: Mascot Label Group / Cool Green Recordings
Veröffentlichungstermin: 04.02.2022

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