CueStack - Diagnosis: Human

cuestack diagnosishumanÖsterreich ist auf der Metallandkarte sicher nicht der bunteste Fleck, obwohl da viele Menschen im Hintergrund arbeiten. Martin Kames und Bernth Brodträger zieht es jetzt allerdings ins Rampenlicht, das besonders grell scheinen soll. Schließlich ist Erstgenannter seit Jahren als Lichtdesigner unterwegs und zuständig für den multimedialen Teil. Sein Partner war bislang als Session - und Livegitarrist tätig und sucht nun seine eigene Stimme. CUESTACK heißt ihr Projekt, das bislang durch große Bühnenshows und die Zusammenarbeit mit David Hasselhoff bei der Single "Through The Night" von sich reden machte, jedoch auch durch den Einsatz für die Musikbranche in diesen Zeiten. Nun steht ihr Debüt "Diagnosis: Human" in den Läden.

Bei der Besetzung ist klar, dass Elektronik und die sechs Saiten im Vordergrund stehen, übliche Strukturen eher wenig Verwendung finden. Dabei kann man das Gemisch zeitlich klar beziffern, ihr Industrial ist tief in den Neunzigern verwurzelt. Als Erstes kommen einem Projekte wie THE KOVENANT in den Sinn, die ebenfalls auf die Verquickung von massiven Riffs und wuchtigen Beats setzten. Dabei ist das Arbeitsgerät von Brodträger immer sehr stark heraus gemischt, wenn es denn zwischen all den Synthesizern seines Partners zur Einsatz kommt. Dann aber stampft es mit aller Gewalt nach vorne wie eingangs im Remis von "Alive", einer älteren Single.

Die bellende Strophe ist anschließend wieder von fiebriger Elektronik unterfüttert, bevor sich im weiten Refrain die sechs Saiten zurück melden. Wie über weite Strecken ist der Gesang verfremdet, um den mechanischen Charakter noch zu verstärken. "Energize" ist ähnlich gelagert, der Grundtenor dabei zugleich aggressiver und rockiger, MINISTRY kommen einem da unweigerlich in den Sinn. Zudem einer der wenigen Songs, in denen der Frontmann auch mit einem Solo glänzen darf. "Overpopulate" hingegen schleppt sich rifftechnisch eher dahin, wobei die leicht verzweifelten "AhAh"-Chöre über den Synthieflächen eine gelungene Dynamik bieten.

Wo sich öfter Elektronik und Gitarren abwechseln gehen sie in "Monster"  eine engere Bindung ein und tragen den hektischen Rhythmus gemeinsam. Offenbar wird hier mit der Elektrophase von THEATRE OF TRAGEDY ein weiterer Querverweis, auch wenn nicht klar wird, ob das jetzt bewusste Einflüsse sind. Das Breakdown am Ende überrascht dagegen und bietet innerhalb der ohnehin knappen Stücke einige Facetten, wie auch im flirrenden Effektgewitter von "Stronger".
Geradliniger startet "Lines Of Code", wobei im weiteren Verlauf Martin Kames ein paar Schleier vorbei ziehen lässt und eine gesprochene Frauenstimme für zusätzliche atmosphärische Abwechslung sorgt. Sphärisch gibt sich auch "Transhuman Generation", hier setzen wieder weite Melodien Akzente und die eher zurückhaltende Gitarrenarbeit öffnet entsprechende Räume dazu. Teilweise erinnert das an späte LINKIN PARK, was aber generell für den starken Hitcharakter der Scheibe spricht.

Das gilt auch für die ruhigen Stücke die dann im Chorus mehr Fahrt aufnehmen, "Nothing Without Me" ist sicherlich am spartanischsten arrangiert, ein paar Keyboardschaden, Pianotupfer und ein Gitarrenteppich unter Chorus, mehr braucht es nicht. In "Horizons" packen die sechs Saiten mal heftiger zu wenn sich die Dynamik steigert. Hier überrascht Bernth Brodträger mit seinem gewiss gefühlvollsten Einsatz an den Saiten. Damit rundet das Duo ein interessantes Erstwerk ab, welches durchaus Gegensätze zu vereinen weiß. Auch dass sich viele Ideen, Härte und Eingängigkeit nicht ausschließen müssen. Auf Liveauftritte kann man sich auf jeden Fall freuen, weil das energetische und spannende Material dort richtig Feuer gibt. (Pfälzer)

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 38:35 min
Label: CueStack/Rebeat
Veröffentlichungstermin: 06.08.2021

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