Sunbomb - Evil And Divine

sunbomb evilanddivineDie Koalition zwischen dem „Whisky A Go Go“-Inventar-Gitarristen Tracii Guns und dem STRYPER-Sänger und selbsternannten Verfechter Gottes auf Erden, Michael Sweet, musste ich mir unbedingt anhören. Ich erwartete eigentlich ein ziemlich glattes „Sleaze-Rock-Album“ im Stil der Achtziger Jahre; eingängig, moderat, christlich, ohne „Dirty Talk“.

Ich war natürlich mit dem Vorurteil behaftet, hinsichtlich STRYPER immer noch in jugendlicher Erinnerung zu schwelgen als eine Poser-Band der üblen Art, die nicht cool wirkten in ihren völlig albernen gelb-gestreiften Biene-Maja-Spandex-Anzügen. Eigentlich fand ich die Musik ja gar nicht so schlecht aber als Jugendlicher fand ich „Gott ist die Antwort“ und „Lobet den Herrn“ statt „Sex, Drugs und nochmal Sex“ wirklich langweilig und öde. Und der „Bibelweitwurf“ als Bestandteil des zelebrierten christlichen Rocks bei den Konzerten erregte mich auch nicht obwohl der Sänger, Michael Sweet, eigentlich eine verdammt gute Stimme hatte.

Über das 55-jährige L.A. Urgestein, Bad-Boy und Sleaze-Rock-Gitarristen Tracii Guns (GUNS N’ ROSES, BRIDES OF DESTRUCTION, L.A. GUNS, KILLING MACHINE und Johnny Thunders) muss man nicht viele Worte verlieren. Er ist eine feste Größe in der „City Of Angels“ und nicht gerade für seinen christlichen Lebensstil bekannt. Allerdings spielte er auch nicht in der ersten Liga der begnadeten Saiten-Götter, ist aber permanent präsent. So konnte ich ihn vor einigen Jahren mal nachts um 24:00 Uhr auf dem Sunset-Strip in L.A live erleben für den Eintrittspreis von fünf Dollar und er gab vor den knapp hundert Gästen alles mit den L.A. GUNS.
Deshalb war ich sehr gespannt auf das Ergebnis, denn dass Michael Sweet ein fantastischer Shouter ist, hat er neben seiner Hauptprofession bei STRYPER auch eindrucksvoll zwischen 2007 und 2011 bei BOSTON nach Brad Delp`s Suizid zur Schau gestellt.

„Evil And Divine“ ist in der Tat völlig anders als erwartet, nämlich wesentlich härter, düster und „doomiger“. Die elf Tracks sind sich von der Grundstruktur ziemlich ähnlich, beinhalten wenig Tempi-Wechsel und sind geprägt von einfachen dumpfen Riffs, einem dröhnenden Bass und harten Drums. Hinzu kommt der betörende und klagende Gesang von Michael Sweet, der eine psychedelische-doomige Atmosphäre zelebriert wodurch Reminiszenzen an BLACK SABBATH unverkennbar sind. Die zugehörige Gitarrenarbeit von Tracii Guns ist gewollt monoton und verbreitet eine melancholische Endzeitstimmung, wenn sie auch nicht die Wirkung eines Tony Iommi mit seinen schneidenden, brutalen Riffs und Power-Chords erreichen kann.

Das Werk lebt von der Gesangsbreite Michael Sweets wobei sich die Klangstrukturen der einzelnen Songs sehr ähnlich sind, so dass ohne mehrmaliges Hören kaum Wiedererkennungswert entsteht. Der teils bizarre Gesang erinnert mal an Ozzy Osbourne, mal an Rob Halford und auch an Ronnie James Dio. Michael Sweet ist bestens bei Stimme und meistert problemlos alle Höhen und Tiefen. Die Spannung eines Songs wie „God Is Dead“ oder „End Of The Beginning“ von BLACK SABBATH`s letztem Werk entsteht allerdings nicht.
Das hört sich im ersten Moment negativ an; so ist es aber auch nicht. Mehrmaliges Anhören ist Pflicht um Songs wie “Life“, „Take Me Away“ oder dem schnellen „Evil & Divine“ würdigen zu können. Die elf Songs auf „Evil And Divine“ leben vom harten „Doom- Rhythmus, einem groovenden Bass, harten Drums und der melodramatischen Stimme von Michael Sweet.
Tracii Guns bezeichnet das Album im Interview als Idee, welches zum Experiment und dann zum aufregenden Album wurde, welches die Art von Musik verkörpert, die er schon mit siebzehn Jahren hätte machen wollen. Die Drums auf dem Album bedient übrigens der L.A. GUNS Freund Adam Hamilton, Mitch Davies spielt den Bass. Auf dem Song „Fought“ ist zudem der aktuelle LA GUNS-Bassist Johnny Martin zu hören.

Zusammenfassend möchte ich feststellen, dass es sich im Hinblick auf die beiden Protagonisten um ein sehr ungewöhnliches Album handelt, stellenweise etwas eintönig aber mit dem Flair, eine düstere Atmosphäre zu versprühen und getragen wird von einer ausgezeichneten Stimme und schweren Riffs. Das Album ist in der Tat „Schwer-Metal“, etwas böse wie Tracii Guns und göttlich wie Michael Sweet. (Ebi)

 

Ebi7,0 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 46:20 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 14.05.2021

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