The Dirty Knobs - Wreckless Abandon

thedirtyknobs wrecklessabandonVor gut drei Jahren verstarb mit TOM PETTY einer der großen Songschreiber der Rockmusik und hinterlässt nicht nur bei seinen Fans eine nicht zu schließende Lücke. Auch seine Begleitband THE HEARTBREAKERS stand von heute auf morgen ohne Leader da, und muss sich nun nach neuen Betätigungsfeldern umsehen. Nicht so einfach, wenn man mehr als vierzig Jahre lang diese Legende begleitet hat und auch fast immer in der selben Besetzung agierte. Als Erster schert nun Mike Campbell aus dem Verbund aus und versammelte mit THE DIRTY KNOBS eine eigene Truppe um sich. Wie schlägt sich der Gitarrist als Songwriter auf deren Debüt "Wreckless Abandon"?

Es war natürlich anzunehmen, das der Apfel nicht so weit vom Stamm fällt, die lange Zeit mit dem großen, alten Rockhelden hat ihre Spuren hinterlassen. So treibt der Opener nach einem kurzen Intro lässig nach vorne und erinnert von der Machart her schon an seinen früheren Bandchef. Vor allem dass man in jenem Titelstück bereits in der Strophe eine gewisse Hymnenhaftigkeit an den Tag legt, die von ein paar coolen Fills befeuert wird weckt Erinnerungen an das bisherige Schaffen. Doch Campbell war schon immer mehr der Rocker, der raue Gegenpart zum melodischen Drive von Petty Spiel auf den sechs Saiten und so tönt die Scheibe dann doch ein ganzes Stück weit kantiger.

Das geht durchaus mal soweit, dass man sich dem Hard Rock nähert. "Sugar" liefert stoischen Riff Rock, der sehr spartanisch arrangiert ist und mit einem ruhigen Mittelteil überrascht. "Loaded Gun" lässt es gegen Ende hin noch einmal richtig rocken und rauchen. Petty hatte sich einst mit "I Should Have Known It" LED ZEPPELIN genähert, hier tut es ihm sein langjähriger Sidekick mit "I Still Love You" gleich, wenn auch mit noch mehr Blues.
Gerade diese Einflüsse sind auf Wreckless Abandon" stark vertreten, wie etwa bei "Don´t Knock The Boogie", einem zentralen Stück, von dem ein Reprise die Scheibe beschließt. Hier begeben sich THE DIRTY KNOBS tief in die Sümpfe des Deltas, lassen lange die Slidegitarre an der Kette, bevor die Nummer los rockt. Oder auch im abgehangenen "Don´t Wait", wo er wieder ein wenig näher an seinem früheren Arbeitgeber ist.

Doch so sehr sich Campbell auch streckt, an dessen kompositorische Finesse reicht er nicht heran, da fehlt einfach der melodische Fluss und die cleveren Arrangements, die die Songwritinglegende so wunderbar subtil einbauen konnte. Hier wird deutlich direkter zu Werke gegangen, auch das weitgehende Fehlen von Tastenelementen schmälert die Möglichkeiten. Nur einmal setzt er auf die Hilfe seines HEARTBREAKERS-Mitstreiters Benmont Tench, dessen Piano klimpert im rockigen "Aw Honey", die Mundharmonika verströmt Countryflair. Noch mehr Country bekommt man bei "Pistol Packin´ Mama", das mit einem Gastbeitrag von Chris Stapleton in die Südstaaten entführt.

Ein paar interessante Sachen veranstalten THE DIRTY KNOBS aber schon, mit leichtem Blues-Touch und fast gesprochenen Vocals fährt "Fuck hat Guy" die DIRE STRAITS-Schiene. "Irish Girl" wildert mit lässiger Klampfe in Folkwäldern, während "Southern Boy" recht rau daher kommt. Steht diese Herangehensweise dem Debüt gut zu Gesicht, so gerät der Gegenpol mit der akustischen Ballade "Anna Lee" doch etwas ins kitschige Schlingern. Genau das sind die Momente, aus denen ein TOM PETTY mehr heraus geholt hätte. Dennoch können seine Fans mit "Wreckless Abandon" als Trostpflaster ganz gut leben. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 56:23 min
Label: BMG
Veröffentlichungstermin: 20.11.2020

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