Tape Tone - Turbulence

tape tone Turbulence 200Da sitze ich nichtsahnend auf dem Sofa und lasse den Tag ausklingen, als mich Kim Ulmer von der bis dato unbekannten Band TAPE TONE anschrieb. Neugierig öffnete ich die Mail und las, dass die Band sich durch die Genres und Bands unseres Magazins gelesen habe, wobei ich ihnen durch meine Angabe zu SEVENDUST aufgefallen sei. Dass sie eine Groove Rock und Metal Band aus Köln seien, weckte mein Interesse, sodass ich mir ihr Debütalbum „Turbulence“ anhörte. Da ich ihr Potential schnell erkannt habe und sie außerdem auf meinen Musikgeschmack zutreffen, habe ich beschlossen euch TAPE TONE vorzustellen. Es gibt so viele große internationale Bands, die man jederzeit unterstützen kann, aber vor allem in Zeiten wie diesen sollten wir an unsere lokalen Bands denken und sie unterstützen.

Die Entstehung von TAPE TONE hat einen längeren Weg hinter sich. Anfang 2014 haben sich der Bassist Kim Ulmer, die Gitarristen Ralf Albert und Thorsten Wambach (Von LAST ONE DYING, die es zu der Zeit schon nicht mehr gab) und der Drummer Bodo Stricker (Ebenfalls Ex-LAST ONE DYING, JADED HEART, AEVERIUM), die sich seit Langem über der Kölner Bandszene kannten, zusammengefunden, um zunächst instrumental zusammen Musik zu machen. Das Ziel war Spaß an der Musik zu haben und Musik zu erschaffen, die man selbst gerne hört. Dabei lag das Hauptmerkmal nicht auf den äußeren Faktoren wie dem Markt oder sich von finanziellen Zielen beeinflussen zu lassen.


Kim produzierte kurze Zeit darauf die ersten instrumentalen Demo Songs und ging auf Sängersuche. Im Netz fand er eine Anzeige von Tim Haarhoff, der mit seiner eigenen und wiedererkennbaren Gesangsstimme den instrumentalen Sound von TAPE TONE super ergänzte. Zusammen mit Tim bekamen die vier existierenden Demo Songs eine Stimme und diese wurden 2015 auf der ersten Demo EP namens "Resilience" veröffentlicht (alle vier Songs wurden später neu aufgenommen und landeten auf dem Album "Turbulence").

Nachdem Thorsten die Band verließ, stieß Kim auf Matt Sheridan, einen Amerikaner und seinerseits Rhythmus Gitarrist von PRO-PAIN (Hardcore Legenden aus NYC). Matt besuchte einige Proben der Band und war ab dann ebenfalls fester Bestandteil der Band.
Zusammen wurde ein engeres Verhältnis aufgebaut und die Entscheidung getroffen, einen Großteil der Songs, die man bis dato in petto hatte, auf einem Full Length Album zu veröffentlichen. Matt Sheridan übernahm dabei die komplette Produktion und das Mixing von "Turbulence". Am 23.10.2020 wurde das Album released, welches ich euch präsentieren möchte.

Zu Beginn muss ich sagen, dass die Jungs ihre Genres, wie auch Instrumente (wenn man die Stimme dazu zählt) allesamt hochklassig beherrschen, jedoch fallen mir als Hörer noch ein paar Unstimmigkeiten auf, die jedoch in der Zukunft sicherlich zu beheben sind. Die Band verfolgt eine klare Struktur im Songwriting, dem das Album eine gewisse Konstanz verschafft, die jedoch für die Zukunft gesehen nicht für sonderlich viel Abwechslung sorgen wird. Die Strophen werden durch Stakkato-Riffs begleitet, die im Refrain von offenen Akkorden abgelöst werden. Dabei man darf man das Schlagzeug nicht vergessen, mit dem der Drummer Bodo Drummer sich austobt. Vor allem bei Songs wie „Bright Old Night“ oder „Judgement Day“ steht er besonders im Vordergrund und zeigt, was ein Schlagzeug ausmacht. Allerdings sticht es phasenweise zu weit heraus, sodass das Gesamtpaket an Gleichgewicht verliert. Die Gitarristen, wie auch der Bassist müssen sich ebenfalls nicht verstecken und beweisen ihr Können, in dem sie die vielen verschiedenen musikalischen Einflüsse, wie auch Techniken einbringen und natürlich auch den Sänger unterstützen.

Zu guter Letzt darf der Sänger nicht außer Acht gelassen werden. Tim Haarhoff hat eine Stimme, die sich den Instrumenten anschmiegen kann, jedoch teilweise noch an der Dynamik und Harmonie arbeiten sollte. Doch die Kehrseite ist umso überraschender. Trotz der vielen Clean-Parts, die er singt, kann er auch growlen oder screamen, was dem Ganzen eine völlig neue Perspektive verleiht. Sowohl der Opener „Sickness Leave“, als auch „Virtual Self“ haben mich mit großen Augen zurückgelassen. Der folgende Song „Green Eyed“ geht da schon mehr in Richtung Metal und legt somit eine Schippe oben drauf, womit sie mich fangen konnten. Insbesondere bei „Judgement Day“ wurde ich hellhörig, da der Sänger sich hier orientalischen Stilmitteln bedient, die wohl völlig unerwartet sind. Hinter seiner Stimme verbirgt sich definitiv mehr, als man erwartet! Gerne würde ich mehr von den Scream- oder Growlparts hören, als auch von orientalischen Einflüssen. Obwohl bereits so viele Einflüsse in der Band herrschen, sind das i-Tüpfelchen, die die Band einzigartig werden lassen.

Insbesondere möchte ich "Hostel Köllefornia" vorstellen, da er die Freiheit, Kreativität und Kunst der Band TAPE TONE am besten darstellt. Allein der kreative und innovative Name bringt einen schon zum Schmunzeln. Zumindest war dies meine erste Reaktion, als ich über die Titelliste gelesen habe. Natürlich ist es eine Hommage an "Hotel California" von den EAGLES, was mich erstmals abschreckte. Nicht weil der Song mir nicht gefallen würde, sondern weil er viel zu oft gecovert wird und, wie viele andere Hits, ausgebeutet wird. Doch blieb ich neugierig und konnte nicht erahnen, welche kreativen Freiheiten sich hinter der Nummer verbergen würden. Die Lead Gitarre wurde tatsächlich von den Eagles inspiriert, doch dazu kamen weitere Ideen und Stile, sodass das Ergebnis dem Original nicht mehr so ähnlich ist und zu einem eigenständigen Song wird. Ebenso gewinnt die Interpretation des Songs umso mehr an Bedeutung. Staccato-Metal-Riffs in den Strophen, die in einen Reggae- und später in einen Swing-Part überleiten, dazu druckvolle, melodische Refrains und ein paar schnell hämmernde Riffs im Chorus. Es ist kein Track, der im Radio laufen würde, doch eigentlich gehört er gerade wegen der Vielfalt und kreative Eigenständigkeit ins Radio.

Besonders neugierig ließ mich ebenfalls ihr Albumcover zu „Turbulence“ werden, da es besonders auffällig ist und sich von vielen anderen Covern abhebt. Daher hatte ich mir die Freiheit genommen und mit Kim über die Entstehung des Artworks, das Symbol des Sterns und dem Titel zu reden. Einige Passagen habe ich behutsam verkürzt, doch die Antwort wollte ich euch nicht vorenthalten.

Unser Gitarrist Ralf hat das Cover Artwork entworfen. Er hatte diverse Ideen, doch diese hat uns direkt am besten gefallen! Der Albumtitel "Turbulence" wurde gewählt, da es einfach zu unserer damaligen Situation, in der wir einen Titel gesucht haben, passte. Der Weg bis dahin war einfach turbulent. […] Wir haben viel hin und her überlegt, bzgl. allen möglichen Dingen: Wo wollen wir mit der Band hin, wo KÖNNEN wir mit der Band überhaupt hin mit dem momentan existierenden Markt? Wollen wir uns überhaupt aktiv in den Markt einbringen und uns im Umkehrschluss auch davon beeinflussen und leiten lassen? Und wie sollen wir das mit der Albumproduktion und dem Release am besten machen? Tja, und dann kam dann auch noch Corona dazu etc. etc.
Das Artwork soll die Turbulenzen, die durch all diese Fragen entstehen bzw. entstanden, visualisieren. Alles ist etwas durcheinander, es sieht leicht chaotisch aus, es lassen sich Zeichen und Symbole erkennen […], diese könnte man als Symbol für die Band bzw. Bandmitglieder deuten, die im Mittelpunkt dieser Überlegungen stehen. Das steht allerdings zur freien Interpretation offen. Doch fest steht: so chaotische es auch ist, das Ganze hat doch einen Fokus auf etwas Zentrales und von weiter weg betrachtet, scheint es tatsächlich eine schlüssige Einheit zu sein.

 

TAPE TONE ist eine Band, die an viele verschiedene Bands erinnert wie zum Beispiel an SEVENDUST oder SHINEDOWN, als auch SYSTEM OF A DOWN, THREE DAYS GRACE oder an die früheren Nu-Metal Zeiten von INCUBUS. Die Jungs haben so viele Einflüsse, die sie hier alle zum Besten vorgetragen und umgesetzt haben, dass sie definitiv aus der Menge herausstechen können, wenn sie weiter an sich arbeiten und diese behalten. Noch steht die Band am Anfang, wo Mängel zur Verbesserung und Entwicklung dienen. Sie sollten sich überlegen, wie sie in Zukunft ihr Songwriting umsetzen, damit die Lieder mehr an Eigenständigkeit gewinnen. Eine Einheit ist nie schlecht, doch dies kann auf Alben zu einer verminderten aufmerksamkeitsspanne führen. Das Schlagzeug könnte in der Dynamik etwas abnehmen, jedoch könnte es auch als ein Stilmittel für die Band werden. Und zu guter Letzt müsste der Sänger Tim noch ein wenig an sich arbeiten. Metal und Rock Bands gibt es viele, aber Metal und Rock Bands, die nicht nur der Norm, sondern auch der Innovation und Kreativität folgen, die sind ein Unikat. Auf diesem Weg befinden sich TAPE TONE. Natürlich ist es schwer etwas Neues zu erfinden, jedoch ist und bleibt Kombination derzeit ein beliebtes Stilmittel unsere Generation, um in der Musikbranche Erfolg zu haben. (Sarah-Jane)

Weitere Infos gibt's auf https://www.tapetone.band

Tim Haarhoff - vocals
Ralf Albert - guitar
Matt Sheridan - guitar
Bodo Stricker - drums
Kim Ulmer - bass

 

 

Bewertung:

sarahjane8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 55:00
Produziert: Matt Sheridan
Veröffentlichungstermin: 23.10.2020

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden