Es gibt nur wenige Bands, die es schaffen, mit wirklich jedem ihrer Alben Hochkaräter zu veröffentlichen. Einer Band, der dies gelungen ist, ist THE ANSWER aus Irland. Und da es nun doch schon eine geraume Zeit her ist, dass ich diese hervorragende Band live bestaunen konnte (The Answer + Tracer (03.11.2013, Saarbrücken)), ist die Freude schier grenzenlos, dass es die Herren (und Damen - Keyboard) 2024 nochmal nach Deutschland schaffen. Wir von Neckbreaker stehen im Colos-Saal Aschaffenburg bereit und wie sich zeigen wird, ohne enttäuscht zu werden.
FINAL STAIR
Support für die aktuelle Tour sind die Berliner FINAL STAIR, die pünktlich um 20 Uhr mit ihrem 50-Minuten-Set beginnen. Bereits nach dem ersten Song ist relativ vielen der Anwesenden klar, dass wir hier eine besondere Band sehen, die keine Musik nach einem 08/15-Prinzip präsentiert.
Das Trio aus Berlin bietet eine wahnsinnig interessante und abwechslungsreiche Musik aus verschiedenen Rock-Genres. Neben den klassischen Rock-Genres höre ich hier vor allen Dingen Post-Rock Einflüsse heraus, die zum Teil zu ausladenden und interessanten Jams einladen. Für viele mag das zu experimentell sein, aber mich holen FINAL STAIR damit voll ab. Noch dazu ist es interessant, wie viel Dynamik sich im Verlauf des Gigs aufbaut. Gegen Ende geht die Band noch einmal in die Vollen und nimmt ihren Heavy-Kram hervor, der ordentlich drückt.
Das Publikum hat die Band relativ schnell fest im Griff und in ihren Bann gezogen. Sänger Istvan ist zudem ein guter Alleinunterhalter und animiert das Publikum immer mal wieder. Wenn es nicht darum geht, nach THE ANSWER zu brüllen, erzählt er kurz etwas über die Geschichte der Songs und bedankt sich ausgiebig und gekonnt beim Publikum. Mit “gekonnt” meine ich dabei, dass es nicht wirkt, als würde er rein mit Floskeln um sich werfen. Tatsächlich wirkt die Band sehr authentisch und hat ordentlich Spaß auf der Bühne.
Die Band existiert bereits seit 2012 und hat einiges an Erfolgen hervorgebracht. Ein Glück, dass ich an diesem Abend im Colos-Saal mit Ihnen in Berührung gekommen bin, so schnell werde ich dieses Konzert ganz sicher nicht vergessen. Fans von guter Rockmusik sollten hier unbedingt reinhören.
THE ANSWER
Gegen 21:15 Uhr ist es dann endlich soweit und THE ANSWER betreten die Bühne. Es grenzt für mich persönlich schier an ein Wunder, dass ich diese Band noch einmal live erleben kann. Nach ihrer fünfjährigen Pause schlug die Meldung, dass sie auf die Live-Bühnen zurückkehren würden, für mich 2022 ein wie eine Bombe.
Direkt mit den ersten Klängen zu “Blood Brother” befinde ich mich wieder in dem wohligen Gefühl vom letzten Konzert in Saarbrücken, das tatsächlich eine gefühlte Ewigkeit zurückliegt. Cormac Neeson hat die Menge sofort in seinem Bann und ist durch und durch ein Sympathiebolzen. Doch auch der Rest der Band muss sich keineswegs hinter ihm verstecken. Natürlich blickt Gitarrist Paul Mahon relativ ernst auf der Bühne, doch das ist grundsätzlich der Konzentration geschuldet. Immerhin muss der gute Mann die gesamte Gitarren-Arbeit bei THE ANSWER übernehmen und diese war schon immer überragend. Das hält ihn aber keineswegs davon ab, zwischendrin immer wieder mit Basser Micky Waters und Drummer James Heatley herum zu albern.
Man sieht jedem der Bandmitglieder auf Anhieb in den Gesichtern an, wie viel Spaß sie haben, und das überträgt sich natürlich 1:1 aufs Publikum, das der Band vom ersten Ton an aus der Hand frisst. Neu dabei ist für diese Tour am Keyboard Cara Bruns, die nicht wie einst John Sinclair (Ozzy Osbourne) hinter einem Vorhang versteckt wird, sondern am rechten Bühnenrand steht und einen hervorragenden Job macht. Ich bin selbst nicht der größte Fan von Keyboards, doch im Blues- und Classic-Rock-Bereich bin ich inzwischen großer Fan davon. Vor allen Dingen, wenn es den Sound größer werden lässt und gewisse Stellen eine Untermalung gibt, die sie dann noch fetter klingen lassen. Genau das passiert an diesem Abend bei THE ANSWER und ich bin wirklich sehr positiv überrascht. Cara fügt sich perfekt ins Bandgefüge ein und alles harmoniert bestens miteinander. Eventuell eines der Instrumente, die bei THE ANSWER noch fehlten, denn auch der Mundharmonika-Teil mit Cormac wirkt dadurch noch fetter.
Die Setlist ist gut zusammengestellt und bietet viel Abwechslung, auch zwei Nummern von “Everyday Demons” werden präsentiert. Das Album, mit dem mich die Band einst überzeugen konnte und zum Fan machte. Die neuen Songs von “Sundowners” nehmen mit fünf Songs den Großteil der Setlist ein, was ich aber nicht schlecht finde, denn das Album ist verdammt gut. Die “Put Your Money On Me” Single wird ebenfalls gespielt, hier muss ich gestehen, dass mir die Live-Version doch deutlich besser gefällt als die Studio-Version. Doch genau das macht ja auch eine gute Live-Band aus, was THE ANSWER zweifelsohne ist.
Neben dem großartigen Songmaterial präsentiert sich die Band nach wie vor sehr nah beim Publikum. So springt Cormac wie gewohnt in die Menge und lässt alle im Raum für einen kurzen Moment knien, womit sich jeder im Raum gewissermaßen verbunden fühlt. Ein Gefühl, das zumindest ich auf Konzerten schon länger vermisst habe. Gegen 22:45 Uhr endet ein wirklich großartiges Konzert und die Band geht kurz darauf noch zum Merchstand für noch mehr Tuchfühlung mit den Fans. Es werden Bilder gemacht, Autogramme vergeben und kurze Gespräche geführt. Also alles wie gehabt bei THE ANSWER, denen die Live-Pause sichtlich gut getan hat und die keinerlei Schaden davongetragen haben. Wer die Band noch nicht live bewundern konnte, sollte das schleunigst nachholen. Hier verpasst man sonst einiges. (Pascal)
Setlist THE ANSWER:
Blood Brother
Nowhere Freeway
Under the Sky
Sundowners
Want You To Love Me
Put your money on me
Comfort Zone
Solas
Spectacular
Wild Heart
Come Follow Me
Cold Heart
Preachin'
(Fotos: Pascal)
